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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Männer gleicher Größe und Statur können. Graham Seymour war gewissermaßen Michaels Negativ. Während Michael dunkelhaarig und grünäugig war, war Graham blond und grauäugig. Michael trug einen gedeckten Anzug; sein Freund war mit Khakihemd und - hose bekleidet.
    Sie setzten sich und plauderten über die gute alte Zeit.
    Seymour, der als MI6-Offizier lange in Kairo gewesen war, hatte Cleopatra, eine miserable ägyptische Zigarettenmarke, lieben gelernt. Er bot ihm eine an, aber Michael lehnte ab und zündete sich lieber eine Marlboro Light an. Ihr Leben war ganz ähnlich verlaufen. Auch Grahams Vater war Geheimdienstmann gewesen, im Krieg bei dem MI5-Unternehmen »Double Cross«, danach fast fünfundzwanzig Jahre bei MI6.
    Wie Michael war Graham seinem Vater von einem Posten zum anderen gefolgt und nach Abschluß seines Studiums in Cambridge zum Secret Intelligence Service gegangen. Die beiden Männer hatten oft zusammengearbeitet, Graham allerdings immer mit einer offiziellen Legende. Aus ihrer beruflichen Achtung hatte sich eine persönliche Freundschaft entwickelt. Tatsächlich standen Graham und Michael sich näher, als ihren jeweiligen Diensten recht gewesen wäre.
    Kochgerüche aus der Küche fanden ihren Weg nach oben ins Wohnzimmer.
    »Was gibt's heute?« fragte Micha el vorsichtig.
    »Paella«, sagte Graham und runzelte die Stirn. »»Vielleicht solltest du noch schnell in die Apotheke laufen, bevor sie zumacht.«
    »Ich halt's schon aus.«
    »Das sagst du jetzt, aber Helens Paella hast du noch nie probiert.«
    »So schlimm?«
    »Ich will dir die Überraschung nicht verderben. Vielleicht solltest du noch etwas Wein trinken.«
    Graham ging nach unten in die Küche und kam wenig später mit zwei Gläsern Sancerre zurück.
    »Erzähl mir von Colin Yardley.«
    Graham verzog das Gesicht. »Vor ein paar Monaten ist etwas Merkwürdiges passiert. Ein libanesischer Waffenhändler namens Faruk Chalifa hat beschlossen, sich in Paris niederzulassen. Das haben wir erfahren und unseren französischen Freunden mitgeteilt. Sie haben Mr. Chalifa seitdem beobachtet.«
    »Nett von den Franzosen.«
    »Er verkauft Waffen an Leute, die wir nicht mögen.«
    »Böser Mann!«
    »Ein sehr böser Mann. Er eröffnet seinen Basar und empfängt Kunden. Die Franzosen fotografieren jeden, der kommt oder geht.«
    »Verstehe.«
    »Im September sucht ein Mann Mr. Chalifa auf. Die Franzosen können ihn nicht identifizieren, aber sie tippen auf einen Briten und schicken sein Foto daher uns.«
    »Colin Yardley?«
    »Persönlich«, bestätigte Graham. »Die Führungsetage hat ihn zu sich zitiert und wissen wollen, was er bei einem Kerl wie Chalifa zu suchen hat. Yardley hat sich eine dünne Geschichte ausgedacht - sein Schreibtischjob sei ihm zu langweilig, er sehne sich danach, wieder im Außendienst zu sein, und habe freiberuflich gearbeitet. Die Jungs sind darüber vorsichtig gesagt nicht glücklich gewesen. Yardley ist strengstens verwarnt worden.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Rat mal, welche Waffe Faruk Chalifa in Massen zu verkaufen hat?«
    »Unseren Unterlagen nach Fla-Raketen Stinger.«
    Michael trank einen Schluck Wein. »Davon hat dein Dienst meinem Dienst vermutlich nichts mitgeteilt, stimmt's?«
    Graham nickte. »Die Sache ist uns ein bißchen peinlich gewesen. Das verstehst du doch, Michael? Die Bosse wollten, daß der Fall verschwindet, deshalb haben sie ihn verschwinden lassen.«
    Helen erschien oben an der Treppe.
    »Das Essen ist fertig.«
    »Wunderbar«, sagte Graham etwas zu begeistert. »Nun, dann muß der Videofilm eben noch warten, schätze ich.«
    Helen Seymour kochte aufwendig, aber gräßlich. Sie fand, »englische Cuisine« sei ein Widerspruc h in sich, und hatte sich auf die mediterrane Küche spezialisiert: italienische, griechische, spanische und nordafrikanische Gerichte. An diesem Abend tischte sie eine fürchterliche Paella aus rohem Fisch und verbrannten Shrimps auf, die so scharf gewürzt war, daß Michael der Schweiß ausbrach, während er einen Bissen nach dem anderen hinunterwürgte. Er aß seine erste Portion tapfer auf. Helen bestand darauf, ihm eine zweite zu geben.
    Graham unterdrückte ein Lachen, als seine Frau zwei große Löffel auf Michaels hingehaltenen Teller klatschte.
    »Schmeckt köstlich, nicht wahr?« gurrte Helen. »Ich esse selbst noch ein bißchen davon, glaube ich.«
    »Du hast dich wieder mal selbst übertroffen, Liebling«, sagte Graham. Er wußte schon lange, mit den

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