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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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Sie haben auch keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    »Das hatte ich eigentlich gehofft.« Er stand auf. »Wie gesagt, wir sind ziemlich sicher, dass der Täter das getan hat, um Tommy zu rächen. Und Sie stehen Tommy eben am nächsten.«
    »Seltsam, dass die Dinge sich gern wiederholen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Da wird Tommy wieder ein Steinchen in den Spielen der Erwachsenen, genau wie vor acht Jahren. Tommy hat nicht um die Eltern gebeten, die er bekommen hat, und das Schicksal gab ihm einen Vater, der nie für ihn da war, der ihn mehr oder weniger beiseitegeschoben hat. Tommy wurde von seinem eigenen Vater verlassen. Ich wiederhole: verlassen. Wo waren da die Handlanger des Gesetzes? Wer nimmt die Rechte der verlassenen Kinder wahr? Keiner.«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Ich deute an, dass der Junge die ganzen Jahre unter der Abwesenheit eines Vaters gelitten hat, und das ist immer noch so. Es ist einfach ein Verbrechen gegen Tommy, ihn so beiseitezuschieben.«
    »Für mich hören Sie sich an wie eine verbitterte Frau.«
    »Da haben Sie richtig gehört.«
    »Verbittert genug, um dem Kindsvater zu schaden?«
    »Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Aber Sie können mir nicht verbieten, dass ich ihm das gönne. Ich bin froh, dass es nicht schlimmer für ihn ausgegangen ist, aber was er bekommen hat, das hat er schon lange verdient.«
    Rino verließ Renate Øverlid mit dem Gefühl, dass sie eine Beteiligung eingeräumt hatte, obwohl ihr Leugnen glaubwürdig schien. Sie war definitiv eine verbitterte Frau, und irgendetwas sagte ihm, dass der Groll, der sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte, alles andere als leicht zu verdauen war.
    Auf dem Heimweg dachte er die ganze Zeit über ihr Gespräch nach, suchte nach Lücken, die sein Bauchgefühl bestätigten, legte die Grübelei jedoch auf Eis, als er vor dem Haus einbog und Joakims Fahrrad in einem der Rosenbüsche entdeckte. Zu Joakims Verteidigung musste man sagen, dass sich um die Büsche den ganzen Sommer über schon niemand richtig gekümmert hatte, so dass man den unorthodoxen Fahrradstellplatz vielleicht als stillen Protest gegen den mangelnden väterlichen grünen Daumen hätte deuten können. Viel wahrscheinlicher war er aber Ausdruck für Joakims unterdrückte Gefühle, die er endlich herauslassen musste.
    »Joakim! Hier liegt ein Fahrrad in den Rosenbüschen und schreit nach dir.«
    Er predigte tauben Ohren. Aus dem Jungenzimmer im ersten Stock hämmerte der Bass durch die Balken und ließ die Wände im Takt vibrieren. Er klopfte anstandshalber an, weil er fand, das müsse er tun, seit Joakim das Teenageralter erreicht hatte – doch der hätte ihn wohl nicht mal gehört, wenn er sich mit einer Motorsäge Zugang zum Zimmer verschafft hätte. Die Tür war glücklicherweise offen, und ein leicht verwirrter Joakim stellte fest, dass irgendjemand plötzlich die Musik leiser gestellt hatte.
    »Himmel Herrgott! Ist dir nicht klar, dass hundertfünfzig Dezibel die Inkontinenzprobleme von Oline Gundersen noch verschlimmern?«
    »Wer ist das denn?«
    »Eine arme Frau auf der anderen Seite der Stadt.«
    »Hä?«
    »Vergiss es. Ich hab ein Rad gefunden.«
    »Ach, das.«
    »Warum hast du das da so brutal hingefeuert?«
    »Ich hatte es eilig.«
    »So eilig ja wohl auch wieder nicht, oder?«
    »Sorry.«
    Er blieb auf der Schwelle stehen. Joakim fummelte mit der Fernbedienung herum, wobei er jeden Augenkontakt tunlichst vermied, und Rino merkte, dass der Junge verlegen war. »Alles in Ordnung?«
    Der Junge nickte.
    »Komm, Joakim, wir legen eine Aerosmith- CD ein, und dann reden wir drüber, okay?«
    »Scheiße, nein. Kein Aerosmith.«
    »Okay. Kompromiss: City Boy. Ich verspreche dir ein quasi-religiöses Erlebnis.«
    Joakim verdrehte die Augen, doch Rino deutete den stummen Protest als Aufforderung, also holte er The Day the Earth Caught Fire aus seinem Arbeitszimmer. »Ich dachte mir, die passt zum Anlass.«
    Joakim musterte ihn mit unergründlichem Blick, sagte aber nichts.
    »Lol Mason ist einfach ein göttlicher Sänger. Hör mal.«
    »Vielleicht wäre es ganz gut gewesen, wenn die Erde tatsächlich Feuer gefangen hätte«, seufzte Joakim, als der Refrain aus den Lautsprechern tönte, pompös und im Halbfalsett. »Dann hättest du mit all deinen 80er-Jahre-Kumpels Zuflucht auf einem anderen Planeten nehmen müssen.«
    »Toll, oder?«
    »Total Panne.«
    »Okay. Was liegt dir auf der Seele?«
    »Wie?« Wieder vermied

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