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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Armbanduhr bekleidet. Sie stand reglos mit dem Rücken zur Wand auf der anderen Seite des Bettes und starrte zuerst auf die Maschinenpistole und dann auf den riesenhaften blonden Mann im Tweedanzug. Sie machte nicht den geringsten Versuch, sich zu bedecken. Sie war ein recht hübsches Mädchen mit kurzgeschnittenem Haar und langen, schlanken Beinen. Die jungen Brüste hatten große hellbraune Spitzen, und vom Nabel zu der feuchten dunkelbraunen Schoßbehaarung zog sich ein ausgeprägter, dunkler Strich. Sie hatte auch kräftige, dunkle Haare in den Achselhöhlen. Auf Schenkeln, Oberarmen und Brüsten hatte sich bereits eine Gänsehaut gebildet.
    Ein Bursche aus der Werkstatt unten im Erdgeschoß glotzte verdutzt durch die zerstörte Tür.
    Martin Beck wurde sich des Absurden der Situation bewußt, und zum erstenmal seit langer Zeit flog ein Zucken über seine Mundwinkel. Er selbst stand mitten in einem Zimmer, in einem hellen Raum, und zeigte mit seiner 7,65er Walther auf zwei nackte Menschen, während ihn ein Bursche mit blauer Tischlerschürze und mit einem Zollstock in der rechten Hand anstarrte.
    Martin Beck steckte die Pistole ein. Ein Polizist tauchte vor der Tür auf und jagte den unerwünschten Zuschauer fort.
    »Was ist denn?« stammelte das Mädchen.
    Gunvald Larsson streifte sie mit einem mißbilligenden Blick und sagte: »Ziehen Sie sich an.« Einen Augenblick später fügte er hinzu: »Wenn Sie etwas dahaben.«
    Den linken Fuß auf der Maschinenpistole, befahl er dann dem Räuber: »Sie auch. Zieht euch an.«
    Der Räuber war ein gutgewachsener, muskulöser junger Mann mit en, hellen Haaren auf Armen und Beinen, sonnengebräunt, abgesehen von einem schmalen weißen Streifen über dem Unterleib. Er erhob sich langsam, hielt die rechte Hand vor sein Geschlechtsteil und sagte: »Diese gottverdammte Nutte.«
    Ein zweiter Polizist kam ins Zimmer und glotzte. Das Mädchen stand noch immer reglos da und preßte die Handflächen - die Finger gespreizt - an die Wand; doch der Ausdruck in ihren braunen Augen verriet, daß sie sich bald bewegen würde.
    Martin Beck sah sich im Zimmer um und entdeckte ein blaues Baumwollkleid über der Lehne eines Korbstuhls. Auf dem Stuhl lagen ein Slip, ein Büstenhalter und ein Einkaufsnetz. Auf dem Fußboden standen ein Paar Sandalen. Er gab ihr das Kleid und fragte: »Wer sind Sie?«
    Das Mädchen griff mit der rechten Hand nach dem Kleid, zog es aber nicht an. Sie sah ihn mit klaren braunen Augen an und antwortete: »Ich heiße Lisbeth Hedvig Maria Karlström. Und wer sind Sie?«
    »Polizei.«
    »Ich studiere moderne Sprachen an der Stockholmer Universität, und ich habe bereits zwei Scheine in Englisch gemacht.«
    »Und das hier haben Sie also auf der Universität gelernt!« warf Gunvald Larsson ein, ohne sich umzudrehen.
    »Ich bin seit einem Jahr mündig und trage ein Pessar.«
    »Seit wann kennen Sie diesen Mann?« fragte Martin Beck.
    Das Mädchen machte noch immer keine Anstalten, sich anzuziehen. Statt dessen sah sie auf ihre Armbanduhr und sagte: »Seit genau zwei Stunden und fünfundzwanzig Minuten. Ich hab ihn im Vana-disbadet kennengelernt.«
    Im anderen Teil des Zimmers zog sich der Räuber ungeschickt seine Unterwäsche und Khakihosen an.
    »So kann man einer Dame nicht imponieren«, stellte Gunvald Larsson trocken fest.
    »Sie sind ein Tölpel«, sagte das Mädchen.
    »Meinen Sie?«
    Gunvald Larsson sagte dies, ohne den Räuber aus den Augen zu lassen. Er hatte das Mädchen nur ein einziges Mal angesehen. Mahnend und väterlich zugleich sprach er nun auf den Räuber ein.
    »Nun zieh schön das Hemd an, ja so. Und nun die Strümpfe. Gut so. Jetzt die Schuhe. Fort mit ihm, Jungens!«
    Zwei uniformierte Streifenwagenfahrer waren ins Zimmer gekommen. Nachdem sie die Szene einen Augenblick lang bewundert hatten, führten sie den Räuber ab.
    »Ziehen Sie sich nun auch an«, sagte Martin Beck zu dem Mädchen. Hastig streifte sie das Kleid über den Kopf, ging zum Stuhl, zog den Slip an und schlüpfte mit den Füßen in die Sandalen. Den Büstenhalter rollte sie zusammen und stopfte ihn in das Netz.
    »Weshalb verhaften Sie ihn?« fragte sie.
    »Sexualverbrechen«, antwortete Gunvald Larsson.
    Martin Beck sah, daß sie blaß wurde und zu schwanken anfing. Sie sah in fragend an. Er schüttelte den Kopf. Sie zitterte und sagte unsicher: »Soll ich…«
    »Das ist nicht nötig. Geben Sie Namen und Adresse beim Polizisten unten an. Auf Wiedersehen.«
    Das Mädchen

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