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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Die Ermittler hatten nichts entdeckt, was auf Fremdeinwirkung hingewiesen hätte, Paul Vandenberg hatte sich wohl selbst entleibt. Die Ermittlungen wegen des Mordes an Max Lewis und dem Verkehrspolizisten Dale Preston führten zu keiner Verhaftung. In Washington stellte das Metropolitan Police Departme nt seine Ermittlungen im Mordfall Susanna Dayton stillschweigend ein. Der Fall wurde nicht abgeschlossen, weil die Kriminalbeamten keine brauchbaren Spur entdeckt hatten.
    Elizabeth verbrachte lange Wochenenden auf der Insel. Sie arbeitete nur drei Tage in der Woche im New Yorker Büro von Braxton, Allworth & Kettlemen, reduzierte ihr Arbeitspensum langsam und verhandelte mit verschiedenen Anwaltsfirmen.
    Wegen ihrer Fähigkeiten und ihrer politischen Verbindungen gab es keinen Mangel an potentiellen Arbeitgebern. Die altehrwürdige New Yorker Kanzlei Titan, Webster & Leech bot ihr das beste Gehalt und vor allem die größte Flexibilität.
    Elizabeth nahm ihr Angebot an und faxte Samuel Braxton noch am selben Nachmittag ihre Kündigung.
    Michaels Genesung machte raschere Fortschritte, als die Ärzte erwartet hatten. In der ersten Januarwoche schneite es, und es war bitter kalt. Aber in der folgenden Woche wurde es wieder warm, und die Ärzte rieten ihm zu leichter Bewegung an der frischen Luft.
    An den ersten beiden Tagen machte er nur Spaziergänge auf Cannon Point, bei denen er den rechten Arm in einer Schlinge trug; Oktobers Kugel hatte ihm das Schlüsselbein zertrümmert und sein Schulterblatt durchschlagen. Am dritten Tag ging er auf der Shore Road spazieren, wobei ihm zwei von Adrian Carter abgestellte Sicherheitsbeamte in einigem Abstand folgten. Nach einer Woche ging er morgens bis ins Dorf und machte nachmittags lange Spaziergänge an den Felsstränden von Ram Island.
    Abends schrieb er in Douglas Cannons Bibliothek mit Blick auf Dering Harbor. Nach drei Tagen zeigte er den ersten Entwurf seinem Schwiegervater. Cannon korrigierte ihn mit Rotstift, verbesserte Michaels steife Bürokratensprache und feilte an der Logik seiner Argumente und Schlußfolgerungen.

    Als Michael fertig war, schickte er die endgültige Fassung mit einem Kurierdienst an Adrian Carter in Langley.
    »Ich finde nichts unerträglicher als Washington am Tag der Amtseinführung eines Präsidenten«, sagte Carter am folgenden Abend. »Ich könnte eine Prise Meeresluft und einen Schluck von Cannons Wein vertragen. Ist's dir recht, wenn ich euch für ein paar Tage besuche?«
    »Wie lange muß ich diese Schlägertypen noch aushalten?«
    fragte Michael, als er am folgenden Nachmittag im Gardiner's Bay Country Club auf einem Golfwage n über die sechste Bahn holperte. Zwei CIA-Beamte in Patagonia-Parkas fuhren mit einem Golfwagen hinter ihnen her und murmelten zwischendurch immer wieder in ihre Handfunkgeräte.
    »Scheiße, ich bin außerhalb«, sagte Carter, als er ruckend neben seinem Ball hielt und vom Wagen kletterte. Er zog ein Neunereisen aus der Golftasche und machte sich für den 125-Meter-Schlag zum Grün bereit.
    »Willst du meine Frage nicht beantworten?« fragte Michael irritiert.
    »Mein Gott, Michael, doch nicht jetzt! Warte, bis ich den Ball gespielt habe.«
    Carter schlug den Ball. Er landete im linken Sandbunker.
    »Verdammt noch mal!«
    »Nicht gleich überkochen, Tiger. Hier draußen hat's keine drei Grad über null.«
    Carter setzte sich ans Steuer und fuhr zum Grün weiter.
    »Diese Schlägertypen, wie du sie nennst, sind hier, um dich und deine Angehörigen zu schützen, Michael, und sie bleiben hier, bis ich der Überzeugung bin, daß dein Leben nicht mehr in Gefahr ist.«
    »Im Augenblick ist mein Leben in Gefahr, weil ich mitten im Winter auf einem offenen Golfwagen herumfahre.«

    »Ich bringe dich nach dem neunten Loch zurück und spiele die Runde allein fertig.«
    »Du bist wahnsinnig!«
    »Du solltest auch mit Golf anfangen.«
    »Mein Leben ist schon so frustrierend genug. Außerdem kann ich von Glück sagen, wenn ich mit diesem Arm jemals wieder ein Bier heben kann.«
    »Wie geht's Elizabeth?«
    »Den Umständen entsprechend. Einen Menschen getötet zu haben ist belastend, auch wenn's Notwehr gewesen ist. Daß es dir gelungen ist, diese Geschichte aus den Medien herauszuhalten, hat ihr sehr geholfen. Dafür kann ich dir gar nicht genug danken.«
    »Sie ist ein Juwel«, stellte Carter fest. »Ich habe schon immer gesagt, daß du der größte Glückspilz bist, den ich kenne.«
    Carters Ball rollte am Loch vorbei, so daß

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