Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
Sie freut sich, dich kennenzulernen.«
Max ließ seine Trainingstasche auf den Boden fallen und reichte Faye die Hand. Offensichtlich war er es gewöhnt, dass Mädchen sich bei ihm einschmeichelten.
» Cassie«, sagte Faye und hielt Max’ kräftige Hand in ihrer fest. » Adam wartet bestimmt schon auf dich. Du solltest dich jetzt wirklich auf den Weg zur Aula machen.«
Cassie nickte. » Stimmt. Mach ich auch.«
» Wir sehen uns dann dort«, rief Max ihr nach, als Cassie loseilte.
Cassie schaffte es gerade noch rechtzeitig zu den ersten Begrüßungsworten in die Aula. Sie war erleichtert, als sie Adam entdeckte, der sie heranwinkte. Er saß in der letzten Reihe, die Aula war so voll wie nie. Alle Plätze waren besetzt, und die Schüler, die keine ergattert hatten, drängten sich bis nach hinten und vor allen Ausgängen. Das aufgeregte Geschnatter vom Flur setzte sich auch hier fort und schwoll so laut an wie ein Wasserfall. Aber sobald Mr Humphries gegen das Mikrofon tippte, um die Menge zum Schweigen zu bringen, verstummten alle, bis es mucksmäuschenstill war. Die Morgenandachten machten immer jede Menge Spaß – bis der offizielle Teil begann.
Cassie ließ den Blick über die Menge schweifen. Ganz vorn entdeckte sie Diana im Kreis ihres Englischkurses. Melanie und Laurel hatten sich zu Suzan, Sean und den Hendersons in einer der mittleren Reihen gesellt. Deborah und Nick saßen ein paar Reihen hinter ihnen. Cassie bemerkte, dass keiner von ihnen angespannt oder besorgt wirkte, sondern genauso gelangweilt wie alle anderen Schüler. War sie tatsächlich die Einzige, die bei dem Gedanken an die letzte Einführung eines neuen Direktors immer noch erschüttert war? Gaben sie vielleicht alle nur vor, dass es ihnen nichts ausmachte, oder hatten sie die Geschehnisse wirklich so viel besser verarbeitet als Cassie?
Sally Waltman und Portia Bainbridge saßen mit ihrem Cheerleader-Team zusammen. Sally war leicht zu erkennen, da ihr rostfarbenes Haar unter ihren zumeist blonden Freundinnen hervorstach. Sie lachte über etwas, das Portia gesagt hatte; wahrscheinlich lästerten sie über jemanden – wie immer. Der Zirkel hatte Waffenstillstand mit Portia und ihren Brüdern geschlossen, der jedoch auf tönernen Füßen stand, und Cassie konnte sie – die Bainbridges – immer noch nicht leiden.
» Alles okay mit dir?«, fragte Adam, als Cassie sich hinsetzte. » Du siehst aus, als hättest du gerade Faye getroffen.«
» Mir geht’s gut. Aber ich habe tatsächlich Faye getroffen. Sie wollte mich provozieren, bis ein heißer Typ vorbeikam. Ab dann war ich Luft für sie.«
» Typisch Faye.« Adam nahm Cassies Hand und drückte sie. » Wer war der Junge?«
» Keine Ahnung, ein Neuer. Er heißt Max.«
Cassie hielt Ausschau nach Faye und entdeckte sie in einer Ecke, wo sie und Max sich unterhielten – oder besser gesagt: Sie sprach mit ihm. Er stützte sich mit beiden Händen auf seinen Lacrosse-Stock, als ob er ansonsten vor Langeweile umfallen würde.
Dann richtete Cassie ihre Aufmerksamkeit auf den Mann, der an der Seite vor der Bühne wartete und vermutlich der neue Direktor war. Er trug einen gut geschnittenen, dunklen Anzug und hatte grau meliertes Haar. Er war groß, mit breiten Schultern und hielt die Hände hinterm Rücken verschränkt. Er sah gut aus, wie Mr Brunswick.
Er wurde mit schwachem Applaus auf der Bühne empfangen. » Danke«, sagte er, während er das Mikrofon einstellte. » Ich bin Mr Boylan, und ich freue mich, Sie alle kennenzulernen.«
Seine Stimme war tiefer, als Cassie erwartet hatte. Im Gegensatz zu seiner eleganten äußeren Erscheinung klang seine Stimme wie ein Reibeisen. Er sprach mit einem leichten Akzent, den Cassie nicht einordnen konnte.
Ein Schauder überlief sie.
Nein, schalt Cassie sich selbst. Du bist ja paranoid! Nur weil Mr Brunswick sich als böse entpuppt hat, bedeutet das noch lange nicht, dass sich das bei Mr Boylan wiederholt. Wahrscheinlich litt sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, so wie Kriegsheimkehrer, die sich bei jedem lauten, aber harmlosen Geräusch erschreckten.
Aber als Mr Boylan weitersprach, verkrampfte sich Cassie immer mehr. Sie warf einen Blick zu Adam hinüber, um festzustellen, ob er ebenfalls spürte, dass irgendetwas mit dem Direktor nicht stimmte. Aber er wirkte völlig gelassen, während er die Bühne beobachtete.
» Vielen Dank für die freundliche Begrüßung«, sagte Mr Boylan. » Ich hoffe, Sie werden meinen Sohn ebenso
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