Der magische Reiter reiter1
Nordstraße führen, nicht weit von der Stadt entfernt. In den Wäldern kann ich für deine Sicherheit garantieren. «
Karigan nickte. »Das klingt ermutigend. Wie steht es mit der Stadt selbst?«
Abram zog eine Grimasse, oder jedenfalls sackten seine Schnurrbartenden nach unten. »Ich bewege mich nicht auf der Straße, sie liegt jenseits meiner Grenzen. Den Rest des Wegs musst du schon allein zurücklegen. Du dürftest den Ort wohl am Abend erreichen und wirst vermutlich die Nacht dort verbringen. Nicht die besten Aussichten, doch ich kenne ein ehrbares Gasthaus, das gut für die wenigen vorbeikommenden Händler sorgt. Es heißt Gefällter Baum . Wenn du Norden verlässt, findest du auf der anderen Seite des Orts einen Pferdepfad, der nach Süden führt. Er bringt dich ein Stück weit nach Sacor. Danach geht es durch offenes Gelände.«
Karigan zog die Knie an den Leib und schlang die Arme um sie herum. Das klang so, als nähere sie sich allmählich dem Ende ihrer Reise, und sie grinste. »Danke, Abram. Nun dauert es nicht mehr lange, bis ich König Zacharias die Botschaft übergeben kann.«
»Lass nicht in deiner Wachsamkeit nach, egal, wie nahe du der Burg des Königs bist«, sagte Abram warnend. »So etwas geschieht nur zu leicht, wenn man sich am Ende seiner Reise wähnt. Sei wachsam.«
»Ich versprech’s.«
»Gut …« Abram klopfte seine Pfeife am Kaminsims aus. »Wenden wir uns jetzt erfreulicheren Themen zu. Du hast mir von deinen Abenteuern erzählt, also werde ich nun einige von meinen Geschichten zum Besten geben.«
Abram sprach bis spät in die Nacht. Seine Geschichten nahmen langsam und bedächtig Gestalt an, seine Stimme war leise und melodiös. Er erzählte ihr von anderen Grünen Reitern, die durch seine Gegend gekommen waren:
»Das Unheil schien dem jungen Mayer wie eine Krähe zu folgen. Das Regal brach zusammen, wenn er ein Buch darauf ablegte, oder er stolperte über die Türschwelle. Eines Nachts stieß er versehentlich einen Ascheimer um und setzte fast die Hütte in Brand.« Abram deutete auf eine verkohlte Stelle auf dem Fußboden neben dem Kamin. »Das Unheil half ihm jedoch bei seinen Ritten. Er befand sich in Aftondorf in der Provinz Coutre, als dort Markttag war. Er fiel von seinem Pferd geradewegs auf einen Obststand. Die Verkäuferin, Tochter eines wohlhabenden Bauern, hat ihn geheiratet. Mayer befördert jetzt keine Botschaften mehr, sondern zieht auf seinem eigenen Stück Land Blaubeersträucher.«
Abram kicherte, als er sich erinnerte. »Da war Leon, in jeder Hinsicht ein besessener Spieler, der eine fragliche Vergangenheit mitbrachte, als er sich dem Botendienst anschloss. Er arbeitete hart an sich, ohne jedoch die Spielsucht je in den Griff zu bekommen, und saß so manches Mal mit mir hier vor diesem Feuer und versuchte, mir auch noch die letzte Kupfermünze abzuschwindeln. Meistens hatte er Erfolg. Bis er sein letztes Spiel machte.
Und dann war da Evoni … Evoni mit der herrlichen Stimme, die in Selium Musik hätte studieren sollen, statt die Farben der Grünen Reiter zu tragen.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Sie wurde von einem Adligen getötet, den die Botschaft erzürnte, die sie überbrachte.«
Abrams Geschichten erstreckten sich über mehr als fünfzig Jahre, und allmählich entfaltete sich das Erbe der Grünen
Reiter vor Karigans Augen. Er erinnerte sich noch an den Namen jedes Grünen Reiters, dem er begegnet war, und auch an jede Menge Einzelheiten.
»Werdet Ihr Euch auch an mich erinnern?«, fragte Karigan.
»Und ob ich das werde. In dir sehe ich den Geist der Ersten Reiterin, einer jungen Frau, die Botschaften übermittelte, als Sacoridien gerade erst gegründet war. Selbst dein Name kündet von alten Zeiten. Galatheon hätte man ihn in jenen Tagen ausgesprochen, nicht sehr viel anders als heute. Seine Bedeutung kenne ich jedoch nicht. Ich erwarte in den kommenden Jahren noch mehr von dir zu hören, junge Karigan. Diese Mission ist erst der Anfang.«
»Ich will nur, dass es vorbei ist.«
Abram schüttelte den Kopf. »Grüne Reiter sind immer in Eile. Weißt du, dass es eine Legende gibt, wonach während des Langen Krieges die Botenpferde der Clans von Sacor fliegen konnten? Dein großer Rotfuchs sieht nicht so aus, als könnten ihm Flügel wachsen, deshalb würde ich die Legende nicht allzu wörtlich nehmen. Vielleicht waren die Pferde nur außergewöhnlich schnell? Wer weiß das schon? Die alten Zeiten waren seltsam und erfüllt von Magie. Ich
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