Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
wichtigsten Akten wegschloß.
    Zehn nach sieben steckte seine Sekretärin den Kopf durch die Tür.
    »Gute Nacht, Mr. Vandenberg.«
    »Gute Nacht, Margaret.«
    »Ich habe noch einen Anruf für Sie, Sir. Ein Detective Steve Richardson von der D.C. Metro Police.«
    »Hat er gesagt, worum es geht?«
    »Nein, Sir. Soll ich ihn fragen?«
    »Nein, fahren Sie nach Hause, Margaret. Ich rede gleich mit ihm.«
    Vandenberg stellte seine drei Fernseher leise, drückte auf die blinkende Leuchttaste seines Telefons und nahm den Hörer ab.
    »Paul Vandenberg«, meldete er sich knapp, wobei er bewußt einen autoritären Tonfall in seine Stimme legte.
    »Guten Abend, Mr. Vandenberg. Entschuldigen Sie die späte Störung, aber was ich mit Ihnen besprechen möchte, dauert nur ein paar Minuten.«
    »Darf ich fragen, worum es dabei geht?«
    »Um den Mord an der Reporterin Susanna Dayton, die bei der Washington Post gearbeitet hat. Haben Sie gewußt, daß sie ermordet worden ist, Mr. Vandenberg?«
    »Aber natürlich. Ich habe noch am Abend vor ihrem Tod mit ihr telefoniert.«
    »Nun, deswegen rufe ich auch an. Sehen Sie, ich...«
    »Sie wissen aus den Unterlagen der Telefongesellschaft, daß ich einer der letzten Menschen gewesen bin, mit denen sie telefoniert hat, und nun möchten Sie wissen, worüber wir gesprochen haben.«
    »Sie sind so clever, wie man hört, Mr. Vandenberg.«
    »Von wo aus rufen Sie an?« fragte Vandenberg.
    »Von gegenüber, ich bin drüben im Lafayette Park.«
    »Warum reden wir dann nicht persönlich miteinander?«
    »Ich weiß, wie Sie aussehen. Ich habe Sie schon oft genug im Fernsehen gesehen.«
    »Für irgendwas scheint das Fernsehen doch gut zu sein.«
    Fünf Minuten später trat Vandenberg aus dem Nordwesttor des Weißen Hauses und überquerte die Fußgängerzone, die früher die Pennsylvania Avenue gewesen war. Seine Limousine parkte am Executive Drive innerhalb des Geländes. Mit Einbruch der Nacht hatte ein kalter Nieselregen eingesetzt.
    Vandenberg marschierte mit hochgeschlagenem Mantelkragen und weit ausholenden Armbewegungen zügig durch den Lafayette Park. Zwei Obdachlose bettelten ihn an, aber Vandenberg stürmte an ihnen vorbei, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen. Detective Richardson stand von seiner Parkbank auf und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
    »Sie hat mich angerufen, um meinen Kommentar zu einer Story zu hören, an der sie gearbeitet hat«, sagte Vandenberg, der damit sofort die Initiative ergriff. »Das war ein ziemlich komplexer investigativer Artikel, und ich habe sie an die Pressestelle des Weißen Hauses verwiesen.«
    »Können Sie sich an Einzelheiten der Story erinnern?«
    Es gibt also keine Aufzeichnung unseres Gesprächs, dachte Vandenberg.
    »Nicht wirklich. Irgend etwas über die Wahlkampffinanzierung des Präsidenten. Die Sache schien mir nicht wirklich wichtig, und ich hatte ehrlich gesagt keine große Lust, mich an einem Sonntagabend damit zu befassen. Deshalb habe ich sie nach unten weitergereicht.«
    »Haben Sie die Pressesekretärin angerufen, um ihr von diesem Anruf zu erzählen?«
    »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Darf ich fragen, warum nicht?«
    »Weil ich's nicht für nötig gehalten habe.«
    »Kennen Sie einen Mann namens Mitchell Elliott?«
    Kein Wunder, daß unsere Polizei nur etwa jeden fünfzigsten Mord aufklärt, dachte Vandenberg.
    »Natürlich«, sagte Vandenberg. »Ich habe in seiner Firma Alatron Defense Systems gearbeitet, bevor ich in die Politik gegangen bin, und Mitchell Elliott gehört zu den engsten politischen Freunden des Präsidenten. Wir sehen uns ziemlich oft und telefonieren regelmäßig miteinander.«
    »Wissen Sie, daß Susanna Dayton an dem bewußten Abend auch Mitchell Elliott angerufen hat? Übrigens unmittelbar nach dem Anruf bei Ihnen.«
    »Ja, ich weiß, daß sie Mitchell Elliott angerufen hat.«
    »Darf ich fragen, woher Sie das wissen?«
    »Weil Mitchell Elliott und ich danach miteinander telefoniert haben.«
    »Erinnern Sie sich, worüber Sie gesprochen haben?«
    »Nicht wirklich. Es war nur ein sehr kurzes Gespräch. Wir haben die Vorwürfe in Ms. Daytons Artikel diskutiert und sie beide als unbegründeten Unsinn abgetan, der keinen Kommentar wert sei.«
    »Sie haben mit Elliott, aber nicht mit der Pressesekretärin des Weißen Hauses gesprochen?«
    »Ja, das stimmt.«
    Richardson klappte sein Notizbuch zu, um das Ende der Befragung zu signalisieren.
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer die Frau ermordet haben könnte?«

Weitere Kostenlose Bücher