Der Maler und die Lady (German Edition)
ist, wenn ein Mann sich für mich schlagen will. Wozu brauchen wir die Polizei, wenn ich dich habe?“
„Lenk jetzt nicht vom Thema ab.“
„Das tue ich ja nicht.“ Lara wurde ernst. „Wir können gar nicht die Polizei rufen. Ich kann deren Fragen nicht beantworten. Begreifst du das denn nicht? Zunächst muss Papa die Sache mit dem Rembrandt erledigen. Wenn irgendetwas von der Sache nach außen dringt, wäre mein Vater hoffnungslos bloßgestellt und könnte sogar ins Gefängnis wandern. Um keinen Preis der Welt würde ich das riskieren“, fügte sie leise hinzu.
„Ihm wird nichts geschehen“, bemerkte Anatole knapp. Egal, welche Beziehungen er auch spielen lassen musste, er würde sich darum kümmern, dass Fairchild nicht in die Sache hineingezogen wurde. „Lara, meinst du, dein Vater würde an seinem Vorhaben festhalten, wenn er davon erfährt?“
„Seine Reaktion ist unberechenbar.“ Erschöpft seufzte sie auf und versuchte, Anatole ihren Standpunkt begreiflich zu machen. „Er könnte den Rembrandt in blinder Wut zerstören. Er könnte eigenhändig auf Stuart losgehen. Zuzutrauen wäre es ihm. Was hätte das für einen Sinn, Anatole?“ Allmählich ließ die Übelkeit nach, aber Lara fühlte sich sehr schwach. Unbewusst war ihre Verletzlichkeit zu ihrer überzeugendsten Waffe geworden. „Wir müssen die Angelegenheit noch eine Weile ruhen lassen.“
„Was meinst du damit – ruhen lassen?“
„Ich rede mit Papa und werde ihm schonend beibringen, was geschehen ist, damit er sich nicht zu irgendwelchen Unüberlegtheiten hinreißen lässt. Harriet und Melanie kommen heute Abend zum Essen. Die Sache muss bis morgen warten.“
„Wie kann er sich denn mit Harriet an einen Tisch setzen und essen, wenn er ihr etwas gestohlen hat?“, fragte Anatole. „Wie ist es möglich, dass er eine Freundin so behandelt?“
Laras Augen waren schmerzerfüllt. Sie senkte die Lider, aber Anatole hatte es dennoch bemerkt. „Ich weiß es nicht.“
„Entschuldige, Lara.“
Sie schüttelte den Kopf. „Dafür gibt es keinen Grund. Du hast dich einfach phantastisch verhalten.“
„Nein, das habe ich nicht.“ Er presste die Handballen gegen die Augen.
„Das kann ich wohl besser beurteilen. Lass mir einen Tag Zeit.“ Lara hielt seine Handgelenke fest und wartete, dass er die Hände herunternahm. „Nur einen Tag, dann rede ich mit Papa. Vielleicht können wir dann alles regeln.“
„In Ordnung, Lara, einen Tag und keine Stunde länger.“ Anatole musste selbst nachdenken. Vielleicht tat sich ja eine Lösung in dieser einen Nacht auf. „Morgen wirst du Philip alles erzählen, ohne die Einzelheiten zu beschönigen. Wenn er nicht bereit ist, die Angelegenheit zu regeln, schalte ich mich ein.“
Lara zögerte eine Minute. Sie hatte gesagt, sie vertraue ihm, und das stimmte ja auch. „In Ordnung.“
„Und um Hiller kümmere ich mich.“
„Du wirst dich doch wohl nicht auf einen Streit mit ihm einlassen?“
Amüsiert zog Anatole eine Braue hoch. „Ach, nein?“
„Anatole, ich will dich hier nicht blutverschmiert und mit blauen Flecken übersät sehen.“
„Ich muss schon sagen, dein Vertrauen in mich ist wirklich überwältigend.“
Lachend setzte Lara sich auf und warf die Arme um Anatoles Hals. „Mein Held! Stuart würde nicht wagen, Hand an dich zu legen.“
„Pardon, Miss Fairchild.“
„Ja, Cards, was ist?“ Lara wandte den Kopf und erkannte den Butler in der Tür.
„Ein Stuhl hat sich auf unerklärliche Weise in Ihrem Studio selbständig gemacht und ist durchs Fenster geflogen. Er landete unglücklicherweise im Zinnienbeet.“
„Ja, ich weiß. Der Gärtner wird sicher sehr erzürnt sein.“
„Das ist er in der Tat.“
„Ich werde mich bei ihm entschuldigen, Cards. Vielleicht lässt er sich mit einem neuen Rasenmäher besänftigen … Würden Sie sich darum kümmern, dass das Fenster gerichtet wird?“
„Ja, Miss Fairchild.“
„Und bitte, lassen Sie das Ungetüm im Atelier durch einen modernen Heizofen ersetzen, ja?“, fügte Anatole hinzu. Cards sah zuerst ihn an, dann wanderte sein Blick zu Lara.
„Ja, bitte, Cards, so schnell wie möglich.“
Mit einer knappen Verbeugung verließ der Butler das Zimmer.
„Er tut, was du sagst, nicht wahr?“ bemerkte Anatole, als die Schritte auf dem Flur verhallten. „Ich habe das kaum merkliche Nicken und den Austausch fragender Blicke zwischen euch sehr wohl bemerkt.“
Lara wischte ein paar Fusseln von Anatoles Schulter. „Ich
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