Der Maler und die Lady (German Edition)
wie man andere für die eigenen Zwecke bestmöglich benutzen kann. Wie naiv und dumm war ich doch, zu glauben, uns verbinde etwas Besonderes, Dauerhaftes und Ehrliches. Ich frage mich, wie ich dich lieben konnte, ohne zu erkennen, wie du wirklich bist. Aber ich habe Melanie ja auch nicht durchschaut. Ich habe sie geliebt und ihr vertraut.“ Tränen brannten in Laras Augen, aber sie ignorierte sie. „Auch dich habe ich geliebt und dir vertraut.“
„Lara …“
„Rühr mich nicht an.“ Sie wich zurück. Nicht die Bewegung gebot ihm Einhalt, auf sie zuzugehen, sondern das Zittern in ihrer Stimme. „Ich will nicht, dass du mich jemals wieder anfasst.“ Ihr war zum Heulen zumute, aber sie lachte nur. Und dieses Lachen klang schneidend. „Ich habe schon immer Menschen bewundert, die gut lügenkönnen, Anatole, aber du übertriffst sie alle. Jedes Mal, wenn du mich berührtest, war es eine Lüge. Da drüben hast du dich verkauft“, sagte sie vernichtend und zeigte auf das Bett. Sie hätte aufschreien mögen. Am liebsten hätte sie sich auf das Bett geworfen und geweint, bis sie keine Tränen mehr hatte. Kerzengerade stand sie vor ihm. „Du lagst neben mir und hast mir all die Liebesworte zugeflüstert, die ich hören wollte. Bekommst du dafür einen Sonderbonus, Anatole? Sicherlich ging dieses Verhalten über pure Pflichterfüllung hinaus.“
„Lass das!“ Anatole hatte genug. Er hatte endgültig genug von dem kalten, klaren Blick, den eisigen, unversöhnlichen Worten. „Du weißt genau, dass ich in dieser Beziehung ehrlich zu dir war. Was zwischen uns geschehen ist, hat mit allem anderen nichts zu tun.“
„Ganz im Gegenteil, es hat ausschließlich damit zu tun.“
„Nein.“ Alles durfte sie ihm vorwerfen, aber nicht Unehrlichkeit der Gefühle zu ihr. „Ich hätte dich nicht lieben dürfen, aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich wollte dich so sehr. Ich brauchte dich. Das musst du mir glauben.“
„Ich werde dir sagen, was ich glaube“, sagte sie ruhig und jedes ihrer Worte traf mit der gleichen vernichtenden Wucht. Ein für allemal sollte für Lara Schluss damit sein, von anderen benutzt zu werden. „Du kamst wegen des Rembrandtgemäldes, und was immer du auch anstellen musstest, du warst entschlossen, es zu finden. Mein Vater und ich waren lediglich Mittel zum Zweck. Nicht mehr und nicht weniger.“
Das musste er eingestehen, in diesem Punkt hatte sie recht, aber von nun an würden keine Lügen mehr zwischen ihnen stehen. „Ja, ich kam wegen des Rembrandts. Als ich dieses Haus betrat, hatte ich nur den einen Vorsatz, das Bild zu finden. Aber als ich über die Türschwelle trat, kannte ich dich noch nicht. Ich liebte dich noch nicht.“
„Und nun wirst du mir gleich erklären, dass sich von da an alles geändert hat, nicht wahr?“, fragte sie mit wütendem Sarkasmus. „… und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage …“ Lara fühlte sich schwach. Sie drehte sich um und lehnte sich gegen den Bettpfosten. „Lass dir etwas Besseres einfallen, Anatole.“
Sie konnte grausam sein. Anatole fiel die Warnung ihres Vaters plötzlich wieder ein. Er wünschte, er hätte irgendetwas zu seiner Verteidigung vorbringen können.
„Ich kann dir nicht mehr als die Wahrheit sagen.“
„Die Wahrheit? Was zum Teufel verstehst du schon unter Wahrheit?“ Sie wirbelte herum und sah ihn mit feuchten, wutentbrannten Augen an. „Es war in diesem Zimmer, in dem ich dir alles, aber auch alles über meinen Vater erzählte. Sein Wohlergehen, das wichtigste Anliegen in meinem Leben, legte ich vertrauensvoll in deine Hände. Wo blieb da deine Wahrheit?“
„Ich hatte eine Verpflichtung. Glaubst du denn, es ist mir leichtgefallen, hier zu sitzen und dir zuzuhören und dabei zu wissen, dass ich dein Vertrauen nicht mit Gleichem vergelten konnte?“
„Ja“, sagte sie mit tödlicher Ruhe und sah ihn wild an. „Ja, das glaube ich, denn für dich war es nichts anderes als Routine. Wenn du mir in jener Nacht, am nächsten oder am übernächsten Tag die Wahrheit gesagt hättest, würde ich dir vielleicht geglaubt haben. Wärst du es gewesen, von dem ich alles erfuhr, ich hätte dir vielleicht verziehen.“
Anatole erinnerte sich an ein Gespräch, wo sie ihm erklärt hatte, wie wichtig im Leben richtiges Timing war. Er merkte, dass sie sich immer mehr von ihm entfernte, und er hatte dem nichts entgegenzusetzen. „Morgen wollte ich dir alles gestehen.“
„Morgen?“ Lara nickte. „Morgen … das
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