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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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hierblieben. Er hielt inne, und Michael sah an seinem normalerweise unbewegten Gesicht, daß er mit sich kämpfte. Sollten doch Utwychtan und Teowynn mit

    seinem Volk zurück in den Norden ziehen, sagte er, als sei ihm die Idee gerade erst gekommen. Michael schüttelte den Kopf. Ringbone nickte, und auf seinem Gesicht erschien sein seltenes Lächeln. Wenn sie denn später wieder nach Norden kämen, würden sie sein Volk vier Tagesmärsche westlich des verbrannten Dorfes antreffen. Man hatte entschieden, daß es besser war, sich den Rittern zu stellen als dem Waldvolk — und an dieser Stelle warf er einen Seitenblick auf den schweigenden Mirkady. »Dhanweyr moih«, sagte er schließlich. Michael wünschte ihm ebenfalls eine gute Reise. Dann stand Ringbone in einer raschen Bewegung auf und verschwand, um den Aufbruch seiner verbliebenen Leute zu organisieren. Sie machten sich auf den Weg, verschwanden der Reihe nach zwischen

    den Bäumen. Vierzig Seelen auf der Suche nach einer Zuflucht. Michael hatte den Eindruck, daß er ein altes, schon oft geübtes Ritual beobachtete. Es war so natürlich wie der Wechsel der Jahreszeiten, daß Menschen weiterzogen, nach einem besseren Ort zum Leben suchten. Auch wenn sie dabei in ihren Untergang liefen. Es wurde still, als der letzte der Fuchsleute verschwunden war. Michael, Cat, Mirkady und der riesige Dwarmo gingen den Talhang hinauf, weg vom Gestank der Toten und dem Rauch der Scheiterhaufen. Sie zündeten ein Feuer an, um Wasser zu kochen und ihre Wunden zu behandeln. Die Nacht umfing sie. Am Rande ihres Lagers hielt Dwarmo unbeweglich Wache und sah dabei wie ein wuchtiger Megalith aus, während Mirkady mit zuckenden Ohren den Geräuschen des Waldes lauschte.

    Michael und Cat tranken Waldmohnextrakt, um den Schmerz ihrer Wunden zu lindern, und brannten sich gegenseitig die Verletzungen mit einer glühenden Messerklinge aus. Michael war klar, daß Narben zurückbleiben würden, als er die Blessuren an Cats Beinen behandelte, und er war traurig darüber, daß ihre makellose Schönheit davon beeinträchtigt werden würde. Sie war dünn und abgemagert wie ein Windhund, und ihre Brüste wirkten winzig — kaum größer als die dunklen Brustwarzen. Er küßte ihren Nabel, nachdem er ihre Wunden mit dem Messer behandelt hatte, und legte ihr Verbände an. »Du mußt mehr essen, Cat.« »Und was ist mit dir? Du siehst mit deinem Bart aus wie ein halbverhungerter Prophet, obwohl deine Schultern fast so breit sind wie Dwarmos. Wie bist du so groß geworden?«

    »Das habe ich geerbt.« Sie aßen aufgewärmtes Wildbret und Waldzwiebeln und tranken etwas von dem Roggenschnaps, den Ringbone Cat gegeben hatte. Es war ein feuriges Getränk, das für den Stamm von großem Wert war, da man es nur durch Handel mit den Dorfbewohnern bekommen konnte, eine klare Flüssigkeit, die aber einen kräftigen Geschmack hatte, wie Methylalkohol mit einem Schuß von Getreide und Sommerstaub. Sie tröpfelten etwas davon mit angespannten und schmerzverzerrten Gesichtern auf ihre Wunden, und Mirkady mußte kichern. Er lehnte es ab, von dem Schnaps zu trinken, und erinnerte sie an den süßen Met, den sie in seiner Höhle genossen hatten. Sie fachten das Feuer ordentlich an, als die Nacht richtig anbrach. Von Westen her schoben sich schwere Wolken vor die Sterne und versprachen Regen vor Tagesanbruch. Die Bäume schwankten unbehaglich im Wind, ihre Wipfel bewegten sich wie die Wogen eines großen, dunklen Meeres. Ihr Lagerfeuer war ein einsam funkelndes Juwel inmitten des düsteren Waldes, denn die Scheiterhaufen waren mittlerweile zu Asche zerfallen, und die Toten von Ringbones Stamm hatten sich wie ein Mottenschwarm in die Luft erhoben, der sich auf ein fernes Licht zu bewegt. »Ihr wollt also nach Süden«, sagte Mirkady schließlich mit ernster Stimme. Michael nickte. Cat lag in seinen Armen, und sein Kinn ruhte auf ihrem Haar. Ihre kalten Finger hielten die seinen umklammert. »Ich weiß nicht, ob ihr eine Vorstellung von dem Land habt, das ihr betreten werdet«, fuhr der Wyrim fort. »Es heißt nicht umsonst Wolfswald. Und Wölfe sind noch mit das Harmloseste, das euch dort begegnen wird.« »Das wissen wir«, sagte Michael mit fester Stimme. Er spürte, wie Cat zitterte, und umarmte sie noch fester. Tatsächlich? ... Schwester Catherine, du weißt doch Becheid. Du kennst die Geschichten. Kannst du diesem Mann diesen Wahnsinn nicht ausreden?« Cat löste sich aus Michaels Armen, beugte sich vor und

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