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Der magische Zirkel - Der Verrat

Titel: Der magische Zirkel - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Smith
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schmerzten höllisch in den A schenputtel-Schuhen und Laurels silbernes Kleid war vollkommen verschmutzt. Sie sah auf und blickte direkt in den Blutmond. Er hängt über New Salem wie ein Todesbote, dachte sie und erschauderte.
    Normalerweise hätte sich der Zirkel in einer V ollmondnacht getroffen und gefeiert. A ber am Tag nach Jeffreys Ermordung war Diana immer noch krank. Faye weigerte sich, mit den anderen zu sprechen, und niemand sonst hatte große Lust, ein Treffen einzuberufen.
    Cassie fühlte sich den ganzen Tag über elend. Letzte Nacht hatte die Polizei in der Schule keinen einzigen Hinweis auf Jeffreys Mörder gefunden. Es gab keinerlei Information darüber, ob Jeffrey erst erwürgt und dann aufgehängt oder nur aufgehängt worden war. Die Beamten sagten überhaupt kaum etwas und mochten keine Fragen.
    Melanie war wegen der Halskette sehr verständnisvoll gewesen, aber der V erlust belastete Cassie trotzdem. Sie hatte den A nhänger für ein fruchtloses Unterfangen benutzt und dann hatte sie ihn auch noch verloren. A ber noch schlimmer waren ihre Schuldgefühle in Bezug auf Jeffrey.
    Wenn sie nicht mit ihm getanzt hätte, wären Faye und Sally vielleicht nicht so wütend geworden. W enn sie Faye den Schädel nicht gebracht hätte, wäre die schwarze Energie nicht freigesetzt worden. W ie immer sie die Sache auch betrachtete, sie fühlte sich verantwortlich und hatte die ganze Nacht deshalb nicht geschlafen.
    »M öchtest du reden?«, fragte Grandma Howard und sah von dem Tisch hoch, auf dem sie Ingwerwurzeln schnitt. Die eindrucksvolle, altmodische Küche, die Cassie bei ihrer A nkunft in New Salem so verwirrt hatte, war inzwischen ein sicherer Hafen für sie geworden. Hier gab es immer etwas zu tun, Kräuter aus Großmutters Garten zu hacken, zu trocknen oder zu konservieren, und oft brannte im offenen Kamin ein Feuer. Es war ein freundlicher, gemütlicher Ort.
    »O h, Grandma«, begann Cassie und hielt inne. Sie wollte reden, ja, aber wie konnte sie? Sie betrachtete die faltigen Hände der Großmutter, die die W urzeln auf einem Brett zum Trocknen ausbreitete.
    »C assie, du musst wissen, dass ich immer für dich da bin– und deine Mutter auch«, fuhr die Großmutter fort. Sie warf plötzlich einen scharfen Blick auf die Küchentür, und Cassie sah, dass ihre Mutter im Eingang stand.
    Mrs Blake betrachtete ihre Tochter mit ihren großen schwarzen A ugen, und Cassie fand, dass eine Spur Traurigkeit in ihnen lag. Seit sie zu diesem »E rholungsurlaub« nach Massachusetts gekommen waren, hatte ihre Mutter besorgt ausgesehen. A ber in den letzten Tagen lag eine müde W ehmut in ihren Zügen, die Cassie vor ein Rätsel stellte. Ihre Mutter war so schön, sie sah so jung aus und diese neue Hilflosigkeit ließ sie noch verletzlicher erscheinen.
    »U nd wenn du wirklich sehr unglücklich hier bist, Cassie…«, begann ihre Mutter mit einer A rt von Trotz im Blick.
    Cassies Großmutter war erstarrt. Ihre Hände hörten auf, sich mit dem Ingwer zu beschäftigen.
    »… brauchen wir nicht zu bleiben«, schloss ihre Mutter.
    Cassie war erstaunt. Nach allem, was sie in diesen ersten W ochen in New Salem durchgemacht hatte, nach all den Nächten, in denen sie fast vor Heimweh gestorben war, sagte ihre Mutter jetzt , dass sie wegfahren konnten? A ber noch merkwürdiger war der wütende Blick der Großmutter.
    »W eglaufen hat noch nie etwas gebracht«, sagte die alte Frau. »H ast du das immer noch nicht gelernt? Haben wir nicht alle…«
    »Z wei Kinder sind tot«, fuhr Cassies Mutter unbeirrt fort. »W enn Cassie weg will, werden wir fahren.«
    Cassie sah erstaunt von einer zur anderen. W orüber redeten sie eigentlich? »M om?«, fragte sie abrupt. »W arum hast du mich überhaupt hierhergebracht?«
    Mutter und Großmutter starrten einander immer noch an. Ein W illenskampf ohne W orte, dachte Cassie. Dann wandte ihre Mutter den Blick ab.
    »W ir sehen uns beim A bendessen«, sagte sie und ging so plötzlich, wie sie gekommen war.
    Die Großmutter stieß einen langen Seufzer aus. Ihre Hände zitterten leicht, als sie nach einer weiteren W urzel griff.
    »E s gibt Dinge, die du erst später verstehen wirst«, sagte sie einen A ugenblick später zu Cassie. »D u musst uns vertrauen.«
    »I st das der Grund, warum Mom und du so lange keinen Kontakt miteinander hattet? Ja oder nein?«
    Eine Pause entstand. Dann antwortete die Großmutter leise: »D u musst nur V ertrauen zu uns haben…«
    Cassie öffnete den Mund,

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