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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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einzigartigen exotischen Kochkünsten seiner Frau umzugehen: Er aß vorab auf dem Heimweg Sandwiches und Hamburger. Vor drei Jahren hatte er plötzlich seine Vorliebe für Brot entdeckt. Helen kaufte jeden Tag verschiedene neue Sorten, die Graham in solchen Mengen aß, daß er bereits einen Bauch hatte. Eine Zeitlang hatte Graham sich geweigert, Helen für ihre Gäste kochen zu lassen; sie hatten sie statt dessen in Restaurants ausgeführt. Jetzt fand er ein ähnliches Vergnügen darin, Freunde zum Dinner einzuladen, wie zum Tode Verurteilte in ihren letzten Stunden die Gesellschaft von Schicksalsgefährten tröstlich finden.
    Graham tunkte einen Kanten grobes spanisches Brot in das Olivenöl auf seinem Teller und steckte ihn in den Mund.
    »Michael und ich müssen noch etwas arbeiten. Du hast wohl nichts dagegen, wenn wir den Kaffee oben trinken?«
    »Natürlich nicht. Ich bringe euch in ein paar Minuten die Nachspeise.« Helen wandte sich mit strahlendem Lächeln an ihren Gast. »Freut mich wirklich, daß dir die Paella geschmeckt hat, Michael.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so gegessen habe.«
    Graham verschluckte sich an seiner Brotkruste.
    Michael kam aus der Toilette. »Alles okay, Kumpel?« fragte Graham besorgt. »Du bist etwas grün um die Kiemen.«
    »Jesus, wie überstehst du das nur jeden Abend?«
    »Soll ich dir jetzt einen Film vorführen?«
    »Gerne.«
    Sie setzten sich im Wohnzimmer aufs Sofa. Graham nahm die Fernbedienung vom Couchtisch. »Mr. Yardley hat ein weiteres Problem gehabt«, sagte er. »Er hat Frauen geliebt - viele Frauen.«
    »Hat der Dienst auch davon gewußt?«
    »Ja, die Personalabteilung hat ihn aufgefordert, sich gefälligst zurückzuhalten. Aber er hat bockig reagiert. Er sei ledig, er werde in ein paar Jahren pensioniert, und er habe vor, sich bis dahin zu amüsieren.«
    »Gute Einstellung.«
    »Der Dienst hat die Leiche gefunden. Wir sind vor der Polizei im Haus gewesen und haben es durchsucht. Wir haben entdeckt, daß der liebe Colin Yardley im Schlafzimmer eine versteckte Kamera installiert hatte, damit er seine Eroberungen filmen und später beliebig oft genießen konnte. Hat eine ziemliche Kollektion zusammengebracht, unser Yardley. Sie ist der große Hit bei den Leuten vom Nachtdienst, wenn sie gerade nichts anderes zu tun haben.«
    Graham richtete die Fernbedienung auf den Videorekorder und schaltete ihn ein. Die Kamera war irgendwo über dem Kopfende des Betts montiert. Yardley saß halb entkleidet auf seinem Bett und masturbierte langsam, während eine große Frau einen aufreizenden Striptease vorführte. Sie knöpfte ihre Bluse auf, streichelte ihre Brüste und ließ ihre Hände unter dem Taillengummi ihrer Strumpfhose verschwinden.
    Graham hielt den Videofilm an.
    »Wer ist sie?« fragte Michael.
    »Wir halten sie für Astrid Vogel.«

    »Unseren Informationen nach lebt sie in Damaskus.«
    »Nach unseren auch. Wir haben sogar angenommen, daß sie nichts mehr mit der RAF zu tun hat, was ihre Beteiligung an dieser Sache um so rätselhafter macht.« Graham drückte auf einen Knopf, und der Film lief weiter. »Jetzt kommt der beste Teil. Ich will das Ende nicht vorwegnehmen.«
    Astrid Vogels Strip wurde noch aufregender. Sie hatte die Hände zwischen den Beinen, warf den Kopf zurück und heuchelte Ekstase. »Sie ist gut«, sagte Graham. »Verdammt gut.«
    Helen brachte auf einem Tablett Kaffee und Apfelkuchen.
    »Oh, ist das nicht wunderbar? Ich lasse euch zehn Minuten allein, und ihr rennt los und leiht euch einen Pornofilm.«
    Sie stellte das Tablett auf den Couchtisch, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. »Wer ist die Person?«
    »Eine ehemalige RAF-Killerin namens Astrid Vogel.«
    Auf Yardleys Gesicht erschien schlagartig ein entsetzter Ausdruck.
    Graham hielt den Film an. »Der nächste Teil ist ein bißchen grausig, Liebste. Vielleicht gehst du lieber raus.«
    Helen setzte sich aufs Sofa.
    »Wie du willst«, sagte er und ließ den Film weiterlaufen.
    Eine dunkelgekleidete Gestalt, mit Baseballmütze und Sonnenbrille getarnt, betrat den Raum. Der Mann zog eine Pistole mit Schalldämpfer hinten aus dem Hosenbund und schoß Colin Yardley dreimal rasch nacheinander ins Gesicht. Die Leiche fiel vom Bett. Die Frau trat vor, versetzte dem Erschossenen einen Tritt gegen den Kopf und spuckte ihm ins Gesicht.
    Graham hielt den Film an.
    »Allmächtiger!« flüsterte Helen.
    »Er ist's gewesen«, sagte Michael.

    »Woher willst du das wissen? Sein

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