Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
Vom Netzwerk:
Rauch furzte. Pat war weder vondem RauchausstoßendenGerät noch von der Summe, die er gekostet hatte, sonderlich begeistert, aber Sean grinste zufrieden. Clark Gable auf einem Traktor. »Demnächst wird es ein verdammtes Auto sein«, prophezeite Mullan düster und fuhr damit fort, die braune Stute zu striegeln. DieSchulenahmMichael weiterhinfür zwei Drittel des Jahres in Anspruch, eine Tatsache, die ihn sehr frustrierte. Er wanderte fünfmal in der Woche morgens die zwei Meilen zum Dorf, seine Bücher und Brote in einer Tasche und im Winter mit einem Torfbündel für den Ofen auf dem Rücken. Er haßte Mathe, Naturwissenschaften (wenn man es so nennen konnte), Geographie, Grammatik und alles andere, wenn man von ein paar Geschichtsstunden (Kelten, Wikinger, Normannen, das Erbe seiner Insel) und Lesen absah. Er verschlang Lady Gregory, die Gebrüder Grimm, Jules Verne, Robert Louis Stevenson und sogar ein paar Sachen von Conrad. Er war eine Ausnahmeerscheinung in seiner Klasse (schon weil er einen Kopf größer war als jedes andere Kind). Er las sehr gerne vielleicht nur bestimmte Sachen —, aber er las gerne. Die Lehrerin war eine Miss Glover, und sie war über dem Meer gewesen. Eine angenehme, pausbäckige Jungfer mit einem Dialekt, den sie nach Überzeugung der Kinder (und der meisten Leute der Umgebung) in England aufgeschnappt hatte. Sie konnte gebieterisch sein, wenn sie sich selbst vergaß, aber meistens vermied sie es, weil sie wußte, daß es die Kinder heimlich amüsierte. Michael hatte sie schon verärgert und sogar wütend erlebt, aber nie aufgebracht genug, um ein Kind zu schlagen, was äußerst ungewöhnlich war. Er schloß mit wenigen anderen Kindern in der Schule Freundschaft, und mit keinem wurde er auch nur annähernd so vertraut, wie er es mit Rose gewesen war. Ein paar Kinder in der Klasse waren mit ihm verwandt, denn die Fays waren eine große Sippe. Doch er hatte nicht viel mit ihnen zu tun. Er galt als ›komisch‹ und hätte es nicht leicht gehabt, wenn er nicht schon früh so groß und kräftig gewesen wäre. Die zweiräumige Schule stand am Fuß der ersten Anhöhen des Antrim-Plateaus, und hinter dem gepflasterten Schulhof führte ein mit Heidekraut und Ginster überwucherter Hang zu den felsigen Hügeln hinauf. Das Dorf, zu dem die Schule gehörte, war nicht viel mehr als eine unregelmäßige Häuserreihe an einer Straße, und zog sich von der Bann-Brücke im Tal bis zu den ersten Höhen im Osten. Die Schule befand sich am östlichen Ende weitab von der Straße. Michaels Großvater war schon vor einem halben Jahrhundert hier zur Schule gegangen, und in einigen der Bücher, die die Kinder benutzten, war noch vom Britischen Empire und der Kolonialzeit in Indien die Rede. Es erinnerte Michael an Mullans Kriegserzählungen; wie er die indischen Soldaten in den schlammigen Schützengräben hatte frieren sehen, und wie die Old Contemptibles, die letzen der regulären Soldaten der indischen Armee, versuchten, in Urdu oder Hindi mit den Belgiern zu sprechen, fest davon überzeugt, daß man sich in einer der beiden Sprachen mit jedem Fremden verständigen konnte. Dunkelhäutige Männer, gebräunt von der Sonne von Afrika oder Indien oder Afghanistan, die im kalten Regen von Flandern ihr Ende fanden. Das Ende eines Empires, hatte Mullan traurig gesagt — aber Mullan war auch Protestant. Die Fuchsgesichter waren wieder in der Flußsenke aufgetaucht. Wie Rose gehörten sie in eine andere Zeit, in eine Zeit, in der er ein anderer gewesen war. Es war merkwürdig, daß Michael vergessen konnte, wie Roses Gesicht aussah, aber sich gleichzeitig genau daran erinnern konnte, wie es gewesen war, als sie ihn im Fluß nackt umarmt hatte. Diese Erinnerung zog sich durch seine Träume und erfüllte ihn mit wachsender Sehnsucht. Die Erinnerung an das Fuchsvolk (wie er sie jetzt nannte) löste Furcht und Neugierde in ihm aus. Es geschahen merkwürdige Dinge in den Wäldern und Feldern, den Wiesen und den Hügeln, und nur er war sich dessen bewußt. Die Bücher, die er las, bereiteten ihn darauf vor, und auf seinen ziellosen Wanderungen konnte er immer wieder einmal merkwürdige Gestalten aus dem Schatten auftauchen und wieder verschwinden sehen. Sie taten ihm nie etwas, so furchteinflößend sie auch aussehen mochten. Nur die Wölfe machten ihm angst. Besorgt erkundigte er sich bei Mullan danach, der dem Land so nah war, wie man es nur sein konnte, ohne darin beerdigt zu sein. Er wollte wissen, ob Mullan in den

Weitere Kostenlose Bücher