Der magische Stein
gewesen, das kann ich schon behaupten. Wir haben große Steine gesehen, Menhire, die gewaltig waren. Wie steinerne Riesen.«
»Und?«
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie und hob die Schultern an wie jemand, der friert. »Ich kann dir nichts Genaues darüber sagen. Wir haben uns sehr auf Aibon gefreut. Dieses Land sollte auch das unsere werden... Doch dann ist es ganz anders gekommen.«
»Wie anders genau?«
»Das Land hat mir Angst gemacht«, flüsterte Mandy. »Es war so bedrohlich. Besser kann ich es nicht beschreiben.«
»Hast du auch die Männer in Grau gesehen?«
»Nein. Aber sie müssen durch das Tor gekommen sein, das sich geöffnet hat. Jetzt wollten sie Menschenopfer, und die haben sie auch bekommen...«
»Und was weißt du noch?«
»Nichts mehr. Ich bin geflohen. Ich habe auf meine innere Stimme gehört, das war alles.«
Suko war mittlerweile zu uns gestoßen und hörte zu. »Aber ihr habt einen Ort, wo ihr euch getroffen habt, um mit dem Land der Druiden in Kontakt zu treten?«
»Ja, den gab es.«
»Und den könntest du uns auch zeigen?«
Mandy stutzte. Dann schluckte sie und bekam große Augen. »Wollt ihr dorthin?«
»Sicher. Wir brauchen eine Spur. Ist es möglich, dass das Tor noch offen ist?«
»Davon kann man ausgehen«, erklärte sie. »Es muss offen sein. Sonst wären ja die beiden Mörder nicht gekommen – oder?«
Suko und ich schauten uns an. Dabei verfolgten wir den gleichen Gedanken, und mein Freund sprach ihn aus. »Ich denke, dass wir uns den Ort mal ansehen sollten, John.«
»Das meine ich auch.« Meine nächste Frage galt Mandy Gilmore. »Liegt er weit von hier entfernt?«
»Nein, mit dem Auto nicht.«
»Dann sollten wir hinfahren.«
Hätte es den Rover in ihrem Rücken nicht gegeben, sie wäre bestimmt einen Schritt zurückgetreten. So aber blieb sie stehen und flüsterte: »Jetzt sofort?«
»Ja, die Nacht ist lang. Solange die Chance besteht, dass sich Aibon offen zeigt, sollten wir hinfahren.«
Mandy wusste, dass sie sich nicht drücken konnte. Auch wenn sie ihre Zweifel hatte, letztendlich stimmte sie zu, und das zeigte sie mit einem Nicken. »Noch weiter nach Süden. In Richtung Biggin Hill. Dort befindet sich dieser Ort.«
»Wie weit ist es ungefähr?«
»Nicht mal zehn Meilen.«
Ich blickte Suko an. »Das hört sich gut an. Ich denke, wir sollten es versuchen.«
»Okay.«
Mandy fasste mich an beiden Armen an. »Wirklich sofort? Hast du das ernst gemeint?«
»Aibon ist kein Spaß«, erklärte ich.
»Ja, das weiß ich jetzt auch.«
Die Reste der beiden vernichteten Killer ließen wir liegen. Sie waren kaum mehr vom Untergrund zu unterscheiden und würden bald ganz in den Boden eingesickert sein.
Warum hatten sie ihr Land verlassen? Was wollten sie hier? Wer hatte ihnen den Auftrag erteilt?
Steckte vielleicht Guywano dahinter?
Es war möglich, denn wenn Böses aus Aibon kam, dann hatte zumeist er seine Hände im Spiel.
Als ich in den Rover einstieg, kam mir der Gedanke an das Vogelmädchen Carlotta in den Sinn. Ich malte mir aus, wie sehr ihre Ziehmutter Maxine Wells darunter litt, dass Carlotta verschwunden war. Wahnsinnig gerne hätte ich ihr bei der Suche geholfen. Das war leider nicht drin. In diesem Fall war Aibon wichtiger.
Leider, konnte ich da nur sagen...
***
Als wir das Waldgebiet um Croydon herum verlassen hatten, wurden die Straßen zwar besser, aber kaum breiter. Wie schmale Adern zogen sie sich durch die nächtliche Landschaft. Wir fuhren durch einen Ort, der New Addington hieß, danach blieben wir auf der gleichen Straße, die uns direkt nach Biggin Hill brachte, wobei Mandy uns erklärte, dass wir nicht in den Ort hinein mussten. Der Platz, an dem sie sich getroffen hatten, lag außerhalb. Und dann fügte sie noch etwas Wichtiges hinzu, denn wir erfuhren, dass sie die Sprache der Druiden gelernt hatte und auch die entsprechenden Worte kannte, um den Kontakt herzustellen.
Ich war überrascht und fragte: »Wo hast du sie denn gelernt?«
»Aus alten Büchern. Vieles ist in das Gälische mit hineingeflossen. Ihr könnt sie nicht?«
»Nein«, sagte Suko. »Außerdem ist sie sehr kompliziert, kann ich mir vorstellen.«
»Ja, das schon. Man muss sich eben mit ihr beschäftigen. Danach geht es.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Nicht weit entfernt sahen wir einige Umrisse von kleinen Häusern. Ansonsten lag alles eingebettet in eine tiefe Dunkelheit.
Unser Gast hatte jetzt eine gespanntere Haltung eingenommen. Sie wies uns an,
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