Der Mammutfriedhof
Aufblitzen in den dunklen Augen seines Gegners gesehen und den Angriff erahnt, noch ehe sich das Krummschwert bewegt hatte. Er riss Alton hoch und fing sicher den Hieb des Gegners ab.
Ein seltsamer Ton ging von der transparenten Schneide des Schwertes aus und stieg klagend in die Luft. Keltur sprang zurück und starrte verwundert auf die ungewöhnliche Waffe. Erst jetzt schien er das fluoreszierende Leuchten der Schneide zu bemerken.
Wieder griff der Sasge an. Er handhabte sein kurzes Krummschwert geschickt und mit ungeheurer Schnelligkeit. Sein Körper bewegte sich elastisch und federnd. Allerdings war seine Aufmerksamkeit nur zum Teil auf seine Angriffe gerichtet. Vielmehr beobachtete er das Gläserne Schwert Mythors und lauschte fasziniert dem klagenden Ton.
Mythor kämpfte sicher und schnell. Die meisten Angriffe seines Gegners wehrte er einfach dadurch ab, dass er seinen Oberkörper nach hinten oder zur Seite bog, den Stich des Sasgen ins Leere laufen ließ und gleichzeitig selbst einen Angriff vortäuschte, der Keltur immer zu einem plötzlichen Rückzieher zwang.
Schon nach kurzer Zeit ging der Atem des Sasgen pfeifend.
Die Anstrengung des Kampfes zeichnete sich auf seiner schweißnassen Stirn und seinem verzerrten Gesicht ab. Seine Bewegungen wurden langsamer und ungelenker. Seine Hiebe verloren an Kraft.
Der Hüne wich immer weiter zurück. Schon bald spürte er die Bordwand des Bootes im Rücken. Er lehnte sich dagegen und nahm sein Schwert in beide Hände. Er schlug kreuzweise die Waffe durch die Luft und versuchte seinen Gegner so fernzuhalten.
Mythor trat einen Schritt zurück und ließ sein Schwert sinken. Allmählich verstummte der Ton, der bisher den Kampf begleitet hatte. Auch Keltur ließ beide Arme sinken. Er atmete schwer. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig.
Die buschigen Augenbrauen des Sasgen waren hochgezogen. Mit großen Augen starrte er auf das matt leuchtende Schwert. Das Boot hatte durch den Kampf zu schwanken begonnen und wiegte nun die beiden Männer. Das Jubelgeschrei auf den Stegen der Pfahlstadt hatte aufgehört.
»Was ist das für ein Schwert?« murmelte Keltur. »Wie kann man mit einem Schwert aus Glas kämpfen?«
Mythor hob Alton bis in Brusthöhe. »Du hast es gesehen«, antwortete er.
Der Sasge nickte langsam. Seine Augen waren wieder schmal geworden. »Ja, ich habe es gesehen«, sagte er. »Aber noch bin ich nicht geschlagen!«
Plötzlich stieß er sich von der Bordwand ab und blieb leicht nach vorn gebeugt sprungbereit stehen. Die rechte Hand hielt das Krummschwert leicht erhoben, in der linken blitzte ein Messer.
Mythor hatte nicht gesehen, woher der Sasge die zusätzliche Waffe hatte. Vermutlich hatte er den Dolch unter seinem Hüftschutz verborgen getragen.
Auch Mythor knickte in den Knien ein wenig ein, um einen elastischeren Stand zu haben und um schneller auf Angriffe reagieren zu können. Er streckte den rechten Arm nach vorn und richtete die Spitze Altons auf die Brust des Sasgen.
»Lass dein Schwert klagen, Fremder«, höhnte Keltur. »Es wird sich mit deinem eigenen Klagegeschrei vermischen!«
Die beiden Männer blickten sich gegenseitig in die Augen. Sekundenlang starrten sie sich so an. Mordlust funkelte in den schwarzen Augen des Sasgen.
Mythor bewegte sich zuerst. Er machte einen Schritt nach vorn und stieß mit dem Schwert zu. Keltur wich aus, schlug sein Krummschwert gegen Alton und stach mit dem Dolch gleichzeitig nach Mythor. Der Stich ging fehl, weil Mythor sich sofort zur Seite warf und einen neuen, harten Schlag gegen Kelturs Krummschwert ausführte.
Der Sasge stieß einen unterdrückten Schrei aus, in dem sich Wut und Schmerz mischten. Das Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen. Es beschrieb einen flachen Bogen, flog auf die Bordwand und trennte dort einen kräftigen Span aus dem harten Holz.
Keltur fluchte und sprang hinter seiner Waffe her. Sekunden bevor er sie erreichte, rutschte sie ab und fiel ins Meer. Keltur starrte dem Schwert mit großen Augen nach, als ob er es so zurückhalten könne. Seine Hand krampfte sich verzweifelt um die Bordwand.
Das Gesicht des Sasgen war von Hass verzerrt, als er sich zu Mythor umdrehte. Er war bleich geworden. Seine ohnehin blutleeren Lippen wirkten grau wie der Mund eines Toten.
»Mit welchen Mächten stehst du im Bunde?« stieß Keltur heiser hervor. »Welche Dämonen kannst du beschwören?«
Mythor antwortete nicht. Sein Gegner besaß noch eine gefährliche Waffe. Er ließ das
Weitere Kostenlose Bücher