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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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genau an sie. Harriet hatte ihr nie die Mutter ersetzen wollen. Harriet war einfach Harriet, und nur dafür hatte Lara sie immer geliebt.
    Wie also sollte sie Schlaf finden können?
    Ärgerlich rollte Lara sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Vielleicht konnte sie sich die Schlaflosigkeit zunutze machen und Ordnung in dem Wirrwarr ihrer Gedanken schaffen.
    Niemals würde ihr Vater etwas tun, das Harriet verletzen könnte. Oder war ein kleinlicher Racheakt an Stuart womöglich doch Grund genug? Nur einen Augenblick erwog Lara den Gedanken und verwarf ihn dann sofort wieder.
    Harriet war nach Afrika abgereist, und erst zwei Wochen später hatte Lara ihre Verlobung mit Stuart gelöst. Später hatte sie ihrem Vatervon Stuarts erpresserischen Drohungen berichtet, worauf er sich besorgt zeigte. Lara erinnerte sich, dass er damals erwidert hatte, Stuart sei nicht in der Lage, einen Skandal vom Zaun zu brechen.
    Dann mussten sie also schon vorher Pläne gemacht haben, die Gemälde zu vertauschen. Ein Racheakt entfiel somit.
    Warum also dann?
    Bestimmt nicht des Geldes wegen und sicher auch nicht aus Gründen, das Gemälde zu besitzen. Das war nicht ihres Vaters Stil. Besser als jeder andere wusste sie, was ihr Vater über Habgier dachte. Es würde ihm nie in den Sinn kommen, einen Freund zu bestehlen.
    Wenn Lara schon nicht in der Lage war, den Grund herauszufinden, vielleicht konnte sie das Gemälde aufstöbern?
    Immer noch starrte sie an die Decke und rief sich alles, was ihr Vater am Abend gesagt hatte, ins Gedächtnis zurück. So manche zweideutige Bemerkung war gefallen, aber das war typisch für ihn. Das Bild musste im Haus sein, soviel war sicher – versteckt mit „… angemessenem Respekt und liebevoller Fürsorge …“ Wie viel hundert Möglichkeiten konnte ein Mensch wohl in einer Nacht durchdenken?
    Verärgert seufzte Lara auf und drehte sich im Bett um. Ein letztes Mal schüttelte sie das Kopfkissen auf, schloss die Augen und gähnte. War das ein hoffnungsvolles Zeichen, jetzt endlich einzuschlafen? Als sie sich gemütlich in die Decke kuschelte, fiel ihr etwas ein.
    Das hatte aber auch bis morgen Zeit. Nein! Wieder legte Lara sich auf den Rücken und begann zu grübeln. Was hatte doch gleich ihr Vater zu Anatole gesagt, als sie am Morgen, nachdem sie die Tiziangemälde getauscht hatten, sein Studio betrat? Irgendetwas, das sie indirekt betraf.
    „Ver…“ stieß sie halblaut hervor und kniff aus lauter Konzentration die Augen zusammen. „Was zum Teufel sollte das nur heißen?“ Lara wollte schon aufgeben, als sich langsam eine Idee in ihrem Kopf herauskristallisierte. Sie riss die Augen auf und war mit einem Sprung aus dem Bett. „Das würde ihm ähnlich sehen!“
    Sie warf sich den Morgenrock über und stürzte aus dem Zimmer.
    In der Halle blieb Lara einen Moment stehen. Vielleicht sollte sie Anatole wecken? Nein, auch er hatte einen schwarzen Tag hinter sich, und im Augenblick konnte sie ja wirklich nur mit Vermutungen aufwarten. Sollten diese sich bewahrheiten, würde sie ihn wecken,und wenn sie nicht zutrafen, dann würde ihr Vater ihr ohnehin den Hals umdrehen.
    Nach einem Umweg zum Studio ihres Vaters ging Lara ins Esszimmer.
    Mit einer Decke unter dem Arm, einer Flasche in der einen Hand und einem Stapel alter Zeitungen in der anderen, schlich sie sich durch den halbdunklen Flur. Im Esszimmer schaltete sie das Licht an. Niemand außer Cards würde im Parterre einen Rundgang machen, und er würde nie Fragen stellen. Sie arbeitete flink.
    In dicken Lagen breitete Lara das Zeitungspapier auf dem Esstisch aus. Sie legte die Decke darauf und stellte die mitgebrachte Flasche dazu. Dann betrachtete sie aufmerksam das Bild, das sie als Kind zeigte.
    „Du hast dich mit deinen eigenen Waffen geschlagen, Papa“, murmelte sie und studierte eingehend das Gemälde. „Ich könnte nicht sagen, ob dies eine Kopie ist. Um das festzustellen, gibt es nur eine Möglichkeit.“
    Lara nahm das Bild von der Wand und legte es auf die Tischplatte. „Der wahre Wert liegt tiefer“, flüsterte sie. Hatte er das nicht zu Harriet gesagt? Das hatte er clever geplant, von Anfang an. Lara öffnete die Flasche und befeuchtete einen Zipfel der mitgebrachten Decke. „Verzeih mir Papa“, sagte sie leise.
    Mit vorsichtiger Expertenhand begann sie, an der unteren Kante eine Lage Farbe nach der anderen abzuwischen. Minuten vergingen. Wenn ihre Vermutung nicht zutraf, dann sollte der Schaden so minimal wie möglich sein.

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