Der Makedonier
an und lachte, wenn sie zusammenfuhr und versuchte, sich zu bedecken.
»Du siehst noch früh genug, wie ihre Beine aussehen, Bakelas. Hab noch ein wenig Geduld, und iß erst einmal zu Ende.«
Alle vier lachten über diese Bemerkung.
Philipp kauerte inzwischen hinter einem Holzstapel neben einer der Hütten. Er hatte den zerbrochenen Stiel einer Axt gefunden, ein dünnes Stück Holz, nicht länger als sein Arm, aber wahrscheinlich die beste Waffe, die er sich an einem solchen Ort erhoffen konnte. Jetzt fehlte ihm nur noch die Gelegenheit, sie zu benutzen.
Alles hing vom Überraschungsmoment ab. Seine Gegner waren bewaffnet, und sie waren zu viert – Männer, von denen er keinen Augenblick lang Erbarmen erwarten konnte. Das durfte er nicht vergessen.
»Töte sie«, dachte er. »Töte sie schnell, leise und ohneSkrupel. Aber warte geduldig, bis du einen von ihnen allein erwischst.«
Er brauchte nicht lange zu warten.
»Jetzt zier dich nicht, Mädchen. Wollen doch mal sehen, ob dein Hintern zu mehr nütze ist als zum Sitzen.«
Er klang betrunken, und es war anzunehmen, daß seine Gefährten sich ebensowenig zurückgehalten hatten.
Philipp hörte Lachen und sah einen hohen Schatten an der Steinwand der gegenüberliegenden Hütte: ein Mann, der eine Frau am Handgelenk hinter sich herzog.
»Jetzt komm schon, Mädchen. Welche ist deine Hütte? Auf der kalten Erde hab’ ich’s nicht so gern.«
Die Stimme der Frau, ein hohes, hysterisches Jammern, drang in Fetzen an Philipps Ohr. »Bitte, nicht… bitte nicht.« Sie konnte nicht kämpfen, sich nicht wehren. Sie konnte nur flehen.
Philipp wartete, bis sie an ihm vorüber waren, dann folgte er. Die Hütte hatte nicht einmal eine Tür, nur eine alte Decke, die oben am Türrahmen befestigt war, hielt den Wind ab. Der Dardaner zerrte sein Opfer hinein und riß dabei in der Eile die Decke von einem der Nägel.
»Woll’n doch mal sehen…«
Das Geräusch von reißendem Stoff war zu hören und ein kurzer, schluchzender Aufschrei, dann folgte einige Sekunden lang Stille.
Philipp beschloß, dem Schwein ein wenig Zeit zum Rammeln zu geben, ihn in Ruhe zu lassen, bis diese Beschäftigung seine ganze Aufmerksamkeit erforderte.
Von der Frau kam kein Laut mehr, aber nach einer Weile hörte er das erregte Grunzen eines Mannes, der sich Befriedigung verschafft.
Nun reichte es. Philipp schob den Vorhang zur Seite und trat über die Schwelle, ein Streifen fahlen Mondlichts fiel dabei auf den Boden. Er wäre beinahe über den Dardaner gestolpert, der auf allen vieren über der Frau kniete, die Tunika hochgezogen und in den Gürtel gesteckt, so konzentriert auf seinen Lustgewinn, daß er nichts anderes zu sehen oder zu hören schien.
Von der Frau sah Philipp nur die Sohlen ihrer Füße.
»Bakelas…«
Der Dardaner riß den Kopf hoch und drehte sich halb, um nachzusehen, wer ihn da angesprochen hatte. Das dicke Ende von Philipps Axtstiel traf ihn voll an der Schläfe, und dem Klang nach hatte der Schlag ihm den Schädel gebrochen. Aufstöhnend kippte er zur Seite und kam mit weit aufgerissenen Augen, nackt von der Taille abwärts, auf dem Rücken zu liegen. Seinem Gesichtsausdruck nach hätte man meinen können, es wäre ihm nur peinlich. Doch Philipp wußte sofort, daß er ihn getötet hatte.
Die Frau lag auf dem Rücken, ihr Bauch und ihr Busen glänzten im Mondlicht, und ihre Schenkel waren noch immer weit gespreizt, als erwarte sie, daß Philipp sich nun auf sie stürzen würde. Sie war überraschend jung, fast noch ein Mädchen, und kaum älter als Philipp. Zum Glück war sie zu entsetzt, um zu schreien.
Philipp hielt sich einen Finger an die Lippen und bückte sich dann, um die zerrissene Tunika der Frau aufzuheben. Er gab sie ihr, und sie bedeckte sich, so gut es ging.
Dann begann sie leise zu weinen. Philipp versuchte erst gar nicht, sie davon abzubringen.
Das Schwert des Dardaners lag neben seiner Leiche, und Philipp hob es auf. Es waren noch drei Männer übrig, und ein Schwert war besser als ein Stück Holz.
»Mein Mann wird mich hassen«, sagte die Frau mit einer Art verwunderter Ruhe. Sie hatte aufgehört zu weinen, als hätte der Kummer ihr die Tränen geraubt. »Er wird mich nie wieder ansehen.«
»Wenn er kein Trottel ist, wird er froh sein, daß du noch am Leben bist, und den Mund halten.«
»Glaubst du wirklich?« Sie sah Philipp mit rührender Dankbarkeit an.
»Ja.«
Philipp bedeutete ihr, still zu sein. Er hörte jemanden kommen.
»Bakelas,
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