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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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die Meldung. Da ist jemand unten, der sagt, daß er was weiß.«
    »Worüber?«
    Gunvald Larsson war schon an der Tür.
    »Über den Parkräuber«, rief er.
    Einige Minuten später saß ihm am Schreibtisch ein Mädchen gegenüber. Sie war zwanzig Jahre, sah aber älter aus. Sie trug durchbrochene violette Strümpfe, hochhackige, vorn offene Schuhe und etwas, was man in diesem Jahr einen Minirock nannte. Ihr Dekolltete war, ebenso wie das hochtoupierte, blondierte Haar und die Aufmachung mit künstlichen Wimpern und gewaltigen Lidschatten, bemerkenswert. Ihr Mund war klein und blutigrot, und die Brüste hatte sie mit dem Büstenhalter hoch nach oben geholt.
    »Also, was wissen Sie?« fragte Gunvald Larsson ohne Umschweife.
    »Sie wollen etwas über den Mann im Vasapark und im Vanadislunden wissen«, entgegnete sie geschraubt, »zumindest hörte ich jemanden so etwas andeuten.«
    »Weshalb sonst sind Sie hergekommen?«
    »Hetzen Sie mich nicht«, entgegnete sie.
    »Was wissen Sie?« fragte Gunvald Larsson ungeduldig.
    »Warum denn gleich so unfreundlich? Merkwürdig, daß alle Greifer so mufflig sind.«
    »Wenn Sie auf eine Belohnung aus sind, muß ich Ihnen sage daß es keine gibt«, stellte Gunvald Larsson fest.
    »Ich scheiße auf das Geld«, sagte die Dame.
    »Weshalb sind Sie hergekommen?« fragte nun Martin Beck, so sanft er konnte.
    »Ich habe Geld genug«, sagte sie.
    Es war offensichtlich, daß sie - zu einem Teil wenigstens - auch gekommen war, um sich aufzuspielen. Und von diesem Vorsatz wollte sie sich nicht abbringen lassen. Martin Beck konnte die Adern auf Gunvald Larssons Stirn anschwellen sehen.
    »Ich verdiene wahrscheinlich eine ganze Menge mehr als ihr«, sagte das Mädchen schnippisch.
    »Ja, im Be…«, sagte Gunvald Larsson, unterbrach sich aber und fuhr fort: »Ich glaube, es tut nichts zur Sache, wie Sie Ihr Geld verdienen.«
    »Noch solch ein Wort, und ich gehe wieder«, drohte das Mädchen.
    »Sie gehen nirgendwohin«, entgegnete Gunvald Larsson.
    »Ist das hier vielleicht kein freies Land? Eine Demokratie oder wie das nun heißt?«
    »Weshalb sind Sie gekommen?« fragte Martin Beck erneut und fast genauso sanft wie beim erstenmal.
    »Ja, das möchten Sie wohl gerne wissen, was? Da sind Sie wohl neugierig. Ich hätte große Lust, Sie zu enttäuschen.«
    Es war Melander, der den toten Punkt überwand. Er hob den Kopf, nahm die Pfeife aus dem Mund, sah das Mädchen zum erstenmal voll an und sagte ruhig: »Nun erzähl mal, mein Mädchen.«
    »Über den im Vanadislunden und im Vasapark und so weiter?«
    »Ja, wenn Sie wirklich etwas wissen«, sagte Melander.
    »Und dann kann ich gehen?«
    »Natürlich.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort«, antwortete Melander.
    »Und er wird nichts davon erfahren?« Doch dann zuckte sie die Schultern und murmelte mehr zu sich selbst: »Das kann er sich ohnehin an den fünf Fingern abzählen.«
    »Wie heißt er?« fragte Melander.
    »Roffe.«
    »Und mit Nachnamen?«
    »Lundgren. Rolf Lundgren.«
    »Wo wohnt er?« wollte Gunvald Larsson wissen.
    »Luntmakargatan 57.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Dort«, antwortete das Mädchen.
    »Woher wissen Sie so sicher, daß er dort ist?« fragte Martin Beck.
    In den Augenwinkeln des Mädchens glitzerte es, und mit leichter Verwunderung stellte er fest, daß es Tränen waren.
    »Wer sollte es wissen, wenn nicht ich«, murmelte sie.
    »Die Dame ist also mit diesem Kerl befreundet«, sagte Gunvald Larsson. Sie starrte ihn an, ohne zu antworten.
    »Was für ein Name steht denn an der Tür?« fragte Melander.
    »Simonsson.«
    »Wem gehört die Wohnung?« wollte Martin Beck wissen.
    »Ihm, Roffe, glaube ich.«
    »Wie kommt dann der andere Name an die Tür?« warf Gunvald Larsson ein.
    »Er hat sie wohl zur Untermiete. Glaubt ihr, er ist solch ein Idiot, daß er seinen eigenen Namen an die Tür schreibt?«
    »Wird nach ihm gefahndet?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ist er auf der Flucht?«
    »Weiß ich nicht.«
    . »Natürlich wissen Sie das!« erwiderte Martin Beck. »Ist er vielleicht aus irgendeinem Gefängnis ausgebrochen?«
    »Nein, das nicht. Roffe hat noch nie gesessen.«
    »Bis jetzt«, sagte Gunvald Larsson.
    Sie starrte ihn haßerfüllt und mit blanken Augen an. Gunvald Larsson feuerte eine Salve von Fragen ab.
    »Luntmakargatan 57?«
    »Ja. Hab ich doch gesagt.«
    »Vorder oder Hinterhaus?«
    »Hinterhaus.«
    »Welcher Stock?«
    »Erster.«
    »Wie groß ist die Wohnung?«
    »Ein Zimmer.«
    »Küche?«
    »Nein, keine Küche, nur

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