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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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dann den Kopf und verließ das Feuer, um die Stute näher an das Licht zu holen. Es wurde dunkel. Plötzlich sah er Cat in einem hübschen Kleid vor seinem inneren Auge, mit Schuhen an den Füßen und einem Hut auf dem Kopf, aber unter dem Hutrand war Roses Gesicht. Ihm wurde klar, daß er sich nicht länger sicher sein konnte, daß er Rose vorsichsah.InseinemKopfwaren beide Gesichter zu einem verschmolzen, und dieser Gedanke gefiel ihm nicht. Fancy schnupperte an ihm, und er fütterte sie mit einem Apfelkern und fuhr ihr mit der Hand durch die Mähne. Für so ein hochrassiges Pferd wirkte sie erstaunlich ruhig. Vielleicht lag es an der Stille hier, obwohl der Wind jetzt wieder etwas auffrischte. Er hörte es in den Ästen. Das Land erstreckte sich in einer unendlichen Leere in den Süden. Keine Lichter, keine Autos; kein Geräusch außer dem der erwachenden Eulen. Mullan würde es lieben. So war die Welt gewesen, bevor der Mensch seine Spuren hinterlassen hatte schön und unberührt. Und gefährlich, erinnerte er sich. Seltsame Wesen schlichen durch das Mondlicht. Das sollte man besser nicht vergessen. »Sind wir hier sicher?« fragte er Cat, als er wieder zum Feuer ging. »Gibt es hier etwas, vor dem wir heute nacht Wache halten sollten?« Sie erhitzte den zerbröselten Kuchen in der fettigen Pfanne, in der sie ihr Frühstück zubereitet hatten, und die Nachtluft war erfüllt von dem Geruch nach Äpfeln und Gebäck. »Hier draußen sind wir sicher. In den Wäldern müssen wir aufpassen, wie du wissen solltest.« Sie hob ihr Gesicht in die blaue Nacht und zu den überhängenden Zweigen der Büsche. »Aber hier werden wir Ruhe haben, wenn du keine Angst vor Eulen hast.« Er setzte sich neben sie, und zusammen fischten sie dampfende Kuchenstücke aus der Pfanne und steckten sie sich mit verbrannten Fingern gegenseitig in den Mund. Cats neue Kleider verströmten einen vertrauten Geruch, obwohl sie im Fluß naß geworden waren. Nach gebügeltem Leinen und Seife. Ihr eigener Geruch -wenn das das richtige Wort war stiegaus derHalsöffnungdes Hemdes, unpassend wie ein Wolf in einem feinen Salon.

    Nachdem sie gegessen hatten, betteten sie ihre Köpfe auf Fancys Sattel und hüllten sich in die Satteldecke, während das Feuer vor ihnen knisterte. »Morgen brechen wir auf zum Wildwald«, murmelte Cat in Michaels Armen. »Dann sind wir endlich wieder unter richtigen Bäumen.« Michael gähnte. Das offene Land machte ihn müde. Holzrauch und Apfelkuchen, Pferd und Leinen. Die Geruchmischung war so gut wie ein Schlaflied. »Was immer du sagst«, sagte er zu ihr und schlief augenblicklich ein. Am Morgen war ihr Haar spröde vor Kälte, und Rauhreif hatte die Umgebung in eine glitzernde weiße Märchenlandschaft verwandelt, auf der die Sonne schimmerte. Michael hüpfte zitternd auf der Stelle, während Cat grummelte, weil er ihr seinen wärmenden Körper entzogen hatte. Ihre rosafarbene Nasenspitze erschien über dem Deckenrand, und sie warf ihm einen mißbilligenden Blick zu. »Mach um Himmels willen Feuer, Michael, und hör auf herumzuhüpfen wie ein Frosch auf einem heißen Stein.« Seine Zähne klapperten zu sehr, als daß er hätte antworten können, und große weiße Atemwolken dampften vor ihm in der Luft. Er kniete nieder, um die warme Asche im Herzen des Feuer wieder zum Leben zu erwecken. Ein weiteres der wertvollen Streichhölzer wurde zu diesem Zweck geopfert. »Erledigt«, sagte er zu Cat. »Du kannst jetzt herauskommen. Es ist ein herrlicher Morgen.« »Es friert zum Steinerweichen, und ich bleibe liegen, bis der Frost nachläßt.« Michael zuckte mit den Schultern und begrüßte Fancy, der es gut zu gehen schien. Dann starrte er nach Süden, wo der frostbleiche Teppich des Waldes die Hügel überzog. Der Wildwald. Cats Arme umfingen ihn, er spürte kalte Finger auf seinem Bauch und warmen Atem an seinem Ohr. »Er ist wild, Michael. Wir müssen immer daran denken. Er ist nicht wie die Wälder in deiner Welt. Der Mensch ist dort nicht der Herrscher. Es gibt in den Tiefen des Waldes Wesen, die älter sind als die Menschheit, und nicht alle von ihnen sind gutartig.« Sie küßte ihn im Nacken. »Was bist du, Cat? Bist du eines dieser Wesen, ein Wechselbalg oder so etwas?« Sie ließ die Arme sinken und gab ihn frei. »Das geht dich nichts an.« Sie wandte sich dem Feuer zu. »Du sattelst am besten dein Pferd. Wir haben heute einen ganz schönen Weg vor uns.« Er beobachtete sie, während sie die Pfanne mit

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