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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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nicht wahr, Cat?« Sie zuckte mit den Schultern und streifte ihren Umhang über. Schließlich mußte er an Rose denken, an ihr teuflisches Grinsen, das so sehr dem Grinsen dieses Mädchens hier glich. Wo mochte sie sein? Gab es jenseits der Dinge einen Ort, wo es sie noch gab, von wo aus sie ihn beobachtete? Vielleicht in einer anderen Art von Hölle. Das war ein weiterer Grund zu gehen. Cat küßte ihn, nahm seinen Kopf in die Hände und drückte ihm die Lippen auf die Augen. »Komm. Die Wölfe sind vielleicht noch in der Nähe. Wir müssen schnell machen.« Zusammen gingen sie in den Flur. Cat glitt geräuschlos über die Bodenbretter, aber Michaels Schuhe polterten laut genug, um ihn zusammenzucken zu lassen. Doch der Wind überlagerte diese Geräusche. Der Regen war weitergezogen, aber der Sturm peitschte immer noch die Bäume unten am Fluß. Bis hierhin hörten sie das Brechen der Zweige und das Ächzen der Stämme. Dann waren sie in der Küche, hatten die Schläfer oben hinter sich gelassen. In der Feuerstelle war noch ein schwaches Glühen, davor hingen Kleider zum Trocknen. Michael fröstelte bei dem Gedanken daran, die Sicherheit des Hauses gegen den Sturm der Nacht da draußen einzutauschen. Er nahm die alte Ölhaut an sich, die sein Großvater ihm überlassen hatte, seine Jagdtasche und ein Dutzend Kleinigkeiten, die das Leben an dem Anderen Ort leichter machen würden: Streichhölzer, ein Messer, Kerzen, Seife (Cat hob erstaunt die Augenbrauen) und das Gewehr mit einer Schachtel Patronen (Sie blickte finster). Cat ging in die Spülküche und stöberte dort herum. Es schepperte und klirrte. »Was machst du da?« zischte er. Sie erschien mit einer eisernen Bratpfanne, einem wohlgefüllten Sack und einem Seilende, das sie grob zusammenlegte. »Verpflegung und so etwas. Nimm das, dann werde ich mal einen Blick vor die Türe werfen.« Das Gewicht zerrte an ihm, er fühlte sich unbeholfen und behindert und fluchte lautlos. Cat öffnete die Hintertüre einen Spalt breit und spähte vorsichtig hinaus. Der Wind strich ihr das Haar aus der Stirn. Draußen herrschte eine bläuliche Finsternis, die Nacht war bereit, dem Morgen zu weichen. Der Himmel war klar. »Ich glaube, sie sind fort«, sagte sie schließlich. »Wir können gehen.« »Bist du sicher?« Er spürte jetzt ein deutliches Zögern in sich, begriff, daß dies seine letzte Chance war, der Moment der unwiderruflichen Weichenstellung. Wenn er jetzt durch diese Tür ging, würde diese behagliche Küche nie wieder die gleiche Sicherheit geben wie bisher. Seine Welt würde eine andere sein. »Komm jetzt, Michael!« Cat war schon vor der Tür. Ihr Haar flatterte im Wind, als sei es lebendig, und ihr Umhang blähte sich um ihre Hüften. Laub stob über den Hof wie die Asche eines alten Feuers, und das Ächzen des windgepeitschten Holzes verdichtete sich zu einem beständigen Knirschen. »Schon gut, schon gut.« Er ging hinaus, und der Wind schlug die Tür hinter ihm zu. Mit zusammengekniffenen Augen schlichen sie über den Hof. Er dachte an die Wildnis, auf die er schon einmal einen Blick hatte werfen können, und dabei kam ihm eine verrückte Idee. »Warte eine Sekunde, Cat!« rief er in den Sturm. »Was ist los?« Er schob den Riegel an der Flügeltür des Stalls zurück. Ein warmer Duft nach Pferd und Heu schlug ihm entgegen. Fancy stampfte unsichtbar im Inneren des Stalls. »Wir nehmen ein Pferd mit, Cat. Dann können wir drüben reiten.« »Michael, warte ...« Aber die Idee ließ ihn nicht mehr los. Er holte Zaumzeug und Sattel und schob der Stute den Daumen in das Maul, um ihr das Beißstück anlegen zu können. Cats Eile hatte ihn angesteckt, darum arbeitete er, so schnell er konnte. Es war berauschend, dies hier zu tun, diese verrückte Sache, alle seine Bedenken waren verflogen. Er lachte, als er die verwirrte Stute sattelte, den Sattelgurt festzog und sie schließlich in den sturmumtosten Hof führte. Es begann langsam zu dämmern, das Dunkelblau des Himmels wurde über den Bergen heller. Die richtige Dämmerung würde bald kommen, und sein Großvater würde bald erwachen, wenn er nicht schon aufgestanden war. Cat nahm Michaels Habseligkeiten an sich, und zusammen polterten sie vom Hof wie betrunkene Diebe. Die Stute sträubte sich heftig gegen Michael, der sie am Zügel hinter sich her zog. Sie schien zu wittern, was ihr bevorstand. »Wo gehen wir hin?« fragte Michael. »Zur Brücke. Durch die Brücke führt der beste Weg.« Die Brücke. »Aber Cat

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