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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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mit dem restlichen Brot und Käse. Dann lagen sie eng umschlungen vor dem Feuer und lauschten den Geräuschen des Waldes, während Fancy nervös im Laub scharrte und in der Luft schnupperte.
    »Sie sind hier, Michael«, sagte Cat. »Was? Wer?« Seine Hand fuhr zum Gewehr, aber sie packte ihn am Handgelenk und hielt ihn mit erstaunlicher Kraft fest. »Sei ruhig, Liebster. Dir passiert nichts, solange ich hier bin.« »Wer ist es, Cat?« Sie antwortete ihm nicht. Das Haar auf seinem Kopf sträubte sich, und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er begann ein Vaterunser zu murmeln. Cat wand sich wie vor Schmerz. »Nein! Hör auf damit! Sei still!« Sie hielt ihm eine Hand vor den Mund. In den Bäumen gab es ein Geräusch, ein Rascheln wie von einer plötzlichen Brise. »Mirkady«, sagte Cat mit weicher Stimme. »Ich bin hier, Schwester«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit. Michael zuckte zusammen. Auf einmal ertönte überall um ihn herum ein Raunen und Kichern, zum Teil mit den hohen Stimmen von Kindern, zum Teil in tiefem Bariton. »Was hast du getan, Schwester?« fragte jemand. »In welcher Gesellschaft sie reist!« gurgelte ein anderer.

    »Seht, wie er um sich blickt«, warf ein dritter ein. »Ich rieche Eisen an ihm«, sagte eine tiefe Stimme, und dann herrschte wieder Stille. Aber Michael spürte ein Huschen und Gleiten in der Dunkelheit, hörte das leise Rascheln von Bewegungen. Und es glühten viele Augen aus der Nacht jenseits des Feuerscheins. Einige waren groß wie Golfbälle, andere winzig wie Glühwürmchen. Sie bewegten sich ununterbrochen, blinzelten und zwinkerten ihm zu. Er sah sich mit wildem Blick um und bemerkte, daß sie aus den Baumwipfeln auf ihn hinunter starrten. Ein Zweig sauste durch das Licht der Flammen und traf ihn am Kopf. Fröhliches Gekicher ertönte. Cats Arme umschlossen ihn. »Laßt ihn in Ruhe. Er gehört mir.« Etwas zog an seinem Fuß. Er erblickte für eine Sekunde eine dürre schwarze Gestalt von der Größe eines Kindes. Wieder erhob sich Gelächter. »Hör auf, Mirkady«, sagte Cat, und ihre Augen glühten jetzt so hell wie die in den Bäumen. »Laß ihn in Ruhe.« »Was spielst du für ein Spiel, Schwester Catherine?« flötete Mirkady mit piepsiger Stimme. »Warum bringst du einen eisentragenden Sterblichen in den Wildwald? Haben wir dir nichts beigebracht?« »Ich möchte seine Augen«, sagte eine Stimme. »Seine Zähne gehören mir — für eine Halskette.« »Nein«, sagte Cat mit fester Stimme. »Er ist aus der Welt, aus der die kahlen Männer gekommen sind. Ich kann es an ihm riechen.« Ein langgezogenes kollektives Knurren ertönte zwischen den Bäumen. Michael riß sich aus Cats Umarmung los und sprang auf die Beine. Sein Instinkt befahl ihm loszurennen, aber bevor er einen Schritt gemacht hatte, zischte etwas über seinen Kopf, und eine Art Lasso legte sich um seinen Oberkörper und schnürte ihm die Arme an den Rumpf. Er wurde nach vorne gerissen, während ein wildes Durcheinander aus Rufen und Schreien ertönte und hinter ihm Cat wütend ihre Stimme erhob. Mit dem Kopf voran stürzte er in das Laub, modrige Erde drang ihm in Nase und Mund. Er kämpfte gegen seine Fessel an, während knochige Hände ihn zwickten und an ihm zerrten, schmerzhaft an seinen Ohren zogen und Finger in seine Augen stachen. Er war jetzt genauso wütend wie verängstigt, kam auf die Knie und brüllte seine Quälgeister zornig an. Glockenhelles Gelächter brandete um ihn, und er wurde wieder zu Boden gezogen. Diesmal schlug er mit der Stirn auf eine Wurzel, und helle Blitze fuhren durch seinen Kopf. Er roch Blut. Er stöhnte vor Schmerz und spürte ein Gewicht auf sich; es schien ein Kind zu sein, das auf seinem Rücken einen Steptanz aufführte. Dann ertönte ein Kreischen, und der unsichtbare Tänzer verschwand. Hände halfen ihm auf die Beine, rücksichtsvoll, aber mit unglaublicher Kraft. Er blinzelte die Tränen aus den Augen, bis er wieder etwas sehen konnte. Da war Cat. Sie hielt einen lodernden Ast aus dem Feuer in der Hand und sah wütend aus. Neben ihr stand ein phantastisches, vogelscheuchenartiges Wesen, das höchstens einen Meter groß war. Es hatte schwarze Haut und senkrecht stehende schlitzförmige Augen, die grün leuchteten. Die scharfgeschnittene Nase wirkte wie aus dem Gesicht gemeißelt, die Ohren waren spitz und lang, und die lockigen Haare auf seinem Kopf waren so dünn, daß sie wie eine Moosschicht wirkten. Das Wesen trug derbe Kleidung aus pelzbesetzten,

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