Der magische Stein
etwas Vertrautes um mich herum zu wissen.
Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl. Das war nicht das Aibon, das ich kannte. Nicht die Welt, in der ich sogar Freunde besaß. Hier überkam mich das Gefühl einer ständigen Bedrohung.
Es war nichts zu entdecken. Es gab auch keine unmittelbaren Gefahren, die mich bedrohten, aber da lauerte etwas im Hintergrund, das nur darauf wartete, zum Vorschein zu kommen, und sich noch zurückhielt. Aibon war nicht nur das Paradies, wer hätte das besser gewusst als ich.
Aber eine Tatsache irritierte mich trotzdem. Ich schien mich nicht in dem Gebiet des Guywano zu befinden. Da gab es keine frischen Wälder. Da war alles tot. Ausgestorben. Es wirkte wie verbrannt. Staubige Flächen, verkrüppelte, bleiche Bäume. Ein Land, in dem das Böse auch äußere Zeichen gesetzt hatte. Zudem war es bevölkert von Gestalten, die nur dem mächtigen Druidenfürsten gehorchten und entsprechend aussahen. Einen Roten Ryan gab es dort nicht. Es regierte einzig und allein die Verlorenheit.
Nein, dort befand ich mich nicht – und doch fühlte ich mich bedroht.
Ich schickte einige Blicke in die Höhe an den Steinen entlang. Säulen, die unüberwindbar schienen. Sehr hoch ragten sie, und auf halber Höhe umwölkte sie ein dünner Nebel.
Mehr registrierte ich nicht. Keine Tiere, keine Angreifer, aber auch keine Wesen wie Elfen oder Feen, die die paradiesische Seite des Landes bevölkerten und in den dichten Wäldern Schutz fanden.
Suko sprach mich an, und er traf genau das, was ich dachte. »Es gibt Probleme, nicht?«
Ich drehte mich zu ihm hin. »Ja, da hast du Recht: Es gibt Probleme.«
»Und?«
»Ich weiß nicht, wo ich mich befinde. Da bin ich ehrlich.«
»Aibon«, entgegnete mein Freund.
»Ja, das schon. Aber in welchem Teil? Ich glaube nicht, dass wir im Gebiet des Roten Ryan sind, aber auch Guywano kommt mir dabei nicht in den Sinn. Deshalb frage ich mich, wo wir hier sind. Kannst du mir eine Auskunft geben?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Und Mandy?«
»Sie ist fertig und muss erst mal zur Ruhe kommen.« Suko hielt unsere Verbündete noch immer fest. Mandy hatte die Augen geschlossen. Sie sah aus, als würde sie im Stehen schlafen.
»Okay.« Ich wies auf die Steine. »Sie müssen etwas zu bedeuten haben, denke ich. Ich glaube nicht, dass sie zufällig hier stehen. Sie erinnern mich sogar an die Flammenden Steine, bei denen unsere Freunde leben. Ich denke nur, dass sie eine andere Funktion haben.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja, Suko, sie müssen eine Bedeutung haben.«
Beide wurden wir durch das Stöhnen abgelenkt. Mandy Gilmore hatte es ausgestoßen. Sie drängte sich von Suko weg und presste sich beide Hände gegen das Gesicht. Erst jetzt schien sie richtig zu sich zu kommen, und wir hörten beide ihr Schnaufen.
Anschließend wunderte sie sich darüber, wo wir uns befanden. Wir ließen sie auch jetzt in Ruhe, damit sie sich umschauen konnte. Dabei beobachtete ich ihr Gesicht. Manchmal konnte man so die Gefühle ablesen. Nur war das bei ihr nicht der Fall. Es blieb ausdruckslos, und sie schüttelte sogar einige Male den Kopf, als hätte sie Probleme, sich zurechtzufinden.
Ich sprach sie an. »Erinnerst du dich, Mandy?«
Sie bewegte sich langsam und drehte mir den Kopf zu. »Woran sollte ich mich erinnern?«
»An diese Welt zum Beispiel.«
»Nein«, murmelte sie. »Nein, daran erinnere ich mich wirklich nicht. Ich habe sie noch nie gesehen.«
Ich ließ nicht locker. »Aber du musst dich auskennen. Du hast uns das Tor geöffnet. Durch deine Beschwörungen haben wir den Eintritt ins Paradies erlangt.« Meine Stimme war jetzt nicht ohne Spott. »Ist dir das nicht bekannt?«
»Nein, das ist es nicht. Ich habe auch nicht gewusst, dass Aibon schon so nahe ist. Es war praktisch nur ein Schritt von unserer Welt in diese hier.«
»Ja. Und fühlst du dich wohl?«
Mandy wartete nicht lange mit ihrer Antwort. »Nein, ich fühle mich nicht wohl. Meine Freundinnen und ich haben immer gedacht, in ein Paradies zu gelangen, aber ein Paradies sieht anders aus. Es ist hell und freundlich und nicht so bedrückend und düster.« Sie deutete auf die Steine. »Die meine ich.«
»Kannst du dir vorstellen, dass sie eine Bedeutung haben?«
»Ja, das kann ich.« Sie nickte. »Bitte, ihr müsst mich nicht unbedingt ernst nehmen. Nur habe ich das Gefühl, dass diese Steine mit den Männern in Grau zu tun haben. Nicht lachen, aber ich werde diese Ahnung einfach nicht los.«
Wir lachten nicht. Wir
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