Der magische Reiter reiter1
bekam große Augen. War sie die einzige Person in ganz Sacoridien, die nicht wusste, dass Magie noch in Gebrauch war?
»Jene, die diese Herberge errichteten, wollten sichergehen, dass sie verborgen blieb. Sie haben Bannsprüche über die
Gegend verhängt. Starke, alte Bannsprüche, da gehe ich jede Wette ein. Wenn du deine Magie einsetzt, so führt das zu einem Konflikt.«
Karigan runzelte die Stirn. »Woher wisst Ihr das alles?«
»Ich habe etliche Grüne Reiter gekannt, und sie haben mir vieles erzählt. Du siehst blass aus. Hast du etwas dagegen, wenn ich dir wieder hineinhelfe?«
Karigan klammerte sich heftig an den Zaunpfahl, als er eine Bärentatze von einer Hand ausstreckte. »Ihr solltet wissen, Förster, dass ich eine böse Kreatur aus Kanmorhan Vane getötet habe, außerdem einen Söldner und einen Schwertmeister. « Letztere Behauptung war etwas zweifelhaft – schließlich war es F’ryan Coblebay gewesen, der sich ihres Körpers bedient hatte, um Thorne zu besiegen –, doch wenigstens machte es Eindruck.
Der Hüne nickte ernst. »Ich bin sicher, du hast vieles geleistet, trotz deiner Jugend. Vielleicht kannst du mir von deinen Abenteuern erzählen. Es ist schon eine Weile her, seit ein Grüner Reiter hier des Wegs kam. Bitte lass mich dir hineinhelfen. Ich verspreche dir, dass ich dir kein Leid antun werde.«
Abrams ruhige Stimme klang aufrichtig. »Einverstanden«, sagte Karigan, »doch ich lasse mir nichts gefallen. Eine falsche Bewegung, und ich kann Euch nicht versprechen, dass Ihr die Nacht überleben werdet.« Sie war sich nicht ganz sicher, aber möglicherweise lächelte Abram. Bei dem struppigen Schnurrbart war das schwer zu sagen, doch die Fältchen um seine Augen vertieften sich. Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm in die Hütte führen.
Als Karigan bequem auf dem Bett lag, die Ellenbogen aufgestützt, setzte Abram Rust sich in den Stuhl vor dem Feuer.
Der Stuhl knarrte, als wolle er unter dem Gewicht zerbrechen, hielt jedoch stand. Abrams massiger Körper schien die Hütte auszufüllen. Es war still, während er nachdenklich den Blick schweifen ließ, jede Bewegung beherrscht, als überlege er sie sich gut, bevor er sie ausführte, selbst das Blinzeln seiner Augen.
»Diese Hütte verändert sich nicht, doch dafür wechseln die Reiter.« Seine tiefe Stimme ließ Karigan zusammenzucken. »Selten sehe ich denselben Reiter zweimal hier durchkommen. « Seine Schnurrbartenden sackten herab.
»Wieso?«
»Sie bewegen sich auf anderen Strecken und gehen anderen Aufgaben nach. Viele sterben. Ich besuche die Hütte, wenn ein Reiter da ist, um Neuigkeiten zu erfahren. Oft erzählen sie mir, dass einer von denen, die früher einmal hier waren, in Erfüllung seiner Pflicht gestorben ist.«
Karigan konnte das nicht glauben. »Wie lange kommt Ihr schon hierher?«
Er kicherte – ein leises, kehliges Geräusch. »Seit unzählbar vielen Jahren, Mädchen. Ich habe diese Wälder schon durchstreift, lange bevor die Reiter beschlossen, hier eine Herberge zu errichten. Ich durchstreifte sie schon, bevor Zacharias König wurde, sogar bevor seine Großmutter herrschte. Ich habe Sämlinge zu mächtigen Bäumen heranwachsen sehen, die hernach zu Asche zerfielen, bevor der Kreislauf erneut einsetzte. Während all dieser Veränderungen bin ich stets der Förster geblieben. Ich beschütze mein Reich so gut es geht, auch wenn die Bedrohung immer mehr zunimmt.«
»Bedrohung?« Karigan blickte sich in der Hütte um, als könnten jeden Moment Banditen durch die Wände aus grob gezimmerten Balken brechen.
»Die Mühlen. Der Bedarf an Papier. Viele Morgen Wald sind hier schon gefällt worden. Bislang geschah es außerhalb meines Gebietes, doch sie pflanzen keine neuen Bäume und dringen immer tiefer in den Wald vor.«
»Aber Eure Aufgabe ist es doch auch, Bäume zu fällen.« Karigan warf einen bedeutungsvollen Blick auf seine Axt.
»Da hast du recht, doch dies ist das Land des Königs. Ich bin der Hüter von Zacharias’ Wäldern, schon seit drei Generationen seiner Familie. Ich treffe eine Auswahl beim Fällen. Einige Mastbaumkiefern hier für Schiffsmasten, einige Zedern dort für Schindeln, und ich pflanze stets neue. Während der Forst woanders öde und leer bleibt, gebrauche ich meine Axt eher dafür, die Grenzen meines Reichs zu verteidigen. Die Bewohner von Norden drängen König Zacharias, sein Land für die Holzverarbeitung freizugeben. Manche versuchen es ohne Erlaubnis.«
»Dieses Norden ist
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