Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)

kamen sie quälend langsam ins Gespräch, um dann endlich ihr altes Spielchen zu spielen. Nick neckte sie und tat so, als sei er grausam, Cassie ging darauf ein und lachte viel zu laut. Genau das hatte sie sich schon so lange gewünscht, dass sie es jetzt nicht vermasseln wollte. Aber etwas ließ ihr dennoch keine Ruhe.
    » Darf ich dich was fragen?«, warf sie in einer Gesprächspause ein.
    » Du darfst mich alles fragen, aber das bedeutet nicht, dass ich dir antworten werde«, erwiderte Nick.
    Cassie grinste. » Bist du … in der Hoffnung hierhergekommen, mich zu sehen?«
    » Wow, du bist aber eingebildet!« Nick brach in Gelächter aus.
    » Heißt das ja?«
    Nick hörte auf zu lachen und lächelte nur noch. Er zeigte sein Lächeln so selten, dass Cassie vergessen hatte, wie schön und strahlend es war.
    » Vielleicht ist mir flüchtig durch den Kopf gegangen, dass du hier draußen sein könntest«, antwortete Nick. » Das hier habe ich nämlich vermisst.«
    Endlich. Das war der Nick, den sie kannte.
    » Ich auch«, antwortete Cassie.
    » Und jetzt darf ich dich etwas fragen.« Nick ließ sein Böse-Jungen-Grinsen aufblitzen. » Treibt Adam dich schon in den Wahnsinn?«
    » Nick!«
    » Er tut es. Ich weiß, dass er es tut. Versuch bloß nicht, es abzustreiten.«
    » Kein Kommentar«, lachte Cassie. Aber dann fügte sie hinzu: » Ich schätze, ich bin immer noch dabei, mich daran zu gewöhnen, dass er so …«
    » So erdrückend ist?«
    » Dass er so gut ist«, betonte Cassie. » Und jetzt sei brav«, schalt sie ihn.
    Mit einem Mal wirkte Nick irgendwie erleichtert, fröhlicher. Vielleicht hatte er einfach diesen Seitenhieb gegen Adam gebraucht, um sich besser zu fühlen.
    Cassie blickte sehnsüchtig gen Ozean. » Ich verspreche dir, dass alles wieder in Ordnung kommt«, erklärte sie. » Für dich und mich. Für uns alle.«
    Sobald diese Worte über ihre Lippen gekommen waren, zogen plötzlich dunkle Wolken über ihnen auf – viel zu schnell, um einen ganz normalen Wetterumschwung anzukündigen. Es waren unheilvolle Wolken wie in einem apokalyptischen Film. Nick packte Cassies Hand und sie wichen vorsichtig vom Klippenrand zurück.
    » Was passiert da?«, fragte Cassie. » Ist das ein Tornado? Gibt’s die hier überhaupt?«
    » Ich habe keine Ahnung, was das ist.« Nick suchte die Umgebung nach einem schützenden Unterschlupf ab. » Wir müssen hier weg. Von diesen ganzen Bäumen. Lass uns zu dir nach Hause laufen.«
    Sie begannen zu rennen, aber schon nach wenigen Schritten zuckten zornige Blitze um sie herum. Und sie schienen direkt auf sie zu zielen.
    » Lauf weiter«, schrie Nick. » Und schütz deinen Kopf.«
    Eiskalter Regen prasselte auf sie herab wie Tausende von Nadelspitzen. Der Himmel war jetzt vollkommen schwarz, bis auf die Blitze, die zwischen die vom Wind gepeitschten Bäume fuhren. Sand wirbelte durch die Luft. Cassie versuchte, ihre Augen dagegen zu schützen, ohne Nick zu verlieren.
    » Wir schaffen es niemals!«, brüllte Cassie atemlos. » Wir sollten einen Zauber einsetzen, um es zu beenden.«
    » Nein!«, brüllte Nick zurück. » Keine Magie. Lauf weiter.«
    Jetzt folgte ein Blitz auf den anderen. Das Gewitter erinnerte Cassie an ein Feuerwerk.
    » Es sind die Jäger, nicht wahr?«, schrie Cassie.
    Nick hielt für einen Moment inne und auch Cassie blieb stehen. An seinem Hals pulsierten die Adern und seine Brust hob und senkte sich hektisch. » Ich denke, ja«, keuchte er. » Könnte ein Trick sein, um uns dazu zu bringen, unsere Magie zu benutzen.«
    Dann schlug ein Blitz in eine der vielen Ulmen in der Nähe ein. Der Baum barst und entzündete sich.
    Cassie beschirmte die Augen mit der Hand und beobachtete, wie die Ulme zitterte und qualmte. » Sieht so aus, als wüssten sie bereits, dass wir Hexen sind, meinst du nicht?«
    Da schlug der Blitz erneut in einen Baum ein, direkt neben dem ersten, und dann gleich noch mal. Die Einschläge kamen Cassie und Nick jetzt immer näher. Schließlich krachte ein feuriger Blitz direkt vor Cassies Füßen in den Boden. Sie schrie auf, und Nick stieß sie aus dem Weg und warf sich schützend über sie.
    Cassie und Nick lagen jetzt beide auf dem Boden, sein breiter, muskulöser Körper schwer auf ihrem.
    » Alles okay?«, fragte er. Regenwasser tropfte von seinem Gesicht auf ihres.
    » Ja«, antwortete Cassie. Während sie unter ihm lag, beobachtete sie, wie die vom Blitz getroffenen Bäume in wilden orangefarbenen Flammen aufgingen. Es war das