Der magische Zirkel - Der Verrat
selbst ein bisschen Spaß zu haben– sie hoffte es jedenfalls. Deshalb sagte sie »J a« zu dem Jungen.
Er blieb nicht der Einzige. A lle möglichen Typen aus der Ober- und Unterstufe, Sportler und Klassensprecher standen bei ihr Schlange. Sie merkte, dass die Blicke der Jungen von ihren Partnerinnen zu ihr hinüberschweiften, während sie tanzte.
Ich wusste gar nicht, dass Bälle so sind. Ich hatte ja keine A hnung, dass es so etwas überhaupt gibt, dachte Cassie glücklich. Im Moment nahm der Zauber dieser Nacht sie ganz gefangen und sie verdrängte alle unliebsamen Gedanken. Sie ließ sich von der Musik einhüllen und entspannte sich.
Da sah sie Sallys Gesicht am Rand der Tanzfläche.
Jeffrey war nicht bei ihr. Cassie hatte ihn schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. A ber Sally starrte insbesondere Cassie an und ihre Miene war giftig.
Als der Tanz vorbei war, wich Cassie dem nächsten Jungen aus, der sie auffordern wollte, und ging zu Laurel. Laurel begrüßte sie triumphierend. »D u bist die Schönste des Balls«, sagte sie aufgeregt, hakte sich bei Cassie unter und tätschelte ihre Hand. »S ally kocht vor W ut. Faye kocht vor W ut. A lle sind total wütend.«
»D as liegt an dem unwiderstehlichen Parfum. Ich glaube, Suzan hat zu viel benutzt.«
»S ei nicht albern. Es liegt an dir. Du bist eine perfekte, kleine Gazelle. Nein, ein kleines weißes Einhorn, etwas Einmaliges. Ich glaube, selbst A dam ist es aufgefallen.«
Cassie wurde ganz still.
»O h, das bezweifle ich«, sagte sie leichthin. »E r ist nur höflich. Du kennst doch A dam.«
»J a. Sir A dam, der Ritterliche. Stell dir vor, er hat Sally zum Tanz aufgefordert, nachdem du mit Jeffrey abgeschoben bist, und Sally hätte ihn fast k. o. geschlagen.«
Cassie lächelte, aber ihr Herz schlug immer noch wie wild. Sie und A dam hatten sich geschworen, ihre Gefühle füreinander nie zu verraten– weder durch W orte noch durch Taten–, aber heute A bend richteten sie damit ein schreckliches Durcheinander an. Jetzt hatte sie A ngst, nach A dam zu suchen, und sie hatte auch keine Lust mehr zu tanzen. Sie wollte nicht die Schönste des Balls sein; sie wollte nicht, dass jedes Mädchen hier wütend auf sie war. Sie wollte zu Diana.
Suzan kam an. Ihr üppiger Busen wogte leicht auf und ab in dem tief ausgeschnittenen Kleid. Sie lächelte Cassie schelmisch an.
»I ch wusste, wovon ich redete. Nun, amüsierst du dich auch gut?«
»J a, ganz toll«, sagte Cassie und grub ihre Fingernägel in eine Handfläche. Sie öffnete den Mund, um etwas hinzuzufügen, da sah sie, dass Sean auf dem W eg zu ihr war. Sein Gesicht war erwartungsvoll und sein normalerweise leicht schlurfender Gang fest und entschlossen.
»I ch hätte dich warnen sollen, Cassie«, sagte Laurel mit einem Unterton. »S ean ist schon den ganzen A bend hinter dir her, aber ein paar andere Jungs waren immer schneller.«
»W enn er dich erwischt, wird er sich an dich klammern und dich betatschen wie ein A ffe«, fügte Suzan freundlich hinzu und wühlte in ihrer Handtasche. »O h nein. Ich habe Deborah meinen Lippenstift gegeben. W o steckt sie?«
»H allo, schönes Mädchen«, grüßte Sean lässig, als er sie erreicht hatte. Seine kleinen schwarzen A ugen musterten Cassie aufdringlich. »E ndlich bist du mal frei.«
»E igentlich nicht«, stieß Cassie hervor. »I ch muss– ich muss Deborah für Suzan finden.« W as sie wirklich unbedingt wollte, war, dem Ganzen für eine W eile zu entfliehen. »I ch weiß, wo sie ist. Bin gleich zurück«, sagte sie zu Suzan und Laurel, die total perplex waren.
»I ch komme mit dir«, begann Sean sofort, und auch Laurel öffnete den Mund, aber Cassie winkte ab.
»N ein, nein, ich gehe allein. Dauert nur eine Minute.« Und damit war sie weg und bahnte sich durch die Menge einen W eg zu den Flügeltüren.
Sie wusste, wo der Heizungskeller war oder zumindest die Tür, die dorthin führte. Sie selbst war noch nie drin gewesen. A ls sie den C-Flügel des Gebäudes erreicht hatte, war die Musik des Balls weit hinter ihr.
Die Tür mit der A ufschrift BÜRO DES HAUSMEISTERS führte in einen langen, schmalen Raum, in dem alle möglichen Geräte standen. Generatoren summten und übertönten jedes andere Geräusch. Es war feucht, kühl und richtig gespenstisch. A n den W änden hingen Schilder RAUCHEN VERBOTEN und es roch nach Gas und Öl.
Eine Treppe führte hinab in das Kellergeschoss der Schule. Cassie ging langsam die Stufen hinunter und hielt
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