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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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seine Selbstsicherheit zurückkehren, so als verstünde er plötzlich wieder, worum das Gespräch sich drehte. »Und das Wohlwollen eines Pelopidas darf man nicht verschmähen. Doch darf man fragen, was er, der ja nicht als Privatmann denkt, sondern dem vor allem das Wohl seiner Stadt am Herzen liegt, dafür als Gegenleistung verlangt?«
    Nein, er hatte gar nichts verstanden. Er sah das an der Art, wie das Licht in den Augen des Mannes sich veränderte. Gewisse Seelen werden immer ein Geheimnis bleiben, unergründlich wie der Willen der Götter.
    »Die Interessen von Theben und Makedonien sind dieselben«, antwortete Pelopidas mit herablassender Höflichkeit, als würde er einem talentierten Kind etwas erklären. »Friede und Ruhe in den Staaten des Nordens. Keine Abenteuer. Keine Störungen. Zu diesem Zweck sind wir bereit, König Alexandros ein Bündnis anzubieten…«
    Als Ptolemaios über das weite Grasland zum makedonischen Lager zurückritt, spürte er in seiner Brust eine unbestimmte, kalte Angst aufkeimen, als hätte der Schwarze Tod seine Flügel ausgebreitet und einen Schatten über sein Leben geworfen.
    Er dachte an Philipp, der inzwischen vermutlich schon tot war, obwohl er noch nichts gehört hatte. Er war so klug gewesen, diesen trotz seiner Jugend so gefährlichen Knaben in den Tod zu schicken, doch jetzt wagteer gar nicht daran zu denken, was Makedonien tun würde, wenn es zum Krieg mit den Illyrern kam. Und in seinen Ohren klangen noch Pelopidas’ Worte wie eine Prophezeiung des Untergangs. Es war, als hätten die Götter beschlossen, ihn mit Waffen zu töten, die er selbst geschmiedet hatte.
    »Wir erwarten, daß Makedonien uns Geiseln schickt, mein Prinz – als Sicherheiten für den Frieden, den wir zwischen uns zu erhalten hoffen. Sie werden in Theben leben, in den Häusern unserer großen Männer, und sie werden als Verbündete und Ehrengäste behandelt werden. Es wird für sie ein großer Gewinn sein, eine Einführung in die Welt außerhalb eures Königreichs, wie sie, wenn ich so sagen darf, nur wenigen eurer jungen makedonischen Edlen je zuteil wird. Ich würde mich sehr geehrt fühlen, mein Prinz, wenn du, als Zeichen deiner Freundschaft und deines Vertrauens, auch deinen Sohn zu jenen Auserwählten zählen würdest.«
     
    Der Himmel war noch von einem fahlen, silbrigen Grau, als Philipp am Morgen nach seiner Ankunft in Pella mit Glaukon die Begräbnisstätte außerhalb der Stadtmauern besuchte. Das Grab war nicht gekennzeichnet, und da Alkmene schon fast einen Monat tot war, sah die Erde bereits verwittert aus. In einem halben Jahr, wenn das Gras wieder hoch stand, würde man von dem Grab kaum noch etwas sehen.
    Die zwei Männer setzten sich daneben, und Philipp legte die Hand zärtlich auf den Grabhügel. Er hatte nicht geschlafen. Seine Augen waren naß von Tränen.
    »Seit deiner Abreise ging es ihr nicht sehr gut«, sagte Glaukon. »Eines Tages setzte sie sich einfach neben den Herd und starb. Nicht einmal Nikomachos kann sagen, was sie getötet hat, aber ich glaube, es war der Kummer.«
    »Ich hatte mich so gefreut, weggehen zu können, und jetzt komme ich mir vor, als hätte ich sie umgebracht.«
    Aber Glaukon schüttelte nur den Kopf und runzelte die Stirn, als wäre er enttäuscht, daß es nicht so war.
    »Es war ja nicht deine Entscheidung, sondern die des Königs. Und keinen von euch beiden trifft eine Schuld.« Er schloß die Augen, und ein Ausdruck des Schmerzes legte sich über sein Gesicht. »Ich glaube immer mehr, daß die Götter Alkmene für ihre Anmaßung strafen wollten.«
    Philipp wollte etwas sagen, doch die Worte erstarben ihm auf den Lippen. Was hätte er denn auch sagen können? Er spürte plötzlich, daß sein Leben ein großes Geheimnis umgab, an das zu rühren er sich noch nicht anmaßen durfte.
    Vielleicht war es besser, einfach nur still zu sein und zuzuhören.
    »Alkmene hat es nicht begriffen«, ergänzte Glaukon fast wie zu sich selbst. »Für sie warst du einfach das Kind, das sie an ihrem Busen genährt hat – nichts mehr als das, ein Wesen aus Fleisch und Blut, aber ihr teurer als ihr eigenes Kind. Sie hat dich an die Stelle ihres toten Kindes gesetzt, und sie hat geglaubt, daß die Liebe, die sie dir entgegenbrachte, dich zu ihrem eigenen machte. Aber es war falsch, das zu glauben.«
    »Wirklich?« Philipp war so bewegt, daß er kaum sprechen konnte. »Auch wenn sie nicht meine Mutter war, habe ich sie geliebt, als wäre sie es. Wer in dieser dunklen

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