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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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ein Zimmer.«
    »Wie viele Fenster?«
    »Zwei.«
    »Zum Hof?«
    »Nein, mit Seeblick.«
    Gunvald Larsson biß sich auf die Unterlippe. Die Adern auf seiner Stirn schwollen abermals an.
    »Nur ruhig«, sagte Melander. »Er hat also ein Zimmer im ersten Stock mit zwei Fenstern auf den Hof hinaus. Sind Sie sicher, daß er jetzt dort ist?«
    »Ja«, sagte sie, »daß weiß ich genau.«
    »Haben Sie einen Schlüssel?« fragte Melander freundlich.
    »Nein, nein, es gibt nur einen.«
    »Und er hat abgeschlossen?« warf Martin Beck ein.
    »Da können Sie Gift drauf nehmen.«
    »Geht die Tür nach innen oder nach außen auf?« wollte Gunvald Larsson wissen. Sie überlegte. Schließlich sagte sie: »Nach innen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Wie viele Wohnungen gibt es im Hinterhaus?« fragte Beck.
    »Tja, wohl vier oder so.«
    »Und was ist im Erdgeschoß?«
    »Eine Werkstatt.«
    »Kann man die Tür zum Vorderhaus von den Fenstern aus sehen?« fragte Gunvald Larsson.
    »Nein, den Riddarfjord. Und ein Stück vom Rathaus. Und das Königliche Schloß!«
    »Jetzt reicht's!« sagte Gunvald Larsson. »Schafft sie raus.« Das Mädchen machte eine heftige Bewegung.
    »Einen Augenblick«, sagte Melander.
    Im Raum wurde es still. Gunvald Larsson sah Melander abwartend an.
    »Darf ich nicht gehen?« fragte das Mädchen. »Ihr habt es mir versprochen.«
    »Ja«, antwortete Melander. »Sie dürfen bestimmt gehen. Wir müssen nur vorher kontrollieren, ob Sie die Wahrheit gesagt haben, Ihretwegen. Aber ich habe noch eine Frage.«
    »Ja, was denn?«
    »Er ist nicht allein, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte das Mädchen sehr leise.
    »Wie heißen Sie übrigens?« fragte Gunvald Larsson. »Das kann euch scheißegal sein.«
    »Raus mit ihr«, sagte Gunvald Larsson.
    Melander stand auf, öffnete die Tür zum Nebenzimmer und sagte:
    »Rönn, wir haben hier eine Dame. Darf sie eine Weile bei dir im Zimmer warten?« Rönn erschien in der Türöffnung. Seine Augen waren gerötet. Ebenso seine Nase. Er betrachtete die Szene.
    »Natürlich«, sagte er.
    »Verzieh dich«, knurrte Gunvald Larsson.
    »Ist sie ein Ehrengast?«
    »Den Eindruck habe ich«, antwortete Melander, hielt die Tür auf und sagte höflich:
    »Bitte schön.«
    Das Mädchen stand auf und ging. In der Türöffnung blieb sie ste-hen und ließ einen eiskalten Blick von Gunvald Larsson zu Martin Beck wandern. Diese beiden hatten ihre Sympathie augenscheinlich nicht erringen können. Ein Fehler in der psychologischen Grundaus-bildung, dachte Martin Beck.
    Dann sah das Mädchen Melander an und sagte zögernd: »Wer wird ihn festnehmen?«
    »Wir«, antwortete Melander freundlich. »Dafür ist die Polizei ja da.«
    Das Mädchen rührte sich nicht, sah noch immer Melander Schließlich sagte es: »Er ist gefährlich.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sehr gefährlich. Er schießt. Bestimmt wird er mich umlegen.«
    »Nicht so bald«, warf Gunvald Larsson ein.
    Das Mädchen beachtete ihn nicht. »Er hat zwei Maschinenpistolen im Zimmer. Geladen. Und einen gewöhnlichen Revolver. Er gesagt…«
    Martin Beck schwieg. Er wollte Melander die Antwort überlasse und hoffte gleichzeitig, daß Gunvald Larsson den Mund halte würde.
    »Was hat er gesagt?« fragte Melander.
    »Daß er sich niemals lebend fangen lassen wird. Und das meint er auch so.« Nach einigen Sekunden fügte sie hinzu: »Das wollte ich nur noch sagen.«
    »Danke«, antwortete Melander und machte die Tür hinter ihr »So was«, staunte Gunvald Larsson.
    »Beschaffe einen Durchsuchungsbefehl vom Staatsanwalt«, sag Martin Beck, sobald die Tür zu war. »Her mit dem Stadtplan!«
    Die Blaupause des Stadtplans lag auf dem Tisch, noch ehe Melander sein kurzes Telefongespräch, das ihr Vorhaben legitimierte, beendet hatte.
    »Es kann unangenehm werden«, meinte Martin Beck.
    »O ja«, sagte Gunvald Larsson, zog die Schreibtischschublade auf, nahm seine Dienstpistole heraus und wog sie einen Augenblick lang in der Hand. Martin Beck trug wie die meisten schwedischen Polizeibeamten in Zivil die Pistole im Schulterhalfter, wenn er eine Waffe benötigte. Gunvald Larsson dagegen hatte sich einen speziellen Clip besorgt, mit dem er das Halfter am Hosenbund festmachen konnte. Nun befestigte er die Pistole über der rechten Hüfte und sagte: »Okay, ich nehme ihn selbst fest. Kommst du mit?«
    Martin Beck sah Gunvald Larsson nachdenklich an, der gut und gerne einen halben Kopf größer war als er und riesenhaft wirkte, wenn er stand.
    »Das ist die

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