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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Tropfenregen. Sie wirkte verwirrt. Sie waren anscheinend aus einer Höhle gekommen. Der Fluß war hier ruhiger als an dem Ort, den sie verlassen hatten. Das Wasser glitt ungebrochen um Steine und Baumwurzeln herum, plätscherte selbstgefällig vor sich hin. Der Höhleneingang war dunkel, tief wie das Maul der Brücke auf der anderen Seite. Er sah irgendwie unheilverkündend aus. »Komm«, sagte Cat. »Hier werden wir noch erfrieren.« Sie ging los. Michaels Gewehr, der Sack mit den Vorräten und andere Dinge hingen von ihren schmalen Schultern, und Wasser tropfte aus ihrem Haar. Wortlos nahm Michael die Stute am Zügel und folgte ihr. Das eisige Wasser quietschte in seinen Stiefeln. Sie stiegen einen steilen, kiefernbewachsenen Abhang hoch, schritten über die weichen, trockenen Nadeln der Bäume, die den Boden bedeckten. Majestätisch hob sich die Sonne aus dem Wald und warf ihr Licht auf die Baumstämme. Das Licht war klar wie Glas und ließ jede Einzelheit der Umgebung deutlich hervortreten. Sie hörten keine Geräusche im Wald, außer denen, die sie selbst verursachten. Die Stille war wie ein Rauschen in Michaels Ohren. Vielleicht war da ein leichtes Säuseln in den Wipfeln der höchsten Kiefern, aber das war alles.

    Sie erreichten das Ende des Abhangs. Fancy schnaubte und saugte die klare Luft in ihre Nüstern. Sie rasteten hier, an einem Platz, der der Anfang eines unendlichen Landes zu sein schien. Der Wald öffnete sich, und die Bäume wurden spärlicher, erstreckten sich in kleinen Gruppen über eine weite Landschaft von zerklüfteten Hügeln und Tälern, die sich vielleicht dreißig Meilen weit vor ihnen ausdehnte. Dann rückten die Bäume wieder zusammen und bildeten einen dichten, zusammenhängenden Wald, der das Land in Richtung Süden so weit das Auge reichte bedeckte. Meilenlange Nebelschwaden hatten sich in den Tälern gebildet, und das Morgenlicht legte einen goldenen Schimmer über sie, so daß der Wald in der Sonne zu dampfen schien. Nebel und Dunst schwebten um jeden Hügel, und die Luft war so klar, daß Michael den Eindruck hatte, jede Lichtung, jede Schneise, ja sogar jeden einzelnen Baum deutlich erkennen zu können. Es war, als betrachtete er ein unglaublich detailliertes Gemälde durch ein Vergrößerungsglas. »Weoldwyd«, sagte Cat. »Was?« »Der Wildwald, Michael. Er erstreckt sich fast durchgehend von hier bis zu den großen Bergen im Süden. An den Ausläufern der Berge geht er in den Wolfswald über, einen schlimmen Ort, wo es Werwölfe gibt und böse Kreaturen in denBäumenlauern. Ichhabedir vonden Völkern erzählt, die im Wald leben -die Stämme und die Dorfbewohner, die Wandersippen. Und das Waldvolk natürlich: die Wyrims.« Ein Wind strich durch die Kiefern, und Michael fröstelte wieder. »Was ist mit dem Schwarzen Reiter? Was kann ihn davon abhalten, auf dem gleichen Weg hierher zu gelangen wie wir und uns zu verfolgen?« Cat schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß er vorhat, uns zu fangen, keinen von uns. Er beschattet uns, kommt uns aber niemals zu nah. Im Moment beobachtet er nur. Es sind seine Günstlinge, die Wölfe und ähnliche Wesen, die die Arbeit für ihn machen.« »Großartig«, murmelte Michael. Aber er war seltsamerweise in einer geradezu euphorischen Stimmung. Es war schon damals so gewesen, als er hier gewesen war, obwohl es jetzt greifbarer war. Vielleicht lag es an der kristallklaren Luft, dem Licht auf dem Morgentau; oder an dem Geruch des Kiefernharzes im Wind und dem großartigen Panorama zu seinen Füßen, in dem alles unter der aufgehenden Sonne zum Leben erwachte, als sei es der erste Morgen dieser Welt, und als seien Cat und er die einzigen, die es beobachten konnten. Er hätte vor Begeisterung singen können, aber er küßte statt dessen Cats kalte Lippen und wurde mit ihrem berühmten Grinsen belohnt. »Wir werden anfrieren, wenn wir noch lange hier stehen. Mir ist nach einem Feuer und einem anständigen Frühstück zumute. Was hältst du davon?« Er nickte bereitwillig, und sie gingen den Hang hinunter, dahin, wo die Bäume etwas Schutz boten, und wo sie Holz in rauhen Mengen finden konnten. Diesmal gab es keinen Frischling am Spieß, aber etwas ähnliches: Speck, der in der Pfanne brutzelte, und Brot, um das Fett aufzuwischen. Michael war klug genug gewesen, die Streichhölzer in einer wasserdichten Dose aufzubewahren, und die toten Äste, die überall herumlagen, waren trocken wie Zunder. Ihr Feuer loderte hoch und war fast rauchlos. Um

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