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Der magische Stein

Der magische Stein

Titel: Der magische Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde mir keinen Hinweis auf die andere Welt geben, die in manchen Überlieferungen ja so etwas wie das Fegefeuer sein sollte.
    Mandy Gilmore und Suko kamen langsam auf mich zu. Sie waren zwei Schatten in der Dunkelheit. Mandy hatte ihre Arme um sich gelegt. So kam sie mir vor, als würde sie frieren.
    Nicht weit von mir entfernt blieben beide stehen. Noch taten sie nichts. Ich wartete ab, denn das hier war weder Suko’s noch mein Spiel. Hier kannte sich Mandy aus, und die trat einen Schritt vor.
    »Sind wir hier richtig?«, fragte ich sie sicherheitshalber.
    »Ja, das sind wir.«
    »Zu sehen ist nichts.«
    Sie gab mir keine Antwort. Langsam drehte sie sich auf der Stelle und breitete ihre Arme aus wie ein Magier vor seiner großen Schau. Ihr Gesicht blieb dabei regungslos, nicht mal die Lippen zuckten. Die Augen waren weit geöffnet wie bei einer Person, die etwas suchte, das irgendwo in der Nähe versteckt war.
    »Das Klima stimmt«, flüsterte sie und deutete in die Höhe. »Wir haben Vollmond, schaut hin.«
    Das traf zwar zu, aber wenn ich ehrlich war, hatte ich den vollen Mond auch schon besser gesehen. Für uns war er nicht mehr als ein blasser Fleck, denn oben am Himmel hingen einfach zu viele Wolken, durch die er gerade noch durchschimmern konnte.
    »Wenn Vollmond ist«, sprach sie weiter, »dann können sich die Tore öffnen.«
    »Tore?«, fragte ich.
    »Ja, denn es gibt ja nicht nur das eine. Tore in das Land der Druiden finden sich auch woanders. Wenn man durch die Gegend fährt, egal, in welche Richtung, wird man überall auf sie treffen, solange die Bedingungen perfekt sind.«
    »Und das sind sie jetzt?«, fragte ich.
    »Ja, das sind sie. Aibon ist bereit. Es lauert. Wer Augen hat, kann es fast sehen. Dieser Ort hier ist uralt. Vor langer, langer Zeit hat man ihn bereits benutzt. Hunderte von Jahren muss man sich in die Vergangenheit versetzen, um alles begreifen zu können. Hier haben ihre Blutfeste stattgefunden. Hier wurden Menschen den Göttern geopfert, und die Strahlkraft dieses Ortes hat sich auch über die Jahrhunderte hinweg gehalten. Man muss nur das Gefühl dafür haben, und das kann man erlernen, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Das haben meine Freundinnen und ich getan. Wir wollten die Botschaft der Druiden in die Welt tragen. Leider ist uns das nicht gelungen, denn wir haben nicht mit der negativen Seite gerechnet. Da waren wir zu blauäugig.«
    Ich wollte zur Sache kommen und fragte Mandy direkt: »Sag, was uns erwartet!«
    »Vielleicht die Männer in Grau.«
    »Darauf kann ich verzichten.«
    »Ich weiß aber nicht, wer das Tor aufstößt«, erklärte Mandy. »Man kann nur raten. Es kann auch die andere Seite sein. In Aibon ist alles so weitläufig und groß. Man kann nichts zuvor sagen. Aber ich werde es versuchen, denn ich habe erlebt, dass auch die Männer in Grau nicht unsterblich sind.«
    »Das wäre auch noch schöner«, murmelte ich. Danach war es an der Zeit, zu schweigen.
    Die Stille belastete uns nicht. Nur ein leichter Wind wehte in den lichten Wald hinein. Ich empfand ihn als angenehm. Manchmal schaffte er es, die Blätter zu bewegen, sodass über unseren Köpfen ein geheimnisvolles Rascheln entstand.
    Mandy Gilmore senkte den Kopf. Wahrscheinlich musste sie sich konzentrieren, wenn sie in der alten Sprache der Druiden das Tor öffnen wollte.
    Ich versuchte derweil, mich gedanklich auf Aibon vorzubereiten.
    In diesem Reich stand das Rad der Zeit versteckt, durch das jemand in die Zukunft und auch in die Vergangenheit schauen konnte. In Aibon lebte auch mein Freund, der Rote Ryan. Er war eine schillernde Figur und zugleich ein Todfeind des Druidenfürsten Guywano, der seinen Machttrieb noch immer nicht aufgegeben hatte und nach wie vor versuchte, beide Teile unter seine Kontrolle zu bringen. Bisher hatte man ihn immer wieder abwehren können, aber irgendwann würde es zur letzten großen Auseinandersetzung kommen.
    Oder fing sie bereits an? Hatte er deshalb die Männer in Grau losgeschickt, die ebenfalls Aibon kontrollieren wollten?
    Ich konnte mir noch so sehr das Hirn zermartern, ich kam zu keinem Ergebnis.
    Außerdem riss mich Mandys Stimme aus meinen Gedanken. Sie redete, aber man konnte zweifelsohne das Gefühl haben, dass nicht sie es war, die sprach.
    Ihre Stimme hatte sich einfach zu stark verändert. Auf irgendeine Art und Weise war sie neutral geworden; und auch dunkler und kratziger. Mandy schien in irgendeiner Höhle zu hocken, vom Himmel und der Welt

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