Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
Aber die ganze Sache wühlt mich einfach auf. Wir können nicht ausschließen, dass Scarlett eine Hexenjägerin ist. Immerhin ist sie am selben Tag aufgetaucht, an dem Constance gestorben ist.«
» Du machst dich lächerlich«, entgegnete Cassie.
» Nein, du machst dich lächerlich. Und du bist stur.«
Cassie atmete tief durch und versuchte, sich zu beherrschen. » Wir sollten das Thema einfach fallen lassen, okay?«
Aber Adam weigerte sich. » Ich weiß, dass du Scarlett wirklich magst«, begann er. » Und ich kann das verstehen – ich verstehe es wirklich. Sie ist nett und witzig und sie ist hübsch. Wir alle mögen sie, aber jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um alle Vorsicht in den Wind zu schlagen.«
» Den richtigen Zeitpunkt gibt es nie, wenn man dem Zirkel angehört.«
» Du sagst das so, als wolltest du dem Zirkel lieber nicht angehören, als sei das eine Art Fluch.«
» Lass uns einfach den Film zu Ende sehen, okay?«, gab Cassie zurück.
» Cassie, sieh mich an.«
» Ich werde keine Zeit mehr mit ihr verbringen, okay?«, rief Cassie. » Ich bin ihr zufällig begegnet, aber das hat Diana sicher nicht erwähnt.«
Cassie schaltete den Fernseher wieder ein. Sie starrte stur geradeaus und setzte sich so weit von Adam weg, wie das Sofa es zuließ. Für heute hatte sie genug geredet.
Kapitel Zwölf
Am nächsten Tag schlief Cassie bis in den Nachmittag hinein. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Normalerweise war sie eine Frühaufsteherin, ob sie wollte oder nicht. Doch offenbar hatte sie diese Ruhe gebraucht, denn als sie erwachte, fühlte sie sich erfrischt, und ihr Kopf war viel klarer als in der Nacht zuvor. Der Streit mit Adam hatte sie verwirrt und aufgeregt, aber heute war ein neuer Tag. So schön und sonnig und ohne eine Wolke am Himmel.
Nachdem sie ihre bequemste Jeans und ihren blauen Lieblingspullover angezogen hatte, beschloss Cassie, einen Spaziergang zu machen. Sie war noch nicht bereit, mit Adam oder sonst jemandem zu reden, aber sie hoffte, dass ihr an der frischen Luft die richtigen Worte einfallen würden, um später alles wieder in Ordnung bringen zu können. Aber zuerst musste sie sich über ihre eigenen Gefühle klar werden. Sie war eigentlich kein eifersüchtiger Mensch und wollte es auch nicht sein. Aber sie konnte auch nicht ignorieren, was ihr bei Adam und Diana zu schaffen machte. Das schuldete sie den beiden – und sich selbst, wenn sie ehrlich war. Sie wusste, dass Adam und Diana eine gemeinsame Geschichte verband, der sie nichts entgegenzusetzen hatte.
Cassie schnürte ihre Sneakers und ging durch die Hintertür hinaus. Sie stapfte durch das Gestrüpp im Kräutergarten ihrer Großmutter und weiter über das wogende grüne Gras, bis sie schließlich den sandigen Pfad erreichte, der zur Klippe führte.
Dort entdeckte sie Nick. Er stand am Rand der Klippe. Seine Lederjacke hatte er ausgezogen und neben sich auf den Boden geworfen. Der Meereswind blähte sein weißes T-Shirt wie ein Segel. Nick zu beobachten, wenn er keine Abwehrhaltung einnahm, war fast so, wie ein Geheimnis zu belauschen. Cassie fühlte, dass dies ein besonderer Moment war, aber sie hatte auch ein schlechtes Gewissen dabei.
Eigentlich hatte Cassie auf ihrem Spaziergang die Einsamkeit gesucht, aber jetzt wünschte sie nichts mehr, als mit Nick zusammen zu sein. Natürlich nicht im romantischen Sinn. Sie liebte Adam, doch das bedeutete nicht, dass sie und Nick nicht befreundet sein konnten. Also ging sie auf ihn zu, auch wenn sie damit rechnete, dass er sie wieder zurückweisen würde. Aber sie wollte es zumindest versuchen. Nick mochte ein düsteres, grüblerisches Wesen haben, er mochte unberechenbar sein, und an den meisten Tagen konnte man ihn sogar unhöflich nennen – aber hinter dieser Fassade steckte ein Kern, der so hell strahlte wie ein Kristall. Cassie hatte diesen Kern bereits gesehen, und sie war fest entschlossen, wieder bis zu ihm vorzudringen. Sie vermisste Nicks Freundschaft – auch wenn sie wusste, dass sie ihm damit viel abverlangte, da ihre Trennung noch frisch war.
» Hi«, rief sie, als sie noch einige Schritte entfernt war. Sie wollte ihn nicht erschrecken.
Er drehte sich langsam um. Er wirkte kaum überrascht, sie zu sehen, beinah so, als habe er sie erwartet.
» Hi«, erwiderte er ihren Gruß, freundlich genug für Cassie, um sich zu ihm zu gesellen.
» Wie geht es dir?«, fragte Cassie.
» Danke, gut. Und dir?«
» Auch gut.«
Nach der ersten peinlichen Stille
Weitere Kostenlose Bücher