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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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der Reling eingedrungen. Nottr hatte Mühe, seine Waffe wieder zu befreien.
    »Die Königin von Nyrngor benötigt noch ihr Schiff«, sagte Elivara. »Noch ist es zu früh, dass du es zerhackst!«
    »Das Fieber des Kampfes verhindert oft die richtige Einteilung der Kraft eines Mannes«, entschuldigte Sadagar den Lorvaner spöttisch.
    Nottr zuckte hilflos mit den Achseln. Aber man sah ihm an, dass es ihm gutgetan hatte, sein Schwert benutzen zu dürfen. Er hatte sich auf der Kurnis nicht wohl gefühlt, als er tatenlos warten musste, dass Mythor aus der Schlacht zurückkehrte. Den gutmütigen Spott des Steinmanns nahm er nicht krumm.
    Die Boote der Sasgen waren inzwischen weit zurückgeblieben. Ohne Antrieb schaukelten sie sanft auf den leichten Wellen des Meeres.
    Einige hundert Meter hinter den Booten bewegten sich zahllose Köpfe in ungeordneter Formation auf die Schiffe zu. Auf einigen der Köpfe saßen lederne Helme, die mit Stierhörnern verziert waren. Es sah aus wie eine schwimmende Herde von Kühen auf einer überfluteten Weide.
    »Eine größere Erniedrigung hättest du den Sasgen nicht zufügen können«, sagte Elivara nachdenklich zu Mythor. »Zwar ist es ein Volk, das viel auf dem Meer lebt und immer nur vom Wasser her angreift, aber schwimmen zu müssen gilt als Schande.«
    Die Sasgen hatten sich nach dem plötzlichen Ende des Kampfes in Urguth ins Meer gestürzt und versucht, schwimmend ihre Boote zu erreichen. Da der Großteil ihrer Flotte verbrannt war, waren sie auf die fünf restlichen Boote angewiesen, die Mythor von der Pfahlstadt weggerudert und erst weit draußen auf dem Meer freigegeben hatte.
    »Es war unsere einzige Chance«, verteidigte sich Mythor. »Nur auf diese Weise konnten wir die Krieger aus der Pfahlstadt weglocken und gleichzeitig verhindern, dass sie einen neuen Angriff versuchten.«
    »Du hast recht, Mythor«, bestätigte Kalathee. »Wenn die Sasgen sich auf die restlichen fünf Boote verteilt haben, werden sie so hoffnungslos überfüllt sein, dass sie wohl so schnell nicht wieder angreifen werden.«
    »Ein guter Plan«, warf Sadagar ein.
    »Das nächstemal wird ihnen auch wohl kaum ein Überraschungsangriff gelingen«, fuhr Elivara fort. »Die Bewohner Urguths sind gewarnt. Bisher haben sie darauf vertraut, unangreifbar zu sein, weil niemand vom Land her die Stadt erreichen konnte. Der Mammutfriedhof ist undurchdringlich, und er umschließt die Pfahlstadt vollkommen. Doch jetzt wissen sie, dass Krieg und Gefahren auch von der Seite des Meeres her drohen.«
    »Eine verlorene Schlacht für die Sasgen«, stellte Nottr fest.
    Noch immer hielt er sein Schwert kampfbereit in der Hand.
    »Aber sie werden die Niederlage nie vergessen«, sagte Elivara nachdenklich. »Keltur, ihr Fürst, vergisst nie. Er ist ein rachsüchtiger Mann!«
    »Ich glaube dir«, sagte Mythor. »Ich habe mit ihm gekämpft, und ich habe das wilde Feuer in seinen Augen gesehen.«
    »Der Fluch, den er dir nachgeschleudert hat, war bis auf die Kurnis zu hören«, ergänzte der Steinmann. »Ein Mann, der solch einen Fluch ausstößt, ist gefährlich. Denkt an meine Worte und vergesst sie niemals!«
    Inzwischen hatte der Großteil der Sasgen die fünf Boote erreicht. Sie zogen sich an den Bordwänden hoch und ließen sich erschöpft in das Innere fallen. Mit jedem neuen Krieger, der hineinkletterte, sanken die Boote tiefer ins Wasser. Schon nach kurzer Zeit lagen sie so tief, dass die Oberfläche des Wassers knapp unter der Oberkante der Bordwand lag.
    Die Männer saßen und standen so dicht gedrängt auf den Ruderbänken, dass es nicht möglich war, die Riemen gleichmäßig durch das Wasser zu ziehen. Die einst so stolze Flotte der sasgischen Krieger war nur noch ein träger und nahezu unbeweglicher Haufen von überfüllten Kähnen. Jedes andere noch so plumpe Schiff wäre schneller gewesen.
    Langsam entfernten sich die Sasgen in nördlicher Richtung. Am Heck des letzten der Boote stand ein Hüne von einem Mann. Er stand breitbeinig und hatte beide Hände in die Hüften gestemmt. Ein dichter schwarzer Vollbart umrahmte sein Gesicht. Seine dunklen Augen lagen unter buschigen Augenbrauen tief in ihren Höhlen. Er zuckte nicht mit den Wimpern. Mit starrem, schneidendem Blick beobachtete er die Kurnis, die immer weiter zurückblieb.
    Der schwarzbärtige Sasge starrte auf einen Mann, der an der Reling der Kurnis stand und seinerseits den Booten der sasgischen Krieger nachsah.
    Der Mann war groß und schlank, dabei aber sehr

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