Der Maler
aber einem Mann wie Ihnen wird das bißchen Kleingeld doch kein Kopfzerbrechen bereiten.«
»Natürlich nicht, Direktor.«
»In Washington ist noch ein Auftrag unerledigt.«
»Ich habe bereits alles Nötige veranlaßt.«
»Ausgezeichnet. Aber achten Sie auf geschickte Ausführung. Es steht sehr viel auf dem Spiel.«
»Er wird sehr geschickt ausgeführt.«
»Mr. Elliott, ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, daß Ihre oberste Pflicht im Augenblick darin besteht, die Gesellschaft unter allen Umständen zu schützen. Sie dürfen nichts tun, was die Gesellschaft irgendwie gefährden könnte. Ich weiß, daß ich mich in diesem Punkt vo ll auf Sie verlassen kann.«
»Selbstverständlich, Direktor.«
»Ausgezeichnet. Es ist mir ein Vergnügen gewesen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Hoffentlich ist nicht alles vergebens gewesen. Sie werden wohl Ihr ganzes Geschick aufwenden müssen, damit Sie den Auftrag für den Bau des Raketenabwehrsystems behalten.«
»Ich bin zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen.«
»Wunderbar. Gute Nacht, Mr. Elliott.«
»Gute Nacht, Direktor.«
Der Direktor legte den Hörer auf.
»Sie sind ein sehr guter Lügner«, sagte Daphne.
Sie ließ das Seidenneglige von ihren Schultern gleiten und schlüpfte zu ihm ins Bett.
»Das muß man in diesem Beruf leider sein.«
Sie küßte ihn und preßte dabei ihre Brüste an seinen Leib.
Dann griff sie zwischen seine Beine und nahm ihn in ihre Hände. »Irgendwas, mein Herz?« flüsterte sie.
Er küßte sie und sagte: »Vielleicht, wenn du dir ein bißchen mehr Mühe gibst, Liebste.«
50
WASHINGTON, D.C.
Paul Vandenberg parkte am Ohio Drive mit Aussicht auf den Washington Channel. Wie Elliott verlangt hatte, war er alle in und mit seinem Privatwagen gekommen. Ihr Treffen war für zehn Uhr angesetzt, aber Elliott verspätete sich untypischerweise. Ein anderes Auto hielt hinter ihm: ein riesiger schwarzer Geländewagen, dessen getönte Scheiben im harten Beat des Gangsta-Rap vibrierten. Eine Viertelstunde später fuhr der Geländewagen weiter. Fünf Minuten später hielt eine schwarze Limousine neben ihm, und das hintere rechte Seitenfenster wurde heruntergelassen.
Auf dem Rücksitz saß Mark Calahan, Elliotts persönlicher Assistent.
»Mr. Elliott bedauert sehr, aber das Gespräch muß an einem anderen Ort stattfinden«, sagte Calahan. »Kommen Sie bitte mit, dann bringe ich Sie nach der Besprechung zu Ihrem Wagen zurück.«
Vandenberg stieg aus und setzte sich neben Calahan in die schwarze Limousine. Sie waren ungefähr zehn Minuten lang unterwegs. Calahan sagte die ganze Zeit kein Wort. Das gehörte zu den Regeln, auf deren Einhaltung Elliott bestand: keine Konversation zwischen Mitarbeitern und Kunden. Die Limousine hielt schließlich auf einem Parkplatz oberhalb von Roosevelt Island.
»Mr. Elliott erwartet Sie auf der Insel, Sir«, sagte Calahan höflich. »Ich bringe Sie zu ihm.«
Die beiden Männer stiegen aus. Henry Rodriguez, der Fahrer, wartete am Steuer. Nach zwei Minuten hörte Rodriguez den Knall eines einzelnen Schusses.
Die Leiche wurde am nächsten Morgen kurz nach sieben Uhr von einem Jogger aufgefunden. Sie lag neben einer Marmorbank am Theodore Roosevelt Memorial, was die Medien passend fanden, weil Paul Vandenberg TR immer bewundert hatte. Er hatte sich den Pistolenlauf offenbar in den Mund gesteckt. Ein großer Teil seines Hinterkopfs war weggeschossen. Die Kugel hatte sich in den Stamm eines fast zwanzig Meter entfernten Baums gebohrt.
Vandenbergs Abschiedsbrief wurde in der Innentasche seines Wintermantels gefunden. Er wies alle Eigenschaften eines von Paul Vandenberg verfaßten guten Memos auf: knapp, präzise, streng sachlich. Er habe sich das Leben genommen, hieß es darin, weil er erfahren habe, daß die Washington Post einen vernichtenden Bericht über seine jahrelang geübten Methoden zur Beschaffung von Wahlkampfgeldern für James Beckwith vorbereite. Vandenberg bekannte sich schuldig. Beckwith und Mitchell Elliott traf keine Schuld - er hatte alles geplant und ausgeführt. Er habe Selbstmord verübt, hieß es in dem Abschiedsbrief, weil er den Tod durch einen Pistolenschuß dem Tod durch eine Rufmordkampagne vorziehe.
Am späten Nachmittag, rechtzeitig vor den Abendnachrichten, trat Präsident Beckwith im Presseraum des Weißen Hauses sichtlich erschüttert vor die Medienvertreter. Er äußerte tiefe Betroffenheit und Trauer über den Tod seines engsten Mitarbeiters. Dann gab er bekannt, das
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