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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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einen Rülpser zu unterdrücken, und fischte einen Juicy-Fruit-Kaugummi aus der Tasche, den er fest zusammenrollte, bevor er ihn sich in den Mund steckte. Ein paar Jungs rannten während der Überfahrt ständig an seinem Tisch vorbei, so dass er sich nur schwer konzentrieren konnte. Wahrscheinlich fanden sie seine Polizeiuniform so aufregend, und im Nachhinein kam ihm der Gedanke, dass er ihnen ruhig mal ein kameradschaftliches Lächeln hätte schenken können.
    Das Schiff verlangsamte seine Fahrt, und eine blecherne Stimme teilte mit, dass man sich Landegode näherte. Er faltete die Zeichnung zusammen und steckte sie in die Tasche. Dann wartete er kurz ab, um die ungeduldigsten Fahrgäste vorzulassen, bevor er selbst aufstand.
    Der Wind war bedeutend frischer als auf dem Festland, und er musste an den armen Kerl denken, der mehrere Stunden in diesem kalten Wind gestanden hatte, die Hände bis über die Ellbogen im eisigen Wasser. Der Arzt hatte wohl kaum übertrieben, als er die Schmerzen des Opfers beschrieb.
    Das metallische Geräusch, als er über die Gangway an Land schritt, erinnerte ihn daran, dass er das Büro in seinen ausgelatschten Holzclogs verlassen hatte. Passte sicher nicht so toll zur Uniform, aber jetzt mussten sie eben als Notlösung herhalten.
    Auf der Brücke warteten acht Menschen, darunter der ehemalige Leuchtturmwärter der Insel, ein Mann Ende siebzig, der die Leuchtturmwärterwohnung von den sechziger Jahren bis zur Automatisierung des Leuchtturms 1993 bewohnt hatte. Sein rotwangiges Gesicht mit den markanten Zügen zeigte wenige, dafür aber tiefe Falten, und sein Haar war grau wie ein nordnorwegischer Sommertag.
    »Anathon Sedeniussen.« Seine Faust hatte die Größe einer mittleren Meeresschildkröte, sein Händedruck war ein Schraubstock aus Fleisch und Blut. »Ich war der, der den Kerl losgemacht hat.«
    Mit roher Gewalt, dachte Rino, während er sich aus dem eisernen Griff zu lösen versuchte.
    »Das nenn ich mal nachtragend.«
    »Bitte?«
    »Die meisten von uns waren doch schon mal so wütend auf irgend so einen Blödmann, dass sie ihm am liebsten den Kopf abgerissen hätten. Aber so was wirklich zu tun …«
    »Tja, die Natur eines Verbrechers zu verstehen ist uns nicht unbedingt gegeben.«
    Der Alte gackerte. »Das will ich glauben. Manchmal versteh ich mich ja selbst kaum.«
    Rino sah sich um. Die Straße, die erst 1994 gebaut worden war, sah auf den ersten Blick so aus, als wäre sie von einem besoffenen Ingenieur zusammengestückelt worden, hatte die Eifrigsten aber doch angeregt, sich ein Auto anzuschaffen.
    »Nehmen Sie doch Platz.« Sedeniussen zeigte mit einladender Geste auf einen alten Mercedes. »Den hatte ich fast zwanzig Jahre lang auf dem Festland stehen. Aber nachdem mir meine Knochen sagen, dass sie es nicht mehr lange machen wollen, brauche ich ihn jetzt doch hier.«
    Sie stiegen ein, der Alte schob den Sitz vor, beugte sich über das Lenkrad und fuhr ruckartig an. »Der schnurrt wie eine überfällige Strohwitwe. Die Karre hat noch nie eine Werkstatt von innen gesehen.«
    Rino warf einen Blick auf den Kilometerzähler. 14 000 Kilometer. In über dreißig Jahren. Da war es kaum verwunderlich, dass die Knochen des Alten nicht mehr mitmachen wollten. Er hatte sie offenbar fleißig beansprucht.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass das Opfer in einem Kanu hierhergebracht wurde. Irgendwann im Laufe der Nacht.«
    »In einem Kanu?« Das Auto ruckelte erneut.
    »Die Fahrt hin und zurück, die Zeit, die er fürs Fesseln gebraucht hat – das alles muss mindestens ein paar Stunden gedauert haben. Das lässt hoffen, dass da vielleicht jemand etwas beobachtet hat.«
    Der Alte fuhr von der Straße ab und hielt an. »Ich war gestern Abend oben im Turm. Die Schlösser sind immer noch dieselben, und die Schlüssel hat man mir nie abgenommen. Ab und zu geh ich da noch hin und lauf ein bisschen rum. Nachdem meine Frau gestorben ist … wissen Sie, ich habe eben ein halbes Leben auf dieser kleinen Insel verbracht.«
    Rino nickte verständnisvoll, obwohl er noch nie Sehnsucht nach irgendeinem bestimmten Ort gehabt hatte.
    »Sagen Sie, waren Sie schon mal oben in einem Leuchtturm?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann hätten Sie es nämlich auch nicht kapiert. Die meisten laufen zehn Minuten da oben rum, machen eine Bemerkung zur Aussicht und gehen dann wieder runter. Aber Sie müssen wirklich mal da oben sitzen, zusehen, wie der Tag zur Nacht wird und danach wieder der Morgen graut.«
    »Ein Ort

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