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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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Bewegung, als wollte sie die Verzweiflung abschütteln, dann sah sie sich das Klassenfoto noch einmal näher an. Auf dem Bild waren insgesamt sechs Kinder zu sehen, einschließlich dem, in dem Niklas Ellen zu erkennen glaubte.
    »Nur Lilly Marie. Eine ziemlich zweifelhafte Person, wenn Sie mich fragen. Die wohnt ganz allein draußen bei Leite. Ich hab gehört, dass sie solchen Wahrsagerinnenunfug treibt.«
    »Wahrsagerinnenunfug?«
    »Na, so am Telefon eben«, sagte sie und putzte sich die Nase.
    Er musste sich zu dem kleinen Holzhaus durchfragen, das ganz allein an einem Abhang stand. Es gab keine Klingel, doch er ging davon aus, dass sie sein Auto gesehen haben musste und daher nur auf das Türklopfen wartete. Doch niemand forderte ihn zum Eintreten auf. Er versuchte die Klinke herunterzudrücken, und die Tür glitt mit einem trockenen Knarren auf. Schwebende Meditationsmusik waberte ihm entgegen. Er wagte sich in den Flur, entschied sich für die rechte Tür und klopfte erneut. Im nächsten Moment verstummte die Musik. Aus irgendeinem Grund hatte er sich Lilly Marie als eine hochgewachsene Walküre mit wildem Strubbelhaar und ausgeflippten, knallbunten Kleidern vorgestellt. Doch die Frau, die die Tür öffnete, war klein und dünn und ihre Kleidung überraschend normal.
    »Ja?«
    »Lilly Marie?«
    »Wer fragt?« Sie legte den Kopf auf die Seite.
    »Niklas Hultin.« Er nahm an, dass seine Uniform für sich sprach.
    »Kommen Sie rein, Niklas.«
    Lilly Maries Zuhause war eine Huldigung an das Farbspektrum. Ein Innenarchitekt wäre sicher schockiert zurückgeprallt, doch Niklas folgte ihr in das kleine, enge Wohnzimmer mit knallgrüner Decke und orangefarbenen Wänden. Sie bot ihm einen Ledersessel an, bevor sie auf dem dazugehörigen Zweisitzer Platz nahm. In einer Ecke stand ein schwerer Ohrensessel. Über einer Armlehne hing ein Headset, und auf einem kleinen Tisch stand ein Telefon.
    »Tee?«
    Sie hatte ihm bereits eine kleine Tasse mit asiatischem Muster hingestellt, und er nahm an.
    »Was führt Sie her?«
    »Ellen Steen.« Er hatte beschlossen, direkt zum Thema zu kommen.
    »Ja, Ellen. Ganz schrecklich, was da passiert ist.« Ihre Stimme war sanft, aber gleichzeitig aufreizend neutral, als könnte sie ihre antrainierte Telefonstimme nicht richtig ablegen.
    »Sie gingen mit ihr in eine Klasse, stimmt’s?«
    »M-hm.« Sie ließ allerlei seltsame Sachen in ihre Tasse rieseln, bevor sie umrührte.
    »Haben Sie heute noch Kontakt mit ihr?«
    »Wir grüßen uns, wenn wir uns begegnen, aber mehr nicht. Dass in kleinen Ortschaften jeder jeden kennt, ist ein Mythos. Es ist eher umgekehrt.«
    Er ahnte eine unterschwellige Bitterkeit und erinnerte sich daran, wie abfällig Ellen Steens Tante über die Berufswahl von Lilly Marie gesprochen hatte.
    »Können Sie sich noch gut daran erinnern, wie sie als Schulkind war?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ob ich mich gut erinnern kann? Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich erinnere mich an einzelne Ereignisse, wie die meisten Leute.«
    »Bevor sie überfallen wurde, haben wir ein paar Puppen gefunden.«
    Sie nahm einen Schluck von ihrem Tee. »Ich hab davon gehört.« Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
    »Es sind alte Puppen, und ich dachte mir, dass die irgendwie mit ihrer Vergangenheit zu tun haben müssen. Sie sind zusammen in die Schule gegangen, vielleicht waren sie ja auch in der Freizeit befreundet?«
    »Wir waren nicht wirklich beste Freundinnen, aber es kam schon mal vor, dass eine die andere besuchte. Ich bin erst hergezogen, als ich in die zweite Klasse kam, deswegen war ich in den ersten Monaten sehr beliebt. Danach verlief das Interesse aber wieder im Sande.«
    Er machte seine Tasche auf und stellte die Puppen auf den Tisch. Es war nicht zu übersehen, dass sie sie wiedererkannte. Lilly Marie versuchte, ihre neutrale Maske zu wahren, doch sie konnte den Blick nicht von den Puppen losreißen. Die beiden Impulse kollidierten in einer Art fieberhaft gespielter Nonchalance.
    »Sie haben die Puppen schon mal gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf, bevor sie nach ihrer Teetasse griff und sie mit beiden Händen dicht vors Gesicht hielt.
    Er wartete. Lilly Marie wandte den Blick nicht von ihrer Tasse.
    »Sie müssen es mir erzählen.«
    Sie starrte weiter in ihre Tasse.
    »Waren das Ellens Puppen?«
    Sie blieb unbeweglich sitzen, und er dachte sich, dass sie wahrscheinlich verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Wem

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