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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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formiert: Dachs-Leute, Fuchs-Leute und die Wildschwein-Leute. Ihre Zahl hatte abgenommen, denn die Bestien des Waldes forderten zahlreiche Opfer. Während ihrer Abwesenheit waren Männer aus dem Norden, aus dem Land jenseits des Waldes in die Dörfer gekommen. Sie wirkten verloren und verwirrt und sprachen eine eigene Sprache. Sie berichteten, daß sie vor räuberischen Horden flüchteten, die über das Meer gekommen waren und das Land mit Brandschatzung überzogen hatten. Die Dorfbewohner nickten dazu, es erinnerte sie an ihre ältesten Legenden. Einige der Neuankömmlinge waren mit Roben bekleidet und trugen Kreuze. Die Kreuze hieltendie BestieninSchach, undso waren die Männer mit den Kreuzen den Einheimischen willkommen. Kirchen wurden gebaut, und die Brüder des Waldes errichteten ihre Siedlungen. Ringbones Volk aber wurde als heidnisch denunziert, nicht viel besser als Tiere, und man ließ sie nicht in die Dörfer, außer wenn Markttag war, denn ihre Waren Felle und Bernstein, Jagdhunde und Flußgold — waren begehrt.

    Die Stämme jedoch hatten nicht vergessen, daß sie und nicht die Brüder die wahren Beschützer des Landes waren. Sie waren es seit den Zeiten gewesen, als der Alte Mann, der Lahmfuß, sie über die schrecklichen Höhen der südlichen Berge gebracht hatte, durch den naßkalten Schrecken des Wolfswaldes und durch die Wälder des Südens. Sie waren aus einem Land des Schreckens und der Verfolgung gekommen, und der Alte Mann war verschwunden, nachdem er sie durch die Berge geleitet hatte, war zurückgekehrt zu den schneebedeckten Gipfeln, die nach Meinung der Dorfbewohner das Ende der Welt markierten. Sie hatten die Wahrheit vergessen, weil die Brüder in ihren Reden und Predigten behaupteten, daß alle Menschen aus dem Norden stammten, von jenseits von Utwyda. Aber die Stämme erinnerten sich an die Wahrheit, wußten, daß diese Brüder von einem anderen Ort, vielleicht aus einer anderen Welt stammten, während die wahre Heimat aller Menschen des Waldes der Süden war, das Land jenseits der schrecklichen Berge, ein Land der Brandschatzung und des Schreckens, wo verlorene Städte auf großen Hügeln lagen, und wo schlimmere Monster als Trolle durch die verlassenen Straßen strichen. Die Angehörigen der Stämme waren dort gottgleiche Wesen gewesen, hatten merkwürdige Waffen aus Holz und dem schwarzen Metall — Eisen — geführt, dem Metall, das die Wyrims mit einem Streich erledigte. An dieser Stelle griff Ringbone in seinen Beutel und brachte ein Bündel aus Hirschleder zum Vorschein. Er faltete das Bündel vorsichtig auseinander. Hier war ein Teil einer solchen Waffe, sagte er, und zeigte ehrfürchtig einen Gegenstand vor. Er sah aus wie ein überdimensionaler Ring aus altem Eisen, rostzerfressen und im Laufe der Jahrzehnte hauchdünn geworden. Der Ring hatte einen Durchmesser von ungefähr drei Fingern. Michael hatte schon mehrfach ähnliche Gegenstände gesehen, Erbstücke, die die Stämme daran erinnerten, wer sie einst gewesen waren. Ritter, dachte er. Sie waren von Rittern zu Wilden geworden, und sie haben es nach all der Zeit noch im Hinterkopf. »Temuid gewenian«, sagte Ringbone schließlich und packte das Metallstück wieder in seinen Beutel. Wir werden zurückkehren. Und das war das Ende der Geschichte. Michael übernahm die erste Wache und machte ein großes Feuer, um ihre letzte Nacht im Wald in Schach zu halten. Am nächsten Tag wurden sie durch Vogelgezwitscher geweckt und marschierten dann zwei Stunden durch den feuchten Morgen, bis sie den kleinen Fluß und die feuchtglänzenden, massiven Steinquader der Brücke weit entfernt vor sich sehen konnten. Es dämmerte schon langsam, als sie die Brücke erreichten. Sie passierten Michaels Hütte, als die ersten Sterne am Himmel erschienen. Als sei es ein Traum gewesen, als sei die Zeit, die sie in der Anderen Welt verbracht hatten, nie vergangen. Hinten auf den Wiesen blökte das Vieh. Cat gab Michael einen Abschiedskuß. »Ich komme wieder«, sagte sie und war verschwunden.

KAPITEL NEUN
    »Zeit«, hatte Cat zu Michael gesagt, »Zeit ist wie ein See. Du kannst hingehen und ihm eimerweise Wasser entnehmen, damit herumspritzen, es austrinken oder wegschütten, und wenn du wieder zum See kommst, wird der Wasserspiegel immer noch der gleiche sein, und sogar die kleinen Wellen, die du verursacht hast, werden wie weggewischt sein.« Er betrat das Haus am gleichen Abend, an dem er es verlassen hatte, den Schmutz der beiden Tage an dem

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