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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Auftritt in Heathrow.«
    »Mein Tod würde diesen Leuten nichts nützen. Du weißt so gut wie ich, daß sie nie unüberlegt morden. Sie töten nur, wenn sie glauben, dadurch ihre Sache zu fördern.«
    »Elizabeth ist wohl nicht gerade begeistert von der neuen Situation?«

    »Das ist sehr zurückhaltend ausgedrückt. Sie weiß nicht, was ich morgen tue, aber es gefällt ihr nicht.« Michael erzählte ihm alles. Obwohl die Art ihrer Arbeit oft professionelle Diskretion erforderte, hatten Graham und er kaum persönliche Geheimnisse voreinander.
    »Hoffentlich weißt du, was du tust, Kumpel. Klingt ziemlich ernst, wenn du mich fragst.«
    »Ich brauche im Augenblick keinen Eheberater. Ich weiß, daß ich Scheiße mache, aber ich will unbedingt hören, was Awad zu sagen hat.«
    »Aus meiner Erfahrung mit diesen Dreckskerlen schließe ich, daß es nichts Brauchbares sein wird.«
    »Er würde sich nicht selbst in Gefahr bringen, wenn er uns nichts zu erzählen hätte.«
    »Warum schnappt ihr euch den Kerl nicht einfach und bringt ihn hinter Gitter? Oder legt ihn gleich um, was noch besser wäre.«
    »Die Versuchung ist da, aber so arbeiten wir nicht. Außerdem würden sie dann noch brutaler zurückschlagen.«
    »Viel brutaler als heute geht's nicht, mein Lieber.«
    Aus Richtung Sloane Square war eine Sirene zu hören.
    Michael dachte reflexartig an Sarah.
    »Hast du übrigens Freund Drosdow gefunden?« fragte Graham.
    Michael nickte.
    »Hat er dir was Brauchbares erzählt?«
    »Er hat mir sogar ziemlich weitergeholfen. Er hat gewußt, wer ich bin. Und er hat mir erzählt, warum Sarah ermordet worden ist.«
    Michael erzählte ihm die ganze Geschichte. Als er fertig war, sagte Graham: »Mein Gott, das tut mir leid, Michael. Ich weiß, wieviel sie dir bedeutet hat.«

    Michael zündete sich eine neue Zigarette an. »Du hast keinem aus deinem Team erzählt, daß ich Drosdow besuchen wollte, stimmt's?«
    »Soll das ein Witz sein? Sie würden mich abschießen, wenn sie das erführen. Wie kommst du darauf?«
    »Weil zwei Kerle in einem weißen Ford-Lieferwagen die ganze Strecke hinter mir hergefahren sind und mich dann bis zum Flughafen begleitet haben.«
    »Nicht unsere Leute. Vielleicht hat Wheaton dich überwachen lassen.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Ein trickreicher Bursche, euer Wheaton. Die Gentlemen in der Führungsetage am Vauxhall Cross können den Tag, an dem er endlich nach Langley zurückkehrt, kaum noch erwarten, um eine Siegesfeier zu veranstalten.«
    »Hat er den SIS von dem morgigen Treff mit Awad informiert?«
    »Nicht daß ich wüßte, und ich stehe auf der Liste der Leute, die solche Dinge erfahren.«
    »Und ich kann mich darauf verlassen, daß dein Team nichts davon erfährt, Graham?«
    »Natürlich. Es gelten die üblichen Regeln, mein Lieber.«
    Graham warf seine Kippe unter den winterlich kahlen wilden Wein an der Hauswand. »Du bist nicht zufällig auf der Suche nach einem erfahrenen zweiten Mann für morgen?«
    »Wie lange liegt dein letzter Einsatz zurück?«
    »Eine ganze Weile, ähnlich lange wie bei dir. Aber manche Dinge verlernt man nie. Außerdem wäre ich an deiner Stelle froh, wenn mir jemand von jetzt ab den Rücken freihielte.«

25
    WASHINGTON, D.C.
     
    Paul Vandenberg schaltete die Fernseher in seinem Büro ein und registrierte die Aufmacher der Nachrichtensendungen aller drei Fernsehgesellschaften gleichzeitig. Jede widmete ihren gesamten ersten Nachrichtenblock dem Terroranschlag auf dem Flughafen Heathrow mit Live-Reportagen aus London, dem Weißen Haus und dem Nahen Osten sowie ausführlichen Hintergrundberichten über das Schwert von Gaza. Der Tonfall dieser Reportagen war im allgemeinen positiv, obwohl anonyme diplomatische Quellen in Europa sich erneut kritisch über die amerikanischen Luftangriffe äußerten.
    Mit Kritik aus Europa konnte Vandenberg leben. Der Kongreß war mit an Bord - selbst einige der überzeugten Tauben unter den Demokraten, Andrew Sterling zum Beispiel, Beckwiths unterlegener Gegner, hatten sich hinter den Präsidenten gestellt -, und die New York Times und die Washington Post hatten seinem Kurs in Leitartikeln ihren Segen gegeben.
    Trotzdem würden zwanzig amerikanische Zivilisten, die in Leichensäcken heimkehrten, die öffentliche Zustimmung zu Entscheidungen des Präsidenten zurückgehen lassen.
    Vandenberg stand auf und mixte sich einen Wodka mit Tonic, den er in kleinen Schlucken trank, während er seinen Schreibtisch aufräumte und die

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