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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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Puppen losgeschickt hatte, stand für ihn außer Zweifel. Die Frage war bloß, warum.

31

    Auf dem Schild über der Tür stand FISCHERHEIM , doch der Inhaber betonte, dass er fast keinen einzigen Fischer mehr beherbergte und dass der Standard seines Hauses auch die Anforderungen wählerischer Touristen erfüllte. Vierhundert Kronen pro Tag inklusive Frühstück war immer noch ein Spottpreis, und Rino hatte keine Bedenken, sich über Nacht hier einzuquartieren. Er legte sich auf das Bett und holte sein Handy aus der Tasche. Joakim antwortete beim zweiten Klingeln.
    »Der Vater.«
    »Ich seh’s schon.«
    Entweder war der Witz schon zu abgedroschen, oder Joakim war nicht in der richtigen Stimmung. »Wie geht’s?«
    »Life sucks.«
    »Erzähl.«
    »Mutter dreht voll am Rad.«
    »Dreht am Rad im Sinne von ›Sie hat die halbe Nachbarschaft mit dem Dosenöffner ermordet‹, oder ist sie einfach nur sauer?«
    »Scheißsauer. Ich hab Hausarrest.«
    »Aha. Hast du irgendetwas getan oder nicht getan?«
    »Der Rektor hat sie angerufen.«
    »Ich bin immer noch dran«, sagte Rino irgendwann, weil Joakim zu vergessen schien, dass noch jemand am anderen Ende der Leitung war.
    »Es ging um den Feuerlöscher.«
    »Den du … benutzt hast?«
    »Ich wollte bloß aufs Klo.«
    »Und da hat’s gebrannt?«
    Joakims Stimme klang etwas weiter entfernt, als er seiner Mutter kurz zurief, mit wem er telefonierte.
    »Handy darf ich auch nicht benutzen.«
    Rino merkte, wie er langsam wütend wurde. Wenn es neuerdings zu den Hausregeln der Mutter gehörte, Joakim die Möglichkeit zu nehmen, mit seinem Vater zu sprechen, dann ging sie einen Schritt zu weit.
    »Ich wollte ihn bloß ausprobieren, und da hab ich ein bisschen was auf die Wand gesprüht.«
    »Und?« Rino konnte sich schon gut vorstellen, wie die Geschichte weiterging.
    »Mehr hab ich nicht gemacht. Ein paar Sekunden, das war alles. Ich kann nicht fassen, dass es deswegen so ein Theater gibt.«
    »Was ist passiert?«
    »Der Rektor ging von Klasse zu Klasse und hat verlangt, dass der Schuldige sich meldet.«
    »Und das hast du gemacht?«
    Das Schweigen, das auf diese Frage folgte, war Antwort genug. »Der Lehrer flüsterte dem Rektor was ins Ohr, und dann wurde ich rausgerufen.«
    »Okay. Wenn du mich fragst, Joakim – das ist jetzt weiß Gott kein Weltuntergang, aber du musst schon einsehen, dass das bescheuert war.«
    »Zwei verfickte Sekunden, Mann.«
    »Nicht ›verfickt‹, Joakim. Einfach zwei Sekunden.« Es gefiel ihm nicht, wie der Umgangston in letzter Zeit ausgeartet war.
    »Mama muss es bezahlen. Das heißt, sie sagt, dass du es bezahlen sollst. Der ganze Korridor muss gereinigt werden, obwohl ich bloß ein bisschen was in eine Ecke gesprüht habe.«
    Es vergingen ein paar Sekunden, bis er begriff. Er sollte also bezahlen, weil er indirekt für das Zerstörungswerk verantwortlich war, denn er weigerte sich ja, seinen Sohn unter Beruhigungsmittel setzen zu lassen. »Okay. Wir reden dann drüber, wenn ich heimkomme.«
    »Wo bist du eigentlich?«
    »In Bergland. Ein kleiner Ort im Norden. Wahrscheinlich bin ich morgen Nachmittag wieder zu Hause. Ich schau dann bei euch vorbei. Vielleicht reden wir alle drei mal wieder.«
    »O-oh. Here comes trouble.«
    »Wir müssen miteinander reden, Joakim, das ist dir doch wohl klar?«
    »Mann, ich hab bloß ein bisschen von dem Zeug in eine Ecke gesprüht.«
    »Ich hab’s kapiert, ja. Trotzdem. Wir reden morgen. Okay?«
    »Okay.«
    Er blieb in dem weißen, steifen Bettzeug liegen, das nach Weichspüler roch, und starrte an die Decke mit den groben Holzbalken. Vielleicht irrte er sich ja doch. Vielleicht schlug sich Joakim wirklich mit Millionen von kleinen Teufelchen herum, die ihm keinen Frieden ließen. Verrannte er sich zu sehr in die Vorstellung, dass Ritalin eine Droge war? Erwies er Joakim nur einen Bärendienst, wenn er ihn um jeden Preis so akzeptieren wollte, wie er war? Tat er seinem Sohn ein ähnliches Unrecht, wie es Even Haarstad widerfahren war, nur dass in Joakims Fall das Gefängnis sein eigener Körper war?
    Ihm dämmerte die Erkenntnis, dass Helene vielleicht recht hatte, doch er schob den Gedanken beiseite. Stattdessen schrieb er eine SMS an einen Privatdetektiv, wählte anschließend gleich die Nummer des Altenheims Bergland und bat, mit Halvard Henningsen sprechen zu dürfen. Er hörte klappernde Sandalen und das Öffnen und Schließen von Türen, bis sich schließlich eine erschöpfte Stimme meldete.
    »Ja? Wer ist

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