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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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verdammter …« Olaussen machte eine Bewegung mit den Händen, doch dann fiel ihm rasch wieder ein, dass seine Arme mehr oder weniger unbenutzbar waren. »Ich weiß es nicht, geht das denn nicht in Ihren Schädel? Wenn Sie frustriert sind, weil Ihre Ermittlungen nicht vorankommen, dann lassen Sie das gefälligst an jemand anderem aus.«
    »Okay. Ich wollte bloß sichergehen, dass wir hier nicht unnötig Zeit verschwenden.«
    »Sie finden ihn nicht, stimmt’s?«
    »Wie kommen Sie darauf.«
    »Diese blinde Gewalt. Kein Motiv, einfach nur Gewalt um der Gewalt willen.«
    Das Recht auf Vergeltung .
    »Wenn Sie ›kurzsichtige Gewalt‹ sagen würden, könnte ich mich Ihnen anschließen. Aber blind ganz bestimmt nicht. Der Kerl wusste sehr genau, was er tat. Vielleicht haben Sie ja einen Doppelgänger hier in der Stadt.«
    Olaussen grunzte abfällig, anscheinend fand er den Gedanken absurd. »Kann schon sein«, sagte er, nachdem er sich ein wenig besonnen hatte.
    »Was kann schon sein?«
    »Das er mich für jemand anderen hielt. Er hatte so was Verbittertes und Hasserfülltes. Er wirkte total … ich weiß nicht, eiskalt berechnend.«
    »Ist das also Ihre Theorie? Dass er Sie mit jemand anderem verwechselt hat?«
    »Das ist nicht nur meine Theorie, das ist die einzige Theorie überhaupt. Ich habe mit niemandem eine Rechnung offen.«
    »Schön. Dann war’s das für heute.« Rino brauchte ein paar Anläufe, um aus dem Sofa hochzukommen, und verfluchte insgeheim seine Bauchmuskeln, die sich hinter einer wachsenden Fettschicht versteckten. Er musste wirklich zusehen, dass er seine Zuckersucht in den Griff bekam. »Ich wollte Sie noch fragen …«
    Olaussens Blick war schon wieder zum Fernseher und den Trabrennen gewandert, als hoffte er, dass das Schicksal ihn gnädigerweise für das brutale Erlebnis entschädigen würde.
    »… ob Sie einen Nils Ottemo kennen.«
    »Sollte ich das?«
    »Sagen wir mal so: Es würde die Dinge ein bisschen erleichtern.«
    »Der Name sagt mir gar nichts.«
    »Er wurde heute Morgen gefunden, nachdem ihm etwas Ähnliches passiert war wie Ihnen. Nur dass sich der Täter diesmal für Hitze entschieden hat. Ottemo liegt gerade im Krankenhaus Haukeland, wo man versucht, seine Arme zu retten.«
    »Was zum Teufel …«
    »Wir suchen nach irgendeiner Verbindung.«
    »Glauben Sie, dass es derselbe Täter ist?«
    »Es deutet alles darauf hin.«
    »Ottemo …« Er kramte offensichtlich angestrengt in seinem Gedächtnis. »Haben Sie ein Bild von dem Kerl?«
    »Ich arbeite dran.«
    Olaussen setzte sich mit aufrichtig verzweifelter Miene auf. »Glauben Sie mir, ich suche schon die ganze Zeit nach einem Grund.«
    In diesem Moment hatte Rino keine Zweifel mehr an der Ratlosigkeit des Mannes. Er bedankte sich und ließ den Verletzten mit seinen Wetten allein. Als er sich gerade ins Auto gesetzt hatte, klingelte sein Handy. Es war Thomas.
    »Du hattest recht«, sagte er. »Ottemo hat vor ein paar Jahren eine Weile Sozialhilfe bezogen.«
    Rino schob die Glastüren des vielgescholtenen Arbeits- und Wohlfahrtsamtes auf, suchte den Weg zur Sozialabteilung und musste feststellen, dass er sich völlig falsche Vorstellungen gemacht hatte. Das Gebäude war hell und freundlich, und an der Anmeldung saß auch keine verbiesterte Frau mit würdevollem Blick. Ganz im Gegenteil, ein hübsches Mädchen lächelte ihm freundlich entgegen. Sie trug ein rosa T-Shirt mit der Aufschrift » HAVE FAITH «. Er nahm an, dass die Wahl ihrer Kleidung keinen tieferen Sinn haben sollte.
    Rino stellte sich vor und bat darum, mit einem Abteilungsleiter sprechen zu dürfen.
    »Wir haben hier keine Abteilungsleiter, wir arbeiten im Team. Aber ich befürchte, im Moment sind alle in der Sitzung.« Sie reckte den Hals und warf einen Blick in die Korridore. »Ich kann ja mal kurz nachschauen … Even!«
    Ein Mann Mitte zwanzig, tadellos gekleidet mit schwarzem Poloshirt und adrettem Blazer, blickte vom Kopierer auf, griff sich einen Stapel Papier und steuerte auf den Empfang zu.
    »Hier ist einer von der Polizei, der ein paar Fragen hat. Weißt du, wann die Teamsitzung zu Ende ist?«
    Der Mann, dessen hohläugiges Gesicht mit den markanten Zügen verriet, dass er frühzeitig altern würde, nickte ihm kurz zum Gruß zu. »Teamsitzungen kann man immer ganz schlecht vorhersagen.« Er grinste den Polizisten schief an, als wollte er zu verstehen geben, dass er keinen Sinn für diese neumodische Art der Betriebsorganisation hatte. »Aber Sie können gern

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