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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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kleine Dampfwolke stieg auf. Der Bruder sah zufrieden aus. »Im Wasser bildet sich zu schnell eine trennende Dampfschicht, und das Metall kühlt nicht schnell genug ab. Lehm ist besser. Urin übrigens auch. Man sagt, das beste Mittel zum Abschrecken sei Blut.« Michael wischte sich den Schweiß aus den Augen. Heiße Luft flimmerte über dem Schmiedefeuer. »Warum bist du wirklich in den Wolfswald gekommen?« »Das könnte ich dich auch fragen. Ich könnte dich auch fragen, woher du gekommen bist.« Diesmal mußte Michael lächeln. »Soweit ich weiß, bin ich aus der gleichen Gegend, aus der die ersten Brüder hierher kamen. Ein Land, das Irland genannt wird.« Es hatte eine Weile gedauert, bis ihm das klar geworden war, aber mittlerweile war er sich sicher, daß es stimmte. Diese Mönche oder Priester stammten aus seiner eigenen Welt, aus seinem eigenen Land. Die Scheiteltonsur, die größer war als die der englischen Mönche dieser Zeit, bewies es. Sie kamen aus einem weit zurückliegenden Jahrhundert -vielleicht aus der Zeit der Wikingerraubzüge -, aber sie waren genauso leicht durch das Tor in diese Welt geschlüpft wie er selbst. Vielleicht hatte sich ihre Gemeinschaft auf der Flucht vor den Nordmännern befunden. Die Geschichten, die er im Wildwald gehört hatte, sprachen davon, daß sie vor irgend etwas geflüchtet waren. Bruder Nennian dachte in Ruhe über Michaels Bemerkung nach. Er zog das Schwert aus dem Lehm und legte es wieder in das Feuer. Mit unbewegtem Gesicht ließ er den Hammer immer wieder auf den Steinamboß fallen. »Was wirst du tun, wenn du sein Schloß erreichst?« »Ich suche jemanden aus meiner Welt. Ich bin sicher, daß er sie dorthin gebracht hat. Er hat ihre Seele.« Der Bruder warf ihm einen schnellen Blick zu, ergriff dann aber wortlos das Schwert und stieß es erneut in den Lehm. Cat sang immer noch und schlenderte vor einer Hühnerschar her, die sie mit Gerstenkörnern fütterte. »Du hast also für diesen Schwarzen Reiter keine Sympathien? Du oder deine Lady?« Michael war verwirrt. »Natürlich nicht. Wer hat die schon?«

    Nennian blickte hinüber zu dem schlanken, dunkelhaarigen Mädchen, das am Waldrand vor sich hin sang. Sie hatte einen Großteil ihrer dicken Kleidung abgelegt, und ihre Arme waren nackt. Sie sah wie ein feingliedriges Tier aus, wie eine anmutige Gazelle. Ihr Haar war über ihre spitzen Ohren gefallen, und im Tageslicht fiel das Leuchten in ihren Augen kaum auf. »Sie kommt aus zwei Welten, deine Lady, und je tiefer sie in den Wald gelangt, desto mehr wird die Welt der Bäume und des Schwarzen Reiters von ihr Besitz ergreifen. Ich habe in den Erinnerungen des Waldes Dinge gesehen. Wyrims und Grymyrchs als Kampfesgefährten, Wölfe und Waldvolk Schulter an Schulter, um die erste Expedition auszulöschen. So nahe am Mittelpunkt dieser Welt gibt es keinen Unterschied zwischen ihnen. Es ist, wie sie sagt: sie sind Kinder des gleichen Vaters.

    Ich glaube, das ist es, was euch beide beschützt hat.« »Ich bin keiner von ihnen. Ich kann nicht einmal das Wasser in diesem Wald trinken.« Nennian lächelte sein gewohntes Lächeln, warm, aber ein wenig herablassend. »Dennoch fließt auch in dir Wyrimblut. Es ist noch nicht fest verwurzelt, aber es ist da.« Wyrimblut. Michael schüttelte hilflos den Kopf. »Was willst du damit sagen? Daß wir uns in Lakaien des Schwarzen Reiters verwandelt haben werden, wenn wir sein Schloß erreichen, in besonders schöne Kobolde?« »Nein. Du nicht. Du hast, wie gesagt, eine alte Frömmigkeit in dir, die sehr tief geht. Aber die Lady da ...« Michael packte ihn an der Schürze und schüttelte ihn, aber der heilige Mann zuckte nicht mit den Wimpern. »Was willst du, Bruder?« »Mit euch kommen.« Michael ließ ihn los. Er war nicht sonderlich überrascht. »Warum?« »Wir können uns gegenseitig helfen, du und ich. Das Wyrimblut deiner Lady wird uns bis zum Schloß bringen, und mein Glaube könnte helfen, ihre menschliche Seite zu bewahren, wenn wir einmal dort sind. Wir können den Teufel in seinem eigenen Unterschlupf stellen.« »Das ist es. Das ist der Grund, warum du in den Wolfswald gekommen bist. Um den Schwarzen Reiter zu stellen.« »Ja. Aber alleine bin ich zu schwach, und mein Novize war ein junger Narr, ein Feigling ohne festen Glauben.« »Er ist tot.« »Daran habe ich keinen Zweifel.« »Für einen Priester wirkst du nicht sehr fromm.« »Ich bin fromm genug, um diesen Wald überlebt zu haben. Und ich kenne den Weg zum

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