Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
Vom Netzwerk:
offensichtlich für sie arbeitete? Außerdem zogen sie es sicher vor, ihn bei Tageslicht einzuholen. Sie würden diese Nacht in dem Tal, im Schutz des Waldes, verbringen.
    Doch Philipp hatte nun genug von diesem Spiel. Er beschloß, in die Offensive zu gehen. In seinen Gedanken nahm bereits ein Plan Gestalt an.
    Zuerst vergewisserte er sich, daß er nach dem Verlassen des Waldes keine auffälligen Spuren hinterlassen hatte, stieg dann ab und führte sein Pferd über den steinigen Boden, bis er einen anderen Zugang zum Tal fand.
    Kurz vor Einbruch der Nacht kam er zu einer kleinen Lichtung, auf der zwischen Schneeflecken einige gelbliche Grashalme wuchsen. Er band Alastor an und nahm ihm das Zaumzeug ab.
    »Ich komm’ zurück und hol’ dich«, flüsterte er. »In ein paar Stunden bin ich wieder da. Vielleicht gibt es ja doch einen Ausweg aus dieser Falle.«
    Die Dardaner waren nicht schwer zu finden – warum sollten sie sich auch verbergen, wo sie doch die Jäger waren? Philipp folgte zuerst dem Hauptweg, dann dem Geruch von Holzrauch und schließlich dem Schein ihres Lagerfeuers. Er kauerte sich gegen den Wind in ein Gebüsch, wo sie ihn nicht sehen konnten, und sah ihnen beim Zubereiten des Abendessens zu.
    Es waren vier Männer, massige Schatten, die um ein Feuer hockten. Er war nahe genug, um hören zu können, wie sie sich über ihr elendes Schicksal beklagten, das sie so weit von den Annehmlichkeiten der Heimat fortführte. Ihre Stimmen schwebten durch die Dunkelheit wie Gespenster.
    »Ich habe die Hälfte meines Anteils an der Beute vom letzten Sommer für ein Sklavenweib ausgegeben, aber ich hatte mich kaum fünf Tage mit ihr vergnügt, da schickt uns Prinz Pleuratos auch noch auf diese Jagd.«
    »Keine Angst, die findet bestimmt jemand, der ihr in deiner Abwesenheit die Zeit vertreibt.«
    Ein kurzes Auflachen drang zu Philipp herüber, gefolgt von einem bedrohlichen Schweigen, und dann hörte er, wie sich jemand räusperte.
    »Ich hab’ mir diese Frau angeschaut am Tag, bevor sie verkauft wurde. Hast du wirklich hundertzwanzig Drachmen für sie bezahlt? Die hat doch am Bauch ein Muttermal so groß wie mein Daumen, und in drei Jahren hängen ihre Brüste schlaff herunter wie leere Weinschläuche. Du bist ein Trottel, Bakelas. Dieser Sklavenhändler hat dich übers Ohr gehauen.«
    »Du hast nicht bei ihr gelegen«, erwiderte Bakelas verstimmt. »Ich hab’ dem Kerl zwei Drachmen als Anzahlung gegeben und ihm gesagt, ich möchte erst ausprobieren, was ich da bekomme, bevor ich einschlage. Siequetscht den Samen aus einem Mann heraus, als wären ihre Schenkel eine Dattelpresse. Ich bekomm’ schon einen Steifen, wenn ich nur an sie denke. Und ein Mann, der sich darüber Gedanken macht, wie der Busen einer Sklavin in drei Jahren aussieht, ist ein größerer Trottel, als ich es je war. Zu der Zeit ist Prinz Pleuratos doch höchstwahrscheinlich schon König, und jeder von uns wird genug haben, um sich jeden Winter zehn frische Huren kaufen zu können.«
    »Paß auf, du kommst nie zu deinem Warzenbauch zurück, wenn wir diesen Jungen nicht fangen, mögen die Götter ihn verfluchen. Prinz Pleuratos wird unsere Köpfe rollen lassen, wenn wir ihm nicht Philipps…«
    »Wir werden ihn fangen, wahrscheinlich schon morgen. Diese Spuren im Schnee waren auf keinen Fall älter als zwei Stunden. Er kennt die Gegend nicht, und er ist doch nur ein Junge. Morgen fangen wir ihn und schneiden ihm den Kopf ab, und dann ab nach Hause.«
    So redeten sie noch eine Weile, und dann streckten sie sich, einer nach dem anderen, auf dem Boden aus, um zu schlafen. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, eine Wache aufzustellen. Es war fast schon beleidigend.
    Philipp war enttäuscht, als er sah, daß sie offensichtlich keinen Wein mitgebracht hatten. Er hatte vorgehabt, abzuwarten, bis sie, vom Wein benebelt, eingeschlafen waren und schnarchten, dann ein Messer zu stehlen und ihnen, einem nach dem anderen, die Kehle durchzuschneiden. Skrupel wegen einer solchen Tat hatte er nicht – schließlich wollten sie ihn ja ebenfalls töten. Das Leben hatte sehr plötzlich aufgehört, ein Spiel zu sein.
    Doch nichts dergleichen ließ sich jetzt in die Tat umsetzen, denn wenn nur einer von ihnen aufwachte, würde das seinen, Philipps, Tod bedeuten. Und einer von ihnen würde bestimmt aufwachen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als noch etwa eine Stunde abzuwarten, bis er sicher sein konnte, daß wirklich alle schliefen, und sich dann in der

Weitere Kostenlose Bücher