Der magische Stein
fragte ich.
»Der Stein lebt, John. Der Stein steckt voller Magie. Und Magie kann man mit Magie bekämpfen.«
»Was heißt das bei dir?«
Er griff dorthin, wo er seine Dämonenpeitsche stecken hatte. Das Ritual kannte ich. Hervorholen, den Kreis über den Boden schlagen, dann rutschten die drei Riemen aus der Öffnung.
Bei den Männern in Grau hatte er es praktiziert, doch gegen einen Stein anzugehen, sah ich schon als verdammt wild an.
Er schaute mich noch mal an, als wollte er eine Bestätigung bekommen. Ich hob nur die Schultern. Wegen mir sollte er das tun, was er für richtig hielt.
Suko suchte sich die richtige Entfernung für einen Schlag aus. Zu zielen brauchte er nicht, der Stein ließ sich wirklich leicht treffen. Ein kurzes Ausholen, dann der Schlag – und der Treffer.
Mandy und ich hörten, wie die drei Riemen gegen den Menhir klatschten. Suko hatte Recht wuchtig zugeschlagen, sodass die Moosschicht an der Stelle aufgerissen wurde. Mein Partner wollte es wissen und schlug noch mal zu, bevor er zurücktrat und sich zu uns gesellte.
Keiner von uns gab einen Kommentar ab. Wir warteten darauf, dass etwas passierte. Im Gegensatz zu Mandy kannte ich die unheimliche Kraft der Dämonenpeitsche. Sie war wirklich eine Macht für sich. Wenn sie auf eine andere Magie traf, dann war sie in der Regel die Stärkere.
Auch hier?
Zunächst passierte nichts. Erste Wellen der Enttäuschung überfielen mich. Ich ging davon aus, dass Suko auf das falsche Pferd gesetzt und die Macht der Peitsche überschätzt hatte.
Aber das stimmte nicht. Die Peitsche war ihrer Funktion nachgekommen. Sie hatte sich gegen das gestellt, was sich im Innern des Steins befand. Magie gegen Magie, und der Menhir fing tatsächlich an, sich zu verändern. Es war für uns alle etwas Besonderes und zugleich ein Rätsel. Wir sahen zu, wie sich die Kraft sichtbar ausbreitete.
Das grüne Aibon-Licht war plötzlich da, und es kam mir so Vertrauen erweckend vor. Es tobte im Innern des Gefüges, und es war zu sehen, wie es sich von unten nach oben ausbreitete. Innerhalb der Masse stieg die grüne Farbe hoch. Sie hatte sich in Adern aufgeteilt und zirkulierte dabei wie schnell laufende, grüne Rinnsale, die von unten nach oben flössen.
Der Stein erhellte sich von innen. Er wurde allerdings nicht glasklar, sodass wir hineinschauen konnten. Das zuckende Licht verwandelte sich in eine trübe Brühe, die ständig höher stieg. Es sah ganz so aus, als wollte sie auch das Ende erreichen.
Ich schüttelte den Kopf. Ich sprach mit mir selbst und wusste nicht, was ich sagte.
Der Menhir war nicht mehr die Erscheinung, wie wir sie vorgefunden hatten. Er hatte sich verändert, und fast hätte man meinen können, dass er starb.
Erste sehr unangenehm klingende Geräusche drangen an unsere Ohren. Im Innern des Menhirs fing es an zu knacken, denn dort brach die Struktur allmählich zusammen.
Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Da konnte man noch so lange auf der Welt sein, man erlebte immer etwas Neues. Ich dachte bereits an ein Sterben des magischen Steins.
Aus seinem Innern wehten uns die Geräusche entgegen. Es war ein Knirschen, Knacken und Brechen, als würden dort Knochen zerstückelt werden.
Jetzt platzte auch die äußere Haut auf. Der riesige Menhir bekam an verschiedenen Stellen Risse. Im Innern sah es so aus, als wäre sein Gefüge flüssig geworden, durchaus zu vergleichen mit grüner Lava.
Als sich die Geräusche noch mehr verstärkten, war das für uns wie eine Warnung. Keiner wollte mehr auf seinem Platz stehen bleiben. Da brauchten wir uns auch nicht großartig abzusprechen. Jetzt war es wichtig, dass wir hier wegkamen, bevor das Gebilde zusammenbrach und uns unter sich begrub.
Eine absolute Sicherheit gab es nicht. Wenn der Menhir auseinander platzte und seine Reste wegschleuderte, dann in alle Richtungen, da würden auch wir nicht verschont bleiben.
Deshalb suchten wir eine einigermaßen gute Deckung. Von dort aus war es uns auch möglich, den Stein im Blickfeld zu behalten.
Noch kämpfte er um seine Existenz. Aber er war bereits ins Wanken geraten. Für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis er endgültig zusammenbrach.
Es passierte intervallweise. Wir sahen ihn sacken, aber er fiel noch nicht richtig auseinander. Doch an den Seiten sprühte diese grüne Lava hervor. Der Druck kam aus dem Innern wie bei einem überhitzten Kessel, der seine Energie verlor.
Und dann starb er!
Das passierte nicht mal auf eine spektakuläre Art
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