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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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glücklich und erleichtert war. »Diesmal bin ich nicht von Zufällen und Glück abhängig. Ich fahre jetzt jede Woche zur Kontrolle ins Krankenhaus, dann werden wir weitersehen. In den nächsten Wochen passiert sicher noch gar nichts. Aber vielleicht habe ich dir vor Weihnachten noch ein bisschen mehr gestohlen.«
    Das Zimmer bewegte sich immer noch. »Ein bisschen mehr?«
    »Na, dein Herz hab ich doch schon, oder?«
    »Hä?«
    »Mann, Niklas, ich glaube wirklich, du brauchst ein paar Sekunden, bis du das verdaut hast. Ich muss der Geschäftsführung gleich noch ein paar Berichte vorlegen, wie wär’s, wenn ich dich nachher noch mal anrufe?«
    »Ich will das wirklich, Karianne, bitte glaub mir das …«
    »Ich glaube dir auch, Niklas. Aber ich glaube auch, du solltest nicht leugnen, dass du noch Zeit brauchst, um dich an den Gedanken zu gewöhnen. Keiner sagt einfach schulterzuckend Ja und Amen zu so etwas.«
    »Okay.«
    »Bis später.«
    Niklas hörte ein dumpfes Geräusch hinter sich, und plötzlich nahm er seine Umgebung wieder richtig wahr, auch seinen Besucher, den er in der Zwischenzeit ganz vergessen hatte. Der Polizist angelte mit einem Bein nach dem Holzschuh, der ihm vom Fuß gefallen war.
    »Das war Karianne, meine Frau. Ich habe gerade erfahren, dass ich ihr eine Niere spenden werde.«
    Wieder das dumpfe Plumpsen. Diesmal war der Holzschuh auf dem Küchenboden gelandet.
    Rino starrte ihn an, als hätte man ihn vor den Kopf geschlagen. »Eine Niere spenden?«
    »Hey, ich bin derjenige, dem sie das Ding rausschneiden, nicht Sie.«
    »Ist sie wieder krank?« Rino humpelte einen Schritt vor und steckte seinen Fuß wieder in den Schuh.
    »Nierenversagen. Sie … was meinen Sie denn mit ›wieder krank‹? Ich wusste gar nicht, dass ich Ihnen das schon erzählt hatte … aber was soll’s. Eine angeborene Nierenschwäche. Und jetzt bildet sie sich ein, dass ich Angst habe.« Er hielt das Handy hoch, um das Gespräch zu erklären, das gerade stattgefunden hatte. »Im Moment passiert einfach so furchtbar viel auf einmal …«
    Rino blieb mitten in der Küche stehen. Auf einmal schien ihm schrecklich unwohl zu sein. »Ich wollte das wirklich nicht erzählen …«
    Niklas wusste sofort, dass jetzt nur etwas Unschönes kommen konnte. » Was erzählen?«
    »Evens Mutter … verdammt! Ich habe dem Arzt mein Wort gegeben, dass ich es nicht weitererzähle, und jetzt ist noch keine Stunde vergangen und ich plappere es schon aus.«
    In der folgenden Redepause wünschte sich Niklas inständig, er könnte der Sache einfach noch entkommen. Er spürte, dass das, was Rino ihm erzählen wollte, ihn zutiefst erschüttern würde.
    »Evens Mutter hat ein Organ gespendet …« Rino starrte auf den Küchenboden, während er sprach.
    »Oh Gott!«
    »Ein krankes Mädchen hier aus dem Ort hatte nur noch wenige Wochen zu leben. Sie bekam die Niere. Evens Mutter war ja sowieso tot …«
    Niklas spürte, dass er sich gleich übergeben musste, aber es fühlte sich an, als säße sein gesamtes Körpergewicht unterhalb der Knie, und er war unfähig aufzustehen.
    »Ich habe mit dem Arzt gesprochen, der Even auf die Welt geholt hat. Die Mutter wurde ins Krankenhaus gebracht …«
    Schließlich gehorchten ihm seine Beine, doch Niklas blieb unbeweglich stehen.
    »Die Welt ist klein …«
    Die ganze Zeit hatte er gespürt, dass die Lösung näher war, als ihm gefiel. Der Zeitpunkt der beiden Überfälle war kein Zufall. Diese Verbrechen waren geschehen, weil Karianne und er hier waren. Und sie sollten dafür sorgen, dass sie auch hierblieben.
    »Wie war das mit diesem dubiosen Unfall?« Er ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.
    »Die Umstände waren sehr seltsam.« Endlich setzte sich Rino auch. »Sie ist mit dem Fahrrad von der Straße abgekommen und direkt gegen eine Felswand gefahren.«
    »Von der Straße abgekommen.« Im Grunde brauchte er kaum noch eine nähere Erklärung.
    »Zwei Wochen vor der Entbindung. Nicht viele würden sich in dem Zustand überhaupt noch aufs Fahrrad setzen. Der Arzt hat zugegeben, dass er sich damals auch schon gewundert hat. Eine Wunde mitten auf dem Kopf, das war’s.«
    Mitten auf dem Kopf .
    »Wenn Sie gegen eine Felswand fahren, wäre es ein ganz natürlicher Reflex, den Kopf zu schützen, indem Sie die Arme vorstrecken und den Sturz so abfangen. Evens Mutter hatte aber nicht die kleinste Abschürfung an den Händen.«
    Niklas dachte an den Spaziergang, den er mit Karianne gemacht hatte, den Abhang hinter

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