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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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konnte man Thomas Bork weiß Gott nicht vorwerfen.
    »Unser Freund Ottemo …«
    »Der heute früh gebrannt hat?« Thomas grinste breit über seinen schwarzen Humor.
    »Genau der. Du solltest mal in Bergen anrufen.«
    »Nach halb zwei.« Thomas schwang seinen Bürostuhl herum, faltete die Hände über der muskulösen Brust und spreizte die Beine.
    »Kannst du sie bitten, dass sie ihn nach einer ganz bestimmten Sache fragen sollen?«
    »Was immer du willst.«
    »Ich will wissen, ob er schon mal Sozialhilfe bezogen hat.«
    »Bist du wieder bei deinen gemeinsamen Nennern?«
    »Es gibt Grund zur Hoffnung.«
    »Schön. Aber um es mal offen zu sagen – ich glaube nicht, dass eines der Opfer mit dem goldenen Löffel im Arsch geboren wurde.«
    »Im Mund«, korrigierte Rino.
    Sein Kollege wurde sofort wieder ernst. »Kurzfristige Unterstützung durch die öffentliche Hand kommt wahrscheinlich häufiger vor, als wir glauben.«
    »Wahrscheinlich.« Rino konnte sich erinnern, dass Thomas vor ein paar Jahren nach der Trennung von seiner Freundin über seine finanzielle Lage geklagt hatte, und er hoffte, dass er nicht ins Fettnäpfchen getreten war.
    »Ich habe übrigens mit Kurt gesprochen …«
    Rino fiel auf, wie rasch Thomas das Thema wechselte.
    »Keine Abdrücke auf Heizstrahler und Rohr.«
    »Super.«
    »Dafür umso mehr auf dem Türriegel … sehr viele sogar.«
    »Aber nicht von unserem Mann?«
    »Das wissen wir streng genommen noch nicht.«
    »Streng genommen schon. Er hat es vermieden, Spuren am Tatort zu hinterlassen, also wird er auch nicht die Tür mit seinen fettigen Fingern angetatscht haben.«
    »Wohl kaum.«
    Das Handy klingelte, und als er wieder in seinem Büro war, sah er auf dem Display Joakim aufleuchten. »Der Vater«, meldete sich Rino mit autoritäter Stimme.
    »Der Sohn«, erwiderte Joakim, bevor sie beide im Chor schlossen: »Und der Heilige Geist.«
    »Was für eine Besprechung hattest du da? Und mit was für einem Typen denn bitte?«
    »So ein Blödmann.«
    Er hörte, dass der Ton seines Sohnes an Keckheit verloren hatte. »Mit welchem Blödmann bitte, wenn ich fragen darf?«
    »Einen, der auf Kumpel gemacht hat.«
    »Jetzt komm schon, Joakim. Spuck’s aus.«
    »Einen, der Fragen gestellt und jeden möglichen Scheiß ausgegraben hat.«
    Rino spürte ein ungutes Gefühl in der Magengrube. »Und wo hat das Ganze stattgefunden?«
    Der Junge zögerte. »Bei den Psychotypen.«
    »In der psychiatrischen Poliklinik? Hat Mama dich zu einem von den Therapeuten dort gebracht?«
    »M-hm.«
    Verdammt! Er biss die Zähne so heftig zusammen, dass es in der Emaille knackte. »Darüber muss ich mit Mama reden.«
    »Okay. Sie hat gesagt, sie muss auch mit dir reden.«
    Das hätte sie verdammt noch mal vorher tun müssen. »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Über die Schule.«
    »Und sonst?«
    »Fängst du jetzt auch schon an?«
    »Ich fange überhaupt nicht an, im Gegenteil, ich muss gleich aufhören. Wir haben hier noch einen Fall dazugekriegt.«
    »Mord oder …«
    »Frag nicht, Joakim. Also, über die Schule und worüber noch?«
    Der Junge seufzte tief. »Du weißt schon, worüber halt auch die Lehrer immer nörgeln.«
    Er ahnte, worum es ging. Ein ganz normales Phänomen bei Jungs in diesem Alter – die Gedanken waren oft woanders als im Klassenzimmer.
    »Okay. Ich rede dann mit Mama.«
    »Dann mach’s gut.« So ein Abschied sah Joakim auch nicht ähnlich, so unbeholfen und ohne Gewitzel. Dieser Scheißtherapeut hatte es bereits geschafft, Joakims sowieso schon wackeliges Selbstvertrauen zu erschüttern.
    Die Fassade des schmutzig grauen Gebäudes kündete von beginnendem Verfall, doch verglichen mit so einigen Nachbargebäuden stand es immer noch ganz gut da.
    Am Eingang befanden sich vier Klingeln, von denen jedoch nur eine beschriftet war. Rino drückte auf gut Glück, bekam aber keine Reaktion. Nachdem er weitere Versuche unternommen und innerlich geduldig bis zehn gezählt hatte, betrat er das Haus und klopfte an die erstbeste Tür.
    Der Kerl, der den Kopf aus dem Türspalt streckte, sah so überrascht aus, als wären Besuche hier eher die Seltenheit.
    »Jjj… jjja.«
    »Ich suche Kim Olaussen.«
    Der Mund des Mannes formte ein O und bekam nach und nach Unterstützung von den restlichen Muskeln seines bleichen Gesichts, bis er in einem Kraftakt schließlich die Worte hervorpresste: »Im ersten Stock.«
    »Danke. Rechts oder links?« Er bereute seine Frage im nächsten Moment. »Ich finde es schon

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