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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Angelegenheiten, die mich nichts angehen. Das passiert, wenn man so selten mit jemandem spricht. Ich versuche dann, soviel wie möglich zu erfahren, damit ich darüber nachdenken kann, wenn ich wieder alleine bin.« Schweigend aßen sie zu Ende. Wieder hörte Michael einen Wolf in der Dämmerung heulen. Es klang verzweifelt. Eine einsame Seele, verloren in der Tiefe des Waldes. Cat half dem Bruder beim Abwasch. Sie legte einen merkwürdigen Trotz an den Tag, als wollte sie ihn herausfordern, mit ihr zu streiten. Sie wischte die kleine Wasserlache auf, die sich an der Tür gebildet hatte, und legte dann die hölzerne Schwelle wieder an ihren Platz. Draußen war die Lichtung von Pfützen übersät, deren Oberfläche der Wind kräuselte. Michael sah die beiden Pferde unter einem Verschlag stehen, sah die Bewegungen der Ziegen in ihrem Gehege und das Flattern vonHühnern in denBalkeneiner anderen Hütte. Eine friedliche Nacht schien vor ihnen zu liegen. Wenn die unglaubliche Höhe der Bäume nicht gewesen wäre, hätten sie sich an jedem anderen Ort im Wildwald befinden können. Wie konnte ein Mann jahrein, jahraus an diesem Ort leben, an dem die einzige Abwechslung der Wechsel der Jahreszeiten und des Wetters war? Michael hatte einmal gedacht, daß seine Reise ihn durch eine Idylle führen würde, mit Schlössern und Rittern, Feen und Kobolden. Es war anders gekommen, als er es sich vorgestellt hatte. Er dachte an zu Hause, an die Farm. Es schien so lange her zu sein. Eine andere Welt. Für zwei Penny würde ich jetzt zurückgehen, dachte er mit plötzlicher
    Vehemenz. Einfach nach Hause gehen. Märchenwelt. alles vergessen Vergiß und die
    Und Cat? Und Rose?

    Es war alles so kompliziert. Diese Welt berührte sich mit der, die er seine eigene nannte. Darum war er letztendlich hier. Er war nicht bloß ein Besucher. Als er wieder in das Innere der Hütte zurückkehrte, sah er zu seiner Überraschung, daß Bruder Nennian aus einer langen, weißen Tonpfeife rauchte, die rußbefleckt und abgegriffen war. Der heilige Mann grinste und zeigte dabei kräftige, aber lückenhafte Zähne. »Das Kraut ist eine Schwäche von mir. Ich baue es selbst an, aber es gibt nur eine kleine Ernte.« Michael mußte an Mullans herrliche Peterson denken, rot wie frisches Blut. Die Rauch aus der Pfeife des Bruders roch erstaunlich würzig. Er erklärte, daß er Kräuter unter den Tabak mischte und dann alles mit Honig tränkte, um ihm mehr Geschmack zu geben. Weiter hinten auf der Lichtung hatte er eigene Bienenstöcke. Bienen waren etwas, das das Waldvolk immer schätzte. Und die Bären, aber die waren hier selten. Einmal hatte einTroll einenganzenMorgenander Grenze des heiligen Bezirks gesessen und ihm für etwas Honig eine Geschichte erzählt. Aus dem Bienenwachs konnte man außerdem die besten Kerzen der Welt machen. (An dieser Stelle wies er auf die schlanken, bleichen Gegenstände auf einem Regal unter der Decke.) Aber unterhalten konnte man sich am besten an einem Feuer. »Abends sitze ich hier, allein mit dem Feuer und den Bäumen. Ich weiß, daß ich kein guter Priester bin. Das wird mir dann klar. Mein Glaube ist aber stark genug, um die Bestien in Schach zu halten, wenn es wirklich Glaube ist. Manchmal frage ich mich, ob ich den Wald nicht auch trotz all seiner Schrecken liebe. Hier zu leben, ohne eine Seele, mit der man sich unterhalten könnte, in diesem tiefen, schwarzen Wald, das ist für mich Friede ... Vielleicht ist es sogar wie ein Gebet.« Er warf Cat einen scharfen Blick zu. »Was ihr -du und dein Volk -über diesen Ort sagt, ist die Wahrheit. Der Wald lebt, besonders hier im Süden. Er erinnert sich an Dinge.« Ein Bild von Rose, rücklings im Laub, unter einem Mann. Michael blickte zu Boden. Der Bruder fuhr fort: »Ich habe hier an düsteren Tagen das Ende der ersten Expedition der Brüder gesehen. Ich habe sie bei ihrem letzten Kampf um das Kreuz geschart gesehen, habe gesehen, wie die Bestien sie abschlachteten. Ich habe das heidnische Festmahl gesehen, das diesem Kampf folgte. Und ich habe den Schwarzen Reiter gesehen, der darüber wachte.« Die Miene des Bruders hatte sich verdüstert. Trotz seiner rundlichen Gemütlichkeit wirkte er jetzt grimmig und abweisend. Das Licht des Feuers warf scharfe Schatten in sein Gesicht.

    »Er kommt ab und zu hierher, sitzt am Rande der Lichtung auf seinem Pferd und beobachtet mich bei der Arbeit. Kein Kreuz und kein Gebet kann ihn vertreiben. Ich habe ihn mitten in der Nacht gesehen,

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