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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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...« Sie ignorierte ihn und rannte wie ein Blatt, das der Sturm vor sich hertreibt, auf die Senke zu, wo der Fluß weiß in der Dunkelheit schäumte. »Verdammt noch mal, Cat!« Er rannte ihr nach, die Stute tänzelnd im Schlepptau. Auf dem nassen Gras der Wiese kamen sie nicht mehr so gut voran. Er ließ das Tor hinter sich offen, eine undenkbare Sache, aber er konnte Cat nur noch verschwommen zwischen den Bäumen am Fluß erkennen. Sie ließ ihn einfach zurück. »Warte!« Er fluchte, schob einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel, während sich Fancy nervös drehte. Dann preßte er ihr die Hacken in die Flanken und trieb sie vorwärts. Die Stute machte einen Satz und galoppierte auf die Bäume zu. Sie kamen wie eine Mauer auf sie zu, aber er verringerte das Tempo nicht. Er beugte sich tief über den Hals des Tieres, als die ersten Äste über seinen Kopf hinwegfegten, und spornte Fancy weiter an. Der Grund fiel jetzt steil ab, und die Stute rutschte fast auf dem Hinterteil den Abhang hinunter, sprang in kurzen Sätzen über Baumstümpfe und Stämme, die dort lagen. Michael ließ sie sich selbst den Weg suchen. Sie war hellwach, hatte die Ohren angelegt, und in ihren Augen leuchtete das Weiße. Die Hufe rutschten und schlidderten durch Schlamm und Laub. Dann lief ein Zucken durch das Pferd, und es machte einen mächtigen Satz. Für einen Augenblick hatte er den Eindruck des freien Falls, dann stiegen eiskalte weiße Schaumfontänen um sie herum auf, und Wasser stand ihm bis an die Hüfte. Sie waren an der tiefen Stelle des Flusses, und dieStrömungtrieb sieschnell aufdie Öffnung unter der Brücke zu, die mächtig und massiv wie der Turm einer Festung vor ihnen lag und das Wasser mit ihrem Maul verschlang. Fancy schlug aus. Sie reckte die Nüstern in die Luft, und Wasser strömte an ihrem Hals entlang. Michael rutschte aus dem Sattel und klammerte sich an ihrer Mähne fest. Das eisige Wasser drohte ihn zu ersticken. Er stieß üble Flüche zwischen seinen klappernden Zähnen hervor, überzeugt davon, daß Cat ihn in Stich gelassen hatte und ihn hierhin geführt hatte, damit er ertrank. Aber da stand sie am Ufer. Sie hatte seine Sachen umgehängt und sprang in das tosende Wasser. »Cat!« Und da war sie, klammerte sich am Sattel fest, die Haare in Strähnen im Gesicht wie Seetang. Er brüllte, um das Toben von Fluß und Sturm zu übertönen. »Wo bist du gewesen? Warum hast du nicht auf mich gewartet?« Sie wies zum westlichen Ufer. Er rieb sich das Wasser aus den Augen und erblickte den Schwarzen Reiter zwischen den Bäumen. Sein Kopf zeichnete sich deutlich vor dem blasser werdenden Himmel ab. Er beobachtete sie. »Herr im Himmel!« Dann waren sie vorbei, wurden von der Strömung weitergetragen, in die dunklen Tiefen der Brücke und hindurch in eine andere Welt.

Teil Zwei
Im Wolfswald

KAPITEL ZEHN
    Er lag für einen Moment da und beobachtete die Lichtmuster, die die Scheinwerfer der Autos an die Decke zeichneten, lauschte dem Knattern der Motoren und den Stimmen der Menschen, die sogar noch zu dieser späten Stunde zu hören waren; die Geräusche der Stadt. Er lag allein im Bett. Rücksichtsvoll von ihr, zu gehen, bevor der Morgen die Dinge schwierig machte -jedenfalls, wenn seine Brieftasche nicht mit ihr verschwunden war. Sie war noch da. Er ging nackt durch das kleine Zimmer und spähte durch die Schlitze der Jalousie. Mit einer Hand tastete er nach den Zigaretten auf der Anrichte. Es war heiß in dem Zimmer, und er spürte klebrigen Schweiß in den Achselhöhlen; aber wenn er die Fenster öffnete, würde das Rauschen des Verkehrs zu einem Dröhnen anschwellen, und Abgasgestank würde die abgestandene Luft schwängern. Dann lieber schwitzen. Noch immer konnten diese nächtlichen Geräusche ihn wach halten, konnte ein Knacken auf dem Flur ihn senkrecht im Bett auffahren lassen. Wieder der Traum. Er war es, der ihn hatte wach werden lassen. Er zündete eine Zigarette an und inhalierte dankbar den blauen Rauch. Seine Finger zitterten, die Asche fiel auf den Boden. Nach all dieser Zeit immer noch das gleiche. Wie viele Jahre waren vergangen? Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Er war noch immer ein bißchen betrunken, hatte einen säuerlichen Geschmack in seinem trockenen Mund. Er wünschte sich kurz, er könnte nicht so viel vertragen. Diese Expeditionen ins Reich des Alkohols waren ein teurer Spaß, und Gott wußte, daß er sich das kaum leisten konnte. Außerdem hatte er die vage

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