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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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außer Anatole schien während des Essens entspannt zu sein. Je länger sich der Abend hinzog, desto mehr wünschte er sich, er hätte darauf bestanden, dass Lara die Dinnerparty verschob. Lara sah so zerbrechlich aus. Je mehr sie aus sich herausging, desto fragiler – und irgendwie rührend tapfer – kam sie ihm vor. Ihre Zuneigung zu Harriet war kein bloßes Lippenbekenntnis, sie war echt, das konnte Anatole unschwer erkennen. Wie hatte Fairchild doch gleich gesagt? Wenn sie liebte, dann mit allen Fasern ihres Herzens. Allein der Gedanke an den Rembrandt brachte sie fast um. Morgen würde diese für sie unerträgliche Situation ein Ende finden.
    „Anatole.“ Harriet nahm seinen Arm, als Lara die Drinks nach dem Essen servierte. „Ich möchte gern Laras Porträt sehen.“
    „Sobald es fertig ist, werden Sie die Erste sein, die es zu Gesicht bekommt.“ Und ehe nicht sämtliche Reparaturen im Turm erledigt waren, würde er ohnehin jeden Unbeteiligten von dort fernhalten.
    „Damit werde ich mich wohl zufrieden geben müssen.“ Sie schmollte zwar einen Moment, verzieh ihm dann aber. „Setzen Sie sich neben mich“, forderte sie ihn auf und raffte den zinnoberroten Rock zusammen, um Anatole neben sich auf dem Sofa Platz zu machen. „Lara hat gesagt, ich dürfte mit Ihnen flirten.“
    Anatole fiel ein, dass das extravagante, gewagte Kleid ihrer Mutter Melanie das Blut in die Wangen trieb. Anatole konnte nicht widerstehenund küsste Harriet galant die Hand. „Brauche ich denn Genehmigung, um mit Ihnen zu flirten?“
    „Pass auf dein Herz auf, Harriet!“, warnte Lara und verteilte die Drinks.
    „Kümmere dich um dich selbst“, gab Harriet zurück. „Übrigens, Anatole, ich möchte Ihnen meine Halskette aus Krokodilzähnen als Zeichen meiner Anerkennung schenken.“
    „Grundgütiger Himmel, Mutter.“ Melanie nippte voller Verzweiflung an ihrem Brandy. „Was soll Anatole denn mit dieser grässlichen Kette?“
    „Das betrifft nur ihn und mich“, erwiderte sie prompt, ohne mit der Wimper zu zucken. „Anatole ist damit einverstanden, dass ich Laras Bild ausstelle. Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, mich ihm erkenntlich zu erweisen.“
    Das alte Mädchen schaltet schnell, konstatierte Anatole, als er ihr unschuldiges Lächeln sah. Und Melanie hat nicht die leiseste Ahnung von dem Hobby, das ihre Mutter mit Philip Fairchild teilt. Nachdenklich studierte er Melanies kühles, klassisch schönes Gesicht. Ganz offensichtlich wusste ihre Mutter genau, warum sie sich so verhielt.
    Niemals würde Melanie wie Lara reagieren. Liebe und Zuneigung mochten Melanie von ihrer Mutter und den Fairchilds zuteil werden, aber in die Geheimnisse der drei würde sie mit Sicherheit nicht eingeweiht werden. Anatole stellte dies mit seltsamem Vergnügen fest. Und nun waren es nicht mehr drei, sondern vier, die ein Geheimnis miteinander teilten.
    „Er muss sie ja nicht tragen“, unterbrach Harriet seinen Gedankengang.
    „Das mag der Himmel verhüten“, warf Melanie ein und verdrehte mit einem Blick zu Lara die Augen.
    Während das Geplänkel weiterging, setzte Lara sich neben ihre alte Freundin und fragte sie: „Melly, hättest du wohl die Zeit, für mich ein Kleid zu entwerfen?“
    Überrascht schaute Melanie auf. „Natürlich, gerne. Seit Jahren biete ich dir das an, aber du wolltest nie die Anproben über dich ergehen lassen.“
    Lara zuckte die Schultern. Mit einem Hochzeitskleid war das etwas anderes. Aber sie erwähnte nichts von ihren Plänen. Ihr Vaterwürde der Erste sein, der es erfuhr. „Meistens kaufe ich etwas aus einer Laune heraus, weil es mir gerade gefällt.“
    „Dann musst du aber jetzt einen besonderen Grund haben.“
    „Ich suche mir etwas unter deinen Entwürfen aus“, antwortete Lara ausweichend. „Du weißt, dass ich deine Begabung schon immer bewunderte, nur habe ich nicht die Geduld für all die kleinen Vorspiele.“ Sie lachte. „Glaubst du, du könntest mir ein Kleid anfertigen, in dem ich sittsam wirke?“
    „Sittsam?“ Harriet spießte das Wort gerade auf. „Arme Melly, um das zu vollbringen, müsste sie zaubern können. Sogar als Kind in einem niedlichen Musselinkleidchen sahst du aus, als könntest du es mit einer Horde Komantschen aufnehmen. Philip, du musst mir mal das Bild von Lara für die Galerie leihen.“
    „Wir werden sehen“, antwortete er augenzwinkernd. „Du wirst dich gut mit mir stellen müssen, denn für dieses Bild hatte ich immer eine besondere Schwäche.“
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