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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Diese dunklen Augen fixierten ihn. Mit plötzlicher Klarheit begriff er, daß sie auf ihre Weise eine einsame Nacht genauso fürchtete wie er. Aber sein Gesicht blieb unbewegt. Er war sicher, daß er eine Grenze überschritten hatte, einen unausgesprochenen Vertrag mit seiner Anspielung verletzt hatte. Schließlich lächelte sie; ein breites, wohlwollendes Lächeln. »Versprichst du mir, daß du im Schlaf nicht Gälisch sprichst?« »Versprochen.« Diesmal war er nicht zu müde oder betrunken. Sie liebten sich vorsichtig und rücksichtsvoll, bemüht, den anderen nicht zu bedrängen. Es war nichts Weltbewegendes, aber danach legte er den Kopf an ihre Brüste und genoß das Gefühl, in ihren Armen zu liegen. Keine Wildnis hatte sie abmagern lassen, keine Narben bedeckten ihre Haut. Er preßte sein Gesicht an ihren reifen Körper, als er könne sich darin vergraben, während draußen die Dämmerung anbrach und in finsteren Straßenecken die Geschöpfe des Waldes ihre Wache hielten. Für lange Zeit schien er durch eine unbestimmbare Welt zu schweben, eine Traumwelt, durch die bekannte und unbekannte Gesichter kreisten. Cat war da, aber sie hatte sich irgendwie verändert, war füllig geworden und hatte große Augen bekommen. Sein Großvater war auch da -der alte Pat. Und Rose war da. Sie weinte.

    »Komm und hol mich, Michael. Bring mich nach Hause.« Nach Hause. Der Schwarze Reiter schob sich wie eine dunkle Wand vor. Er war riesig und schwarz wie eine

    sternlose Nacht. Immer höher wuchs er empor, wurde groß wie ein Hügel und verwandelte sich in ein hoch aufragendes, halb verfallenes Schloß auf einer Felsspitze. Es lag so hoch, daß Wolken über seinen Zinnen lagen und graue Nebel die Mauern befeuchteten. An den Mauern wuchsen riesige alte Bäume mit wirr verschlungenen Ästen und Wurzeln, die sich tief in den felsübersäten Lehmboden gruben. Ihr Laubdach war so dicht, daß es wie ein festgewebter Teppich für Riesen wirkte. Aus den dunklen Tiefen des Schlosses klang das Heulen Tausender Wölfe.

    Mit einem Schrei öffnete er die Augen, und Cat beruhigte ihn, drückte ihn an sich. »Ist ja gut, Liebster. Alles ist gut.« Es war Tag. Er roch den durchdringenden Brandgeruch, der in der Luft lag, und irgendwo erklang das Klagelied einer

    Mutter. Leute gingen umher, unterhielten sich murmelnd. »Mirkady«, krächzte er aus trockener Kehle. »Hier, mein Freund.« Das diabolische Gesicht tauchte grinsend vor ihm auf. Michael schloß die Augen wieder und lehnte sich in Cats Arme zurück. In der Nähe vernahm er Ringbones Stimme. Geschäftiges Treiben war zu hören. Er öffnete die Augen und sah Cat an. »Sie brechen auf, nicht wahr? Sie gehen zurück nach Norden.« Sie nickte. Hinter ihr erschien eine klotzige Gestalt mit mächtigen Fangzähnen. »Dieser Teil der Welt ist kein Ort für Menschen«, sagte Dwarmo. »Sie haben viele Opfer bringen müssen.« »Sie werden noch mehr Opfer bringen müssen, bis sie wieder zurück in die Wälder der Menschen kommen«, meinte Mirkady mit einem Augenzwinkern.

    Michael hätte ihn am liebsten geschlagen. Statt dessen setzte er sich auf. Der glühende Schmerz in seinem Schenkel nagelte ihn am Boden fest, und darüber hinaus hatte er noch drei oder vier andere schmerzhafte Wunden an Armen und Beinen. Das Ulfberht lag neben ihm. Er sah sich um und erblickte die Scheiterhaufen, die zum Anzünden bereit waren. Daneben die dunkleren Hügel mit den gefallenen Feinden. Es mußten Hunderte sein. Die Überlebenden von Ringbones Volk packten ihre kümmerlichen Habseligkeiten zusammen. Die Frauen hatten rote Augen, und manche bluteten aus tiefen Schnittwunden, die Männer wirkten wie wandelnde Leichen. Nicht mehr als vierzig waren mit dem Leben davongekommen. Michael zählte weniger als ein Dutzend Männer, die noch stehen konnten. In der Mitte des Lagers standen die zwei Pferde, Risse und Bißwunden auf den Flanken. Wenigstens hatten sie überlebt. Ringbone setzte sich zu ihm. Am Unterarm und am Bizeps trug er Verbände aus Baumrinde. Niemand im Lager schien unverletzt davongekommen zu sein, Cat eingeschlossen. »Cadyei?« fragte ihn der Fuchsmann. Er sagte, daß es ihm gutging. Ringbone blickte für einen Augenblick zu Boden und fragte, ob er und Cat immer noch nach Süden gehen wollten. Michael sah sie an, und sie blinzelte ihm zu, obwohl Mirkadys Augen sich verdunkelt hatten. Ringbone ignorierte die beiden Wyrims. Sein Volk ging nach Norden, sagte er. Sie würden nicht überleben, wenn sie

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