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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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nicht einfach sein. Aber wir werden es versuchen!«
    Mit einem leisen Knirschen schwang die Tür der Hütte auf. Mythor und Elivara fuhren herum. Ein Wächter erschien im Türrahmen. Er hielt den Kopf gesenkt, die Arme hingen schlaff an seinem Körper herunter. Schwer stützte er sich gegen den Türpfosten. Unendlich langsam drehte er sich um sich selbst. Sein kurzes Schwert entglitt seiner kraftlosen Hand. Dann gaben die Beine des Mannes nach, und er rutschte an der Wand hinab zu Boden.
    Bewegungslos blieb er liegen. Ein leises Schnarchen drang aus dem halb geöffneten Mund.
    »Er auch?« flüsterte Elivara.
    Mit wenigen Schritten hatte Mythor den Mann erreicht. Er beugte sich über ihn und schüttelte ihn. Doch die Wache rührte sich nicht. Er schlief ebenso fest wie Nottr, Sadagar und Kalathee.
    Vorsichtig spähte Mythor aus der Hütte des Ratschlags hinaus. Auf dem kleinen Vorplatz brannte ein hohes Feuer, überall standen Fackeln und Öllampen. Die gesamte Umgebung der Hütte war gut erleuchtet. Mythor konnte alles genau überblicken.
    Ungefähr zwanzig Männer lagen bunt durcheinandergewürfelt um das Feuer und in den seitlichen Gassen auf dem Boden. Sie lagen bewegungslos. Die meisten von ihnen schnarchten laut.
    »Was bedeutet das?« fragte Elivara. Neben Mythor verließ sie das Gebäude, das ihnen als Gefängnis gedient hatte. Vorsichtig überquerten sie den erleuchteten Vorplatz.
    Die ganze Pfahlstadt lag still wie in tiefem Schlaf. Außer dem Schnarchen der Männer war kein Laut zu hören.
    »Ist das ein Zauber, der hier wirksam wird?« fragte Elivara leise. »Gibt es eine Macht, die ihre schützende Hand über uns hält?«
    Ein leises Kichern folgte den Worten. Mythor und Elivara fuhren herum. Mythor glaubte im Schatten einer Hütte eine huschende Gestalt entdeckt zu haben, doch als er die Stelle erreichte, war niemand zu sehen.
    »Jemand ist in der Nähe«, flüsterte Elivara. »Ich spüre es deutlich!«
    Wie zur Bestätigung der Worte hörten sie leise, trippelnde Schritte.
    »Hörst du?« flüsterte Elivara. »Jemand beobachtet uns!« Sie ergriff Mythors Hand und drückte sie.
    Wieder erscholl dieses leise Kichern, diesmal von der anderen Seite des Platzes. Doch wieder war niemand zu sehen. Außer vielleicht ein Schatten, der für die Dauer eines Augenaufschlags über eine der fahlen Knochenwände huschte.
    »Was wird hier gespielt?« fragte Elivara.
    Mythor konnte ihr keine Antwort geben. Er beugte sich über eine der schlafenden Wachen und untersuchte den Mann. Er suchte nach Wunden oder irgendwelchen Zeichen von Gewaltanwendung. Er fand nichts. Der Mann lag einfach friedlich da und schlief.
    Mythor griff die Wache an der Schulter und schüttelte sie. Dann versuchte er den Mann mit leisen Schlägen auf die Wange aufzuwecken. Es war vergeblich. Er schlief tief und fest.
    Plötzlich wieder dieses helle Kichern und anschließend Worte, die so tief und dumpf klangen, als kämen sie aus einer Gruft.
    »Du weckst ihn nicht auf, Mythor«, sagte die Stimme. »Lass ihn ruhen!«
    Im flackernden Licht einer Fackel stand eine Gestalt. Sie war groß, aber ungewöhnlich hager. Ein einfaches Tuchkleid schlotterte um den ausgemergelten Körper. Die Gestalt war barfuß. Dürre, knochige Füße ragten unter dem Saum des Kleides hervor.
    Langsam bewegte sich die Gestalt und ging auf Mythor zu. Das Licht des Feuers tanzte auf ihrem Gesicht. Es war grau und eingefallen. Die blutleeren Lippen waren so dünn, dass der Mund wie ein schmaler Strich aussah. Das ganze Gesicht bestand aus unzähligen Falten, die das hohe Alter eingegraben hatte. Das schlohweiße Haar war von silbrigen Strähnen durchzogen. Es war zu einem langen Zopf geflochten, der bis zur Hüfte hinabreichte. Dort, wo die Gestalt gestanden hatte, kroch ein armlanger schwarzer Lurch über den Boden und verschwand im Schatten einer schmalen Gasse.
    »Sanderholm«, flüsterte Mythor.
    »Der Schlafende Fischer?« fragte Elivara und starrte die dürre Gestalt mit großen Augen an.
    »Der bin ich«, bestätigte Sanderholm, als er die beiden erreicht hatte. »Ich begrüße euch in meiner Stunde dieser Nacht!«
    Mythor grüßte mit einem Kopfnicken. »Dann ist dies dein Verdienst?« fragte er und deutete auf die fest schlafenden Wachen.
    »Zum Teil«, sagte Sanderholm. »Den meisten Anteil an der Sache hatte Helar. Es ist die Frau, die deine Hand versorgt hat, Mythor. Sie hat ein Pülverchen gemischt und es dem Essen der Wachen beigegeben. Sie werden schlafen, bis

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