Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
schlimmste Feuer, das Cassie je gesehen hatte; wogender, schwarzer Rauch stieg wie ein Geist aus den Flammen auf.
Das hätte ich sein können, dachte Cassie. Wenn Nick sie nicht aus dem Weg gerissen hätte, wäre sie tot gewesen.
Es war ein Ehrfurcht gebietendes Bild, wie diese eben noch mächtigen Ulmen verkohlten und zu Asche zerfielen. Die raue, braune Borke schmolz unter der Hitze wie ein Schokoladenriegel, den man in der Sonne liegen gelassen hatte.
Was auch immer die Jäger zu beweisen versuchten, sie hatten es bewiesen. Sie hatten gezeigt, wie mächtig sie waren und dass sie bereit waren zu töten. Sie hatten die absolute Kontrolle über die Elemente, was für Cassie nach schwarzer Magie aussah. Aber welche Art von Hexenjägern nutzte die gleichen Methoden wie böse Hexen?
» Sie sind so nah«, murmelte Cassie.
Nick verlagerte sein Gewicht, um nicht mehr ganz so schwer auf Cassies bebendem Körper zu lasten. » Und sie kommen mit jeder Minute näher.«
Eine ausweglose Situation, dachte Cassie. Wenn sie und Nick aufstanden und weiterliefen, würden ihnen die Blitze auf Schritt und Tritt folgen, bis sie einen Volltreffer landeten und sie mit einem Feuerball niederstreckten, der ihre Knochen verbrennen und verbiegen würde wie die brüchigen Zweige der alten Ulmen. Aber wenn sie an Ort und Stelle auf dem Boden liegen blieben und sich nicht bewegten, einander umklammerten, die Augen vor dem Unheil verschlossen und sich ergaben, würden sie ebenfalls sterben. Doch neben Nick liegend den Tod zu finden, war besser, als auf der Flucht vom Blitz getroffen zu werden, entschied Cassie.
Da hörte es plötzlich auf zu regnen, als sei alles nur ein Traum gewesen. Kein weiterer Blitz zuckte vom Himmel, es klarte auf, und die Sonne kam wieder hervor. Der Tag kehrte zurück, schaurig schön, wie ein Postkartenmotiv. Hätten die Bäume nicht weiter gebrannt und die Luft mit trübem, schwarzem Rauch erfüllt, hätte Cassie tatsächlich geglaubt, sich diesen ganzen Albtraum nur eingebildet zu haben.
» Schätze, wir haben den Test bestanden«, bemerkte Nick, erhob sich und klopfte seine Jeans ab. Er strich sich mit den Fingern durch sein tropfnasses Haar und reichte Cassie dann seine Hand, um ihr auf die Füße zu helfen.
» Wie kommst du darauf?«, fragte Cassie und ergriff Nicks Hand. » Weil wir nicht gestorben sind?«
» Ist doch für den Anfang ganz gut.« Nick legte seinen kräftigen Arm um Cassies durchweichten Pullover. » Du musst jetzt nach Hause.«
Cassie blickte dankbar in seine mahagonifarbenen Augen.
Das würde sie ihm niemals vergessen. Ohne zu zögern, war er bereit gewesen, für sie zu sterben.
» Ich gehe nur nach Hause, wenn du mitkommst«, erklärte sie.
» Also, ich werde todsicher nicht hier draußen bleiben«, sagte Nick leichthin und versuchte, die Situation herunterzuspielen.
» Nick.« Cassie weigerte sich, auch nur einen Schritt zu machen, bis er ihr in die Augen sah und nicht länger über das hinwegging, was gerade zwischen ihnen vorgefallen war.
» Was?«
» Danke«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf und wand den Blick wieder ab. » Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken.«
» Doch, brauche ich.«
Nick begann zu lachen, verlegen, nervös. Die Art von Lachen, die herauskam, wenn man versuchte, nicht zu weinen. Dann zog er Cassie an sich und küsste sie liebevoll auf die Stirn wie ein großer Bruder. » Kein Problem«, sagte er.
Kapitel Dreizehn
Auf dem Weg zum Haus hörten Cassie und Nick in der Ferne Feuerwehrsirenen. Wahrscheinlich sind sie schon unterwegs, um die brennenden Bäume zu löschen, vermutete Cassie. Sie beschleunigten ihre Schritte, damit sie nicht in der Nähe der Bäume gesehen und vielleicht noch der Brandstiftung verdächtigt wurden. Schließlich wussten sie nicht, welchen Ansatz die Jäger verfolgten, um sie zu vernichten.
Sobald sie sicher in Cassies Haus waren, konnte es Nick gar nicht schnell genug gehen. » Wir müssen es den anderen erzählen«, sagte er. » Wir sollten sie auf der Stelle zusammentrommeln.«
Seine Kleider und Haare waren tropfnass.
» Warte, das hat noch etwas Zeit«, entgegnete Cassie ruhig und ging aus der Küche, um aus dem Wäscheschrank zwei große Badetücher zu holen. » Trockne dich erst mal ab«, sagte sie, als sie zurückkam, und warf eins davon Nick zu.
Lachend zog er sich das T-Shirt über den Kopf und wrang es über der Küchenspüle aus.
Cassie zuckte zusammen, als sie sich dabei ertappte, wie sie seinen
Weitere Kostenlose Bücher