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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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besänftigten ihren Zorn.
    »Gott, es tut mir leid«, sagte Elizabeth. »Wie geht's dir überhaupt?«
    »Mir fehlt weiter nichts. Ich habe mir beim Zuschlagen fast die Hand gebrochen und mich irgendwie am linken Knie verletzt; es tut höllisch weh. Aber ansonsten ist alles in Ordnung.«
    »Geschieht dir recht«, sagte sie und fügte dann rasch hinzu:
    »Aber trotzdem küsse ich dich überall, wenn wir uns morgen wiedersehen.«
    Michael zögerte. Elizabeth, deren Radar mit voller Leistung arbeitete, fragte: »Du kommst doch morgen heim, nicht wahr, Michael?«
    »Leider ist etwas dazwischengekommen. Ich muß noch einen Tag hierbleiben.«
    »Etwas ist dazwischengekommen? Michael, da mußt du dir schon was Besseres einfallen lassen!«
    »Das ist die Wahrheit. Ich würde dir gern sagen, worum es geht, aber das darf ich nicht.«
    »Warum kann kein anderer diese Sache erledigen?«
    »Weil ich der einzige bin, der das kann.« Michael zögerte.
    »Eines kann ich dir jedenfalls sagen - der Befehl ist direkt vom Präsidenten gekommen.«
    »Von wem er kommt, ist mir scheißegal«, fauchte Elizabeth.
    »Du hast versprochen, rechtzeitig zurückzukommen. Du hast dein Versprechen nicht gehalten.«
    »Elizabeth, darauf habe ich keinen Einfluß.«
    »Bockmist! Du hast alles unter Kontrolle. Du tust nur, was dir paßt. Das hast du schon immer getan.«
    »Nur ein zusätzlicher Tag, dann komme ich heim. Ich fliege gleich nach New York. Ich bin rechtzeitig zur Implantation da.«
    »Ach, weißt du, Michael, ich möchte dich nicht belästigen.
    Warum hängst du nicht noch ein paar Tage in London an und gehst ins Theater oder sonstwas?«
    »Das ist unfair, Elizabeth, und bringt uns nicht weiter.«
    »Du hast absolut recht, Michael, daß es unfair ist!«
    »Aber ich kann nichts daran ändern.«
    »Was du auch tust, Michael, beeil dich nicht! Ich weiß gar nicht, ob ich dich im Augenblick sehen will.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht. Ich weiß nur, daß ich wütend und verletzt und von dir enttäuscht bin. Und ich habe Angst und kann's nicht fassen, daß du mich so im Stich läßt.«
    »Die Entscheidung liegt nicht bei mir, Elizabeth. Es ist mein Beruf. Ich habe keine andere Wahl.«
    »Doch, die hättest du, Michael. Du könntest dich auch anders entscheiden. Das ängstigt mich am meisten.«
    Sie schwieg einen Augenblick, so daß nur das leise Zischen der Satellitenverbindung zu hören war. Michael fiel nichts ein, was er noch hätte sagen können. Er wollte ihr sagen, daß er sie liebe, daß die Sache ihm leid tue, aber das kam ihm dumm vor.
    Schließlich sagte Elizabeth: »Am Telefon in Heathrow, unmittelbar vor dem Überfall, hast du gesagt, du wolltest mir etwas erzählen.«
    Michael dachte an die Augenblicke vor dem Terroranschlag in Heathrow zurück und erinnerte sich daran, daß er Elizabeth von seinen Erkenntnissen über Sarah hatte erzählen wollen.
    Aber jetzt wollte er die Situation auf keinen Fall dadurch verschlimmern, daß er Elizabeth erzählte, er habe wegen der Ermordung seiner früheren Geliebten ermittelt.

    »Ich weiß nicht mehr, worüber wir geredet haben«, behauptete Michael.
    »Mein Gott, du bist ein miserabler Lügner, Michael«, sagte Elizabeth seufzend. »Ich dachte, zur Ausbildung eines Spions gehört es, Leute zu täuschen.« Sie machte eine Pause und wartete, ob er etwas sagen würde, aber ihm fiel nichts mehr ein.
    »Alles Gute für morgen, Michael, was immer du tust. Ich liebe dich.«
    Sie legte auf. Michael wählte rasch noch einmal, aber als die Verbindung zustande kam, war am anderen Ende nur das ärgerliche Tröten des Besetztzeichens zu hören. Elizabeth hatte offenbar den Hörer neben das Telefon gelegt. Er versuchte es noch mal, aber als er wieder nicht durchkam, legte er auf und ging nach unten, um Helens Abendessen durchzustehen.
    »Vielleicht solltest du Carter bitten, einen anderen zu schicken«, sagte Graham.
    Sie saßen im Garten an einem schmiedeeisernen Tisch und rauchten Grahams ägyptische Zigaretten. Der Regen hatte aufgehört, und der Mond erschien immer wieder zwischen Wolkenlücken.
    »Wir können keinen anderen schicken. Sie haben ausdrücklich mich verlangt. Sie kennen mich. Geht ein anderer hin, geht alles den Bach runter.«
    »Hast du schon mal dran gedacht, daß du geradewegs in eine Falle tappen könntest? Wir leben in gefährlichen Zeiten, Michael. Vielleicht möchte das Schwert von Gaza gern einen CIA-Mann umlegen - vor allem nach deinem heutigen

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